Alex (bürgerlich Alexander Wiska), geboren am 12. November 1950 in Köln, gilt als der Erfinder des Türk-Rock. Im Jahr 1967 tingelte er als Interpret von Country-Songs durch Hotelbars und Nightclubs der USA, bevor er mit einem Rocktrio quer durch Spanien zog. Nach einem Studium von klassischer Gitarre am Konservatorium, Köln, schloss er sich der populärsten türkischen Band Karaca & Kardaslar an und kam so mit der Folklore des Landes in Berührung.
Besonders die Saz, ein türkisches, fünfsaitiges Instrument, hatte es ihm angetan. So war es nicht verwunderlich, dass er im Studio der Avangarde Rock-Band Can sein erstes Album "Alex", mit einer Mischung aus türkischer Folklore, westlichem Rock und Country & Western Tönen aufnahm.
Ab 1977 tourte er mit der Alex Oriental Experience ( AOE) durch die Lande, zu denen zunächst die beiden ex- Message und ex- Birth Control Musiker Horst Stachelhaus († 20. Mai 1999) und Manfred von Bohr (heute bei Randy Hansen) gehörten.
Bis heute ist die Band live unterwegs und hat sich in weiten Teilen Europas, sowie Südafrika und Australien einen festen Anhängerkreis aufgebaut. Wie bei kaum einer anderen Gruppe ist die ganz große Stärke von AOE die Live-Präsenz. Nicht selten gab es Songversionen, die locker die 15 bis 20 Minuten-Grenze überschritten. Dabei schienen dem guten Alex niemals die Ideen auszugehen, denn es gab fast keinen Titel, der zweimal in der gleichen Version zu hören war.
Das Album "Live II", das ich mir für die Besprechung ausgesucht habe, wurde im Jahr 1987 im großen Sendesaal des WDR aufgezeichnet und enthält nicht ganz so lange Fassungen. So sind die Titelzeiten, die sich zwischen 4:51 und 9:08 Minuten bewegen, für die AOE kaum erwähnenswert. Das Gute an diesem Mitschnitt ist die Tatsache, dass es sich um ein Konzert ohne jede Nachbearbeitung und Overdubs handelt. Mal wieder ein Beispiel für einen echten Auftritt, an dem nichts verschönt und verändert wurde.
Das ausgesuchte Songmaterial besteht zum größten Teil aus Titeln der bekanntesten Studioarbeit "Fairytales And Promises", sowie den AOE-Dauerbrennern "Kismet", "Turquas" und "Easy Come", die bis heute zu den Faves bei Live-Gigs gehören.
Die CD beginnt aber mit "Red Dress" vom Album "So Simple". Auch dieser Titel gehört zum festen Stamm bei AOE Auftritten. Kurze leise Einleitung, eine gepfiffenen Melodie und schon setzt die Band ein. Treibender Bass, groovendes Schlagzeug und Alex lässt die Saz sprechen. Nach den kurzen Vocals beginnen dann schon die Improvisationen.
"Turquas" ist noch etwas temporeicher angelegt. Alex überzeugt hier mit einer recht guten Stimme, und der Rhythmus macht ein Stillsitzen auf dem Sofa unmöglich. Spätestens jetzt wird klar, warum die AOE live am stärksten ist.
Mit einer Soloeinlage von Alex beginnt "Easy Come", einer der bekanntesten Titel der Band. Das Tempo wird hier richtig verschleppt. Bei den Gesangsparts scheint der Song fast stehen zu bleiben, steigert sich dann aber gewaltig und erreicht im Mittelteil die höchste Stufe, nur um gleich wieder abzufallen und sich noch einmal in der gleichen Art zu wiederholen.
Ich kann auch nicht genau erklären, was mich an dieser Musik so fasziniert. Ist es der aggressive Bass und das dynamische Schlagzeug, oder dieser ganz unübliche Klang des türkischen Instruments? Wahrscheinlich alles zusammen. Wie gesagt; Ich weiß es nicht!
"Message To You All" ist wohl der Song mit dem größten Mitsingeffekt. Eingängige Melodie und schwungvolles Tempo fordern geradezu zum Bewegen auf. Da werden lahme Knochen wieder jung. "Show Me" enthält die längste Improvisation und sprüht nur so vor Dynamik. Ein Klasse Song. Rock goes Türkei, und wie...
Im Boogie-Stil geht es weiter. "Into The Sun" erinnert vom Rhythmus her ganz stark
an Canned Heat. Spätestens jetzt müssten die Haare, wenn vorhanden, so richtig fliegen. Im Mittelteil lässt Rich Schwab ein Bass-Solo vom Stapel, das sich gewaschen hat. Man kann die Vibrationen in der Magengegend förmlich spüren.
Insgesamt kann man bei dieser CD von einer Art 'Greatest Hits Live' Ansammlung sprechen, die Alex Oriental Experience hier eingespielt haben. Der Sound ist kräftig und klar. Lediglich das Publikum ist etwas zu sehr in den Hintergrund gemischt worden, was natürlich auf Kosten der Live-Atmosphäre geht. Ansonsten liegt hier aber ein sehr guter Mitschnitt von einer Band vor, die so richtig abgeht.
Line-up:
Alex Wiska (saz, vocals)
Kurt Bilker (drums)
Rich Schwab (bass)
Tracklist |
01:Red Dress (7:14)
02:Turquas (4:51)
03:Easy Come (9:08)
04:Message To You All (5:46)
05:Fairytales and Promises (6:38)
06:Show Me (8:11)
07:Into The Sun (6:48)
08:Kismet (4:51)
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