Mein Newcomer des Jahres 2010 ist 'Gusti' Lenz, der mich mit seinem Debütalbum Count Dracula positiv überraschte. Anfang März diesen Jahres schiebt er einen weiteren Tonträger, "Kiss My Ass", nach und lässt wieder aufhorchen! Doch wer kennt den Münchner, der freiwillig in die Rheinmetropole Düsseldorf zog, um dort seiner musikalischen Kreativität mehr Freiraum zu gönnen?
Apropos Dracula: Ob ich mit meinem Geschmack, der sich Gustis Song- und Coverschmiederei zugehörig fühlt, auch bei anderen ankomme, ließ sich am letzten Wochenende prima testen! Während der gemütlichen Bierrunde, liefen im Hintergrund meine heißgeliebten AC/DC-Scheiben, aber auch die Bluesplatten von Henrik Freischlader gehörten dazu, sowie etliche Deutsch-, Classic- und Hard Rock-CDs vergangener Tage.
Als die Runde weitestgehend in tollen Erinnerungen vergangener Konzerte schwelgte und nach fast jedem Song ein großes »Ah« hervorrief, schob ich unbemerkt "Kiss My Ass" in meinen Player. Zunächst wurde dem Gehörten keine große Bedeutung beigemessen, bis etwas später Schwager Klaus nachfragte: »Wer issn ditte?«. Mit meiner knappen Antwort: »AL« war die Neugier meiner Gäste nun endgültig geweckt und man riet mir nachdrücklich an, den Silberling von A-Z durchlaufen zu lassen.
Dass die rheinischen Tonkonserven fortan mehrmals in meinem Player rekordverdächtige Rundenzahlen abspielten, bewerte ich mal als nicht abstoßend. Im Gegenteil! Selbst die gecoverten Stücke wie der Opener "Talk To Me", die folgenden "Ooh La La", "Knocking On Heavens Door" und "See You Later Alligator" wurden durch Gusti und Co. einer tollen Frischzellenkur unterzogen! Zwar werden den meisten Zuhörern die Oldies hinlänglich bekannt sein, doch durch die Aufpeppung der Handschrift des 'Gesangswunders' wirkt alles herrlich erfrischend! Apropos Gesangswunder! Der Typ beweist, dass man auch mit einer nikotinverseuchten Stimme eindrucksvoll singen kann. Sein Gesang ist so krass und übel, dass es schon wieder gut ist! Bei "Hip Hop Bob" krächzt er dermaßen ins Mikro, dass man meinen könnte, er speit eben mal seine Mandeln aus seiner Kehle.
Als Anspieltipp empfehle ich "Dolce Vita", ein Stück, das aus seiner Feder stammt und in dem er auch eine ansprechende Gitarre präsentiert. Die bringt er übrigens in jedem Song des Albums zum Tragen und spielte nebenbei in den Tracks 3-10 noch den Bass ein! Eben ein Tausendsassa! Bis auf den Rausschmeißer "Fly Away" erwarten den Konsumenten ausschließlich kurze, knackige Songs, die er selbst dem Garage Rock zuordnet. Mir ist es, anhand der täglich erweiterten Rock-Stilarten, ziemlich schnuppe, ob mir Garage-, Büro- oder Dachgeschoss-Rock geboten wird. Aus den Boxen muss es dampfen, muss mein Adrenalin gehörig angekurbelt werden. Wenn ich dabei auch noch unbewusst mitwippe, dann habe ich was ganz Feines in meinem Player. Und genau so ist es, wenn ich mir "Kiss My Ass" reinziehe!
Fazit: Kritik? Nein! Wünsche? Ja! Ich wünsche mir, dass die nächste Platte in der Spielzeit mehr ausgereizt wird und mindestens die Dreiviertelstunde knackt. Somit könnte ich bei meiner nächsten Party mehr Songs an einem Stück präsentieren und die Wiederhol-Taste reichlich schonen. AL hat sich bei mir vom Newcomer 2010 zum Geheimtipp 2011 hochgespielt! Ich empfehle dem Interessierten, sich die Platte unbedingt zuzulegen! Wem das noch nicht ausreicht, dem rate ich an, dem unteren YouTube-Link zu folgen.
Line-up:
August 'Gusti' Lenz (vocals, guitar, bass - #3-10)
Klaus Spangenberg (backing vocals - #2, bass - #2, drums & percussions)
Frauke Elbers (backing vocals - #3,10)
Georg Post (speaker - #10)
Tracklist |
01:Talk To Me (K. Cobain)
02:Kiss My Ass
03:Ooh La La (R. Lane / R. Wood)
04:The Vampire
05:Dolce Vita
06:Hip Hop Bob
07:Knocking On Heavens Door (B. Dylan)
08:What's Up
09:See You Later Alligator (Guidry / R. Charles)
10:Fly Away
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Externe Links:
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