Wenn unser amerikanischer Freund Bill von Glass Onyon PR uns etwas über den großen Teich schickt, kann man mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass hier gewichtiges 'Ohrenfutter' im Anflug ist. Es handelt sich zumeist um Perlen, die hierzulande noch unentdeckt und somit völlig unbekannt sind. The Alarm Clock Conspiracy ist so ein Fall - ein ziemlich eindeutiger...
Die von einem Duo - sprich: den Sängern und Gitarristen Ian Reardon und Chris Carter - zu einem Quartett mutierte Band aus North Carolinas Hauptstadt Asheville schickt sich an, in die Fußstapfen des größten Sohnes dieser Provinzmetropole zu treten.
Nicht, dass ihr zweites Album "Harlequin" in die 'Gewichtsklasse' dieses Titanen gehören würde, doch The Alarm Clock Conspiracy deutet hier eindeutig großes Potenzial an.
Bereits der clevere Bandname kündet davon. Sind wir ehrlich - wer hat nicht schon hinter dem Klingeln des Weckers um Fünfe in der Frühe eine fiese Weltverschwörung vermutet? Aber das nur am Rande...
Betrachtet man das Cover sieht man einen seiltanzenden Clown. Das Backcover offenbart die Kehrseite des schönen Scheins - hinter der Maske des Possenreißers steckt auch nur ein einsames Irrlicht. Der Harlekin/Weißclown ist eben oftmals noch ärmer dran, als sein Alter Ego - der Dumme August...
Diese beiden Extreme spiegelt die Musik von "Harlequin" wider. Was spiegelnd-glänzend poliert beginnt, kippt im Lauf der guten Dreiviertelstunde in das schonungslos-schroffe Licht der Realität. Dabei schafft die Alarm Clock Conspiracy das nicht zu unterschätzende Kunststück, die Popmusik der Beatles (und ihrer amerikanischen Epigonen Wilco), mit dem anspruchsvollen Rock Pink Floyds und dem Alt. Country der Drive-by Truckers zu verbinden. Geht nicht, meint ihr? Hätte ich vor "Harlequin" auch vermutet...
Hier kam garantiert der erfahrene Produzent John Keane (für so manche Widespread Panic-Perle verantwortlich) ins Spiel, in dessen Studio in Athens/Georgia "Harlequin" produziert wurde. Der kratzt nicht nur - als alter Jamrocker - auch in musikalisch heikelsten Augenblicken elegant die Kurve, sondern steuert mit seiner Pedal Steel noch die entscheidenden depressiven Momente bei.
Der zweite Geniestreich war die Einbeziehung des Chuck Leavell-Buddys Randall Bramblett, der sich - wann immer er seine Hammond einsetzt - als ein Garant für zusätzliche Gänsehautmomente in Szene setzt.
The Alarm Clock Conspiracy startet mit astreinem anspruchsvollem Pop, gelegentlich mit einem Schlenker in Singer/Songwriter-Gefilde gewürzt. Die sich beim Gesang abwechselnden Herren Reardon und Carter beweisen dabei ein untrügliches Gespür für die geschmacksvolle Melodie und den 'catchy' Refrain. Der Titelsong und "Hard Driving Wheel" ragen aus diesem 'Block' ebenso heraus, wie das zum Heulen schöne "Too Much" oder der mit überraschenden Breaks gewürzte Countryrocker "Sly Simmons". "To My Lost Friend" pendelt irgendwo zwischen "Ob-La-Di Ob-La-Da" und "Get Back" und hat dich garantiert sofort am Haken.
Dann kippt "Harlequin" - die Musik wird rauer, ungehobelter, härter! Der feiste Rock-a-Rolla "Reginald Day" gibt hier den Auftakt vor. "Creatively Losing Expression" und "You've Been Content" könnten glatt, ebenso wie das Floyd-lastige "Something Tells Me", der inoffiziellen Oper des Südens entliehen worden sein. Was für eine dramatische Wendung eines in scheinbar unbeschwerter Poplaune gestarteten Albums!
"Harlequin" wächst und wächst und... Wohl das Schönste, was man über ein besprochenes Werk schreiben kann, denn - sind wir ehrlich - viel zu vieles landet sprichwörtlich in 'Ablage P'. Immer neue Facetten, Perspektiven und Aspekte kann man dieser gelungenen Scheibe abgewinnen.
Alarm Clock Conspiracy beschert mir mit "Harlequin" für 2015 einen Auftakt nach Maß - so darf es gerne weitergehen!!
Line-up:
Chris Carter (vocals, guitars)
Ian Reardon (vocals, guitars)
Wes Jameson (bass)
James Hurlston (drums)
Special Guests:
John Keane (pedal steel, keyboards, guitar, percussion)
Randall Bramblett (keyboards)
Tracklist |
01:Skygazer (4:37)
02:Got My Mind Made Up (2:52)
03:Harlequin (4:05)
04:Hard Driving Wheel (4:57)
05:Thinkin' Of (2:51)
06:To My Lost Friend (2:45)
07:Too Much (3:33)
08:Sly Simmons (3:27)
09:On (3:33)
10:Reginald Day (2:18)
11:Creatively Losing Expression (5:01)
12:You've Been Content (3:54)
13:Something Tells Me (6:13)
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