Alix / Good 1
Good 1 Spielzeit: 40:54
Medium: CD
Label: TrebleLabel Records, 2008
Stil: Rock

Review vom 23.08.2008


Ulli Heiser
Woher kenne ich bloß diese Stimme? Oder besser, an wen erinnert mich Alice Albertazzis Stimmbandakrobatik? Irgendwo zwischen Kate Bush, ohne deren manchmal nervige Höhen erreichen zu wollen, und Lene Lovich - oder doch noch 'ne Spur Grace Slick etwa?
Alices Stimme ist erst mal gewöhnungsbedürftig. Hat man seine Ohren dann aber eingepegelt, kommt sie sehr gut. Ja eigentlich mehr als das, verpasst sie den stellenweise punkig rockigen Tracks dieser italienischen Band doch genau die Menge an adäquaten Stimmfrequenzen, die gut tun.
Der leichte Punktouch ist aber nur eine Seite der Medaille, denn stets präsent sind ausgefeilte und stimmige Instrumentaleinsätze. Wie eine Walze rollen und stampfen Bass sowie Schlagzeug durch die Nummern. Pippo geizt nicht mit den passenden Gitarrenläufen und -soli. Dabei klingt das alles frisch und unverbraucht - so, als würde man diese Rockmusik an der Schwelle zur beinahe poppigen 'das müsste Jedem gefallen'-Ausrichtung zum ersten Male hören. Daran dürfte mit Sicherheit der Gesang nicht ganz unschuldig sein.
"Good 1" ist nach "Alix" (1997), "Cuore In Bocca" (1999), "Nessun Brivido" (2001) und "Ground" (2004) bereits das fünfte Album der 1997 in Bologna gegründeten Band. Ihrer Vita entnehme ich, dass Alix nach "Ground" in Stoner-Kreisen einen guten Ruf genossen. "Good 1" ist kein Stoner Rock, aber wenn man von dieser Aussage weiß und gezielt hinhört, ist es unschwer vorstellbar, zu was diese Gitarre fähig ist. Gemeinsame Auftritte mit Muse, Guano Apes, Primal Scream und Rage Against The Machine zeugen von der Bandbreite Alix'.
Im Laufe ihres Bestehens wurde ihnen der Titel »Italian Psychedelic Groove Rock Band« verliehen. Grooven und rocken tut "Good 1", ja auch leichte psychedelische Strukturen sind auszumachen. Besonders im auf italienisch gesungenen "Bianco E Nero" ist dies der Fall. In dieser, mit achteinhalb Minuten längsten Nummer des Albums geht es aber nicht nur psychedelisch zu. Slide und Rhythmus wähnen einen tief im Delta, bis die Gitarre gen Space driftet. Bemerkenswert auch, wie Drums und Bass dieses Stück rhythmisch veredeln.
Pippo, Gianfranco und Andrea, respektive deren Spiel, legen sich immer perfekt um 'Lene Bushs' Gesang und agieren präzise wie ein schweizer Uhrwerk. Aber wehe, wenn sie losgelassen: In "Without You" baut sich eine gigantische Slidewand auf und konkurriert mit Pippos Wah Wah-Spiel.
Die relaxten Groovemonster "Butterfly", "Not Too Far" und das mit Slide geadelte "Do Not Wrong" brechen aus dem wilden, aber stets melodischen Rock aus und zeigen eine weitere, klasse Facette der Truppe auf.
Klang und Produktion sind astrein, schließlich war dafür Steve Albini, der u.a. auch für Nirvana, Stooges oder die Pixies arbeitete, verantwortlich. Abschließend bleibt zu sagen, dass "Good 1" eine problemlos immer zu hörende Scheibe ist und außerdem neugierig auf die Stoner- und Psychedelicseite von Alix macht.
Line-up:
Alice Albertazzi (vocals, tambourine)
Pipppo De Palma (guitars)
Gianfranco Romanelli (bass, slide guitar)
Andrea Insula (drums)
Tracklist
01:The Sweet - Smelling Road
02:Emotion
03:Solid As A Stone
04:Without You
05:Don't Run Ahead
06:Good One
07:Butterfly
08:Not Too Far
09:Do Not Wrong
10:Bianco E Nero
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