Wer ist bloß auf diesen Bandnamen gekommen? Alabama Haircutters ... das lässt sich aber gut merken und man kann dabei auch noch schön fantasieren. Der Albumtitel "We Got Soul" ist schlichtweg eine Untertreibung. Die Kölner Combo hat auch Blues, Jazz, Funk und Gospel. So gesehen würde der Plattenname aber auch etwas zu lang werden. Der Frisörsalon hat fünf Mitarbeiter und wurde 2009 von Philipp Köbele (Gitarre) sowie Sven Ostrowski (Kontrabass) gegründet. Bernd Kaftan an den schwarzen und weißen Tasten, Schlagzeuger Gianni Legrottaglie und last but not least Marta Stencel (Vocals) vervollständigen die Coiffeur-Mannschaft.
Bei der Auswahl von Coversongs und deren Komponisten wie Minnie McCoy, Bessie Smith, Smokey Robinson oder Lillian Hardaway Henderson denkt man an einen eher traditionellen Haarschnitt. Aber was die Alabama Haircutters alleine aus diesen Vorlagen machen ist eine Lobeshymne wert. Damit hätte man nicht rechnen können. Die Kölner servieren uns allerfeinste Frisuren mit Strähnchen-Farbtupfern. Ja, das Quintett kreiert sein eigenes Hairstyling mit hohem künstlerischen Anspruch.
Das wie selbstverständlich klingende Verschmelzen von verschiedenen Stilen macht das Album zu einem unwiderstehlichen Hörvergnügen. Da kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die Alabama Haircutters eine wohl qualitativ hochwertige Ausbildung genossen haben. Die Faszination liegt in vielen Fakten begründet, zu denen jedes einzelne Mitglied seinen individuellen Beitrag leistet. Marta Stencel verfügt über eine hinreißende Stimme, die sich mit ihren Emotionen bestimmt aus vielen anderen hervorhebt. Philipp Köbele ist einem facettenreichen Spiel auf den Sechssaitern gesegnet und Bernd Kaftan serviert uns nicht nur eine Standard-Haarwäsche im Sinne von Klangteppichen. Kontrabassist Sven Ostrowski hat zusammen mit dem Schlagzeuger Gianni Legrottaglie den Groove im Dauerauftrag abonniert.
Alabama Haircutters sind cool und feurig. Köbele kann mit Blues-, Funk- und durchaus rockigem Spiel überzeugen. Die Coversongs und Eigenkompositionen verschmelzen zu einem herausragenden Hörerlebnis. Mal jazzig, mal bluesig, dann funkig entlassen uns die Künstler am Ende als sehr zufriedenen Kunden. Da ist eine Empfehlung dieses Salons via Mundpropaganda eine Selbstverständlichkeit und ein wiederholter Besuch zum 'Haircutting' garantiert.
"We Got Soul" ist definitiv eine der herzlichsten Einladungen im Sinne eines 'Kamm in'. Es gibt so viele Facetten der Alabama Haircutters-Musik zu entdecken. Diese Platte hat mehr mit einem Lockenstab als einem Haarglätter zu tun. Die magnetische Wirkung entfaltet sich im Handumdrehen. Weitere Spins offenbaren die Tiefe der Musik und schon an dieser Stelle kann man der Gruppe wegen eines Stücks wie "Nightmare" gratulieren. Hammer! Hut ab! Nein, solch ein Lied bedeckt man nicht mit einem Hut. Bei den Alabama Haircutters ist das Kaschieren ihrer fantasievollen Frisuren geradezu verboten. Die Band ist authentisch und erfindet eigene Kreationen.
Bei den zwölf Stücken kommt man sich vor, wie ein Kunde, der im Katalog blättert und sich nicht für einen neuen Haarschnitt entscheiden kann. Ein Song ist schöner als der nächste und bei diesem Stufenschnitt beginnt das Schnippeln ganz weit oben.
Schon lange ist mir keine so auf Anhieb überzeugende Platte in den Player gekommen. Die Tracks bieten durchaus auch einen Eindruck von den Live-Qualitäten der Kölner Combo ... nicht nur, weil alle Musiker mit ihren Soli für Abwechslung sorgen. Stencel singt einfach mit einer tollen Stimme.
Mit "We Got Soul" ist man überaus gerne bei den Alabama Haircutters zu Besuch. Diese Band steht einem immer wieder mit einer professionellen Beratung zur Seite. Kompliment! So schnell hat mich kaum jemand von seinem musikalischen Vermögen überzeugt. Wie heißt es so schön im Titelsong in einer Textzeile: »let the good times roll«. Dafür sorgen die Alabama Haircutters für fast vierundfünfzig Minuten. Eine Wiederholung ist dabei erwünscht.
Line-up:
Marta Stencel (vocals)
Philipp Köbele (guitars)
Bernd Kaftan (keyboards)
Sven Ostrowski (double bass)
Gianni Legrottaglie (drums)
Tracklist |
01:Preachin' The Blues (3:29)
02:What's The Matter With The Mill (3:57)
03:Those DJ Shows (3:03)
04:Trust No Man (5:54)
05:Lighthouse Blues (3:38)
06:Done Sold My Soul (3:56)
07:Jinx (3:52)
08:Bad Luck Soul Blues (4:49)
09:Low Down Woman (4:23)
10:Nightmare (7:22)
11:Nobody's Blues But Mine (4:56)
12:We Got Soul (4:38)
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