Alkbottle / Lager Export
Lager Export Spielzeit: 78:22
Medium: CD
Label: Sonic Revolution, 2014
Stil: Austro-Rock

Review vom 23.02.2014


Steve Braun
Was kam nicht alles schon für herrlich abgedrehtes Zeug aus der stolzen Alpenrepublik. Da wäre mal zuvorderst der größte deutschsprachige Popmusiker aller Zeiten, Falco, zu nennen. Die ganz frühe Erste Allgemeine Verunsicherung wären, zumindest mit ihren ersten drei Alben, ebenfalls in der ersten Reihe der Skurrilitäten vertreten, gleich gefolgt von den herrlich durchgeknallten Punkrockern Drahdiwaberl um den Anarchisten Stefan Weber. Abseits des allgegenwärtigen sogenannten Austropop wurde sogar richtig herzhaft gerockt, wenn man hier mal an den legendären Ostbahn-Kurti und den leicht schizoiden Franz Morak denken mag. Herrlich komisch waren sie alle - am köstlichsten sicher, wenn sie André Hellers obergärigen Gehirnwindungen die Blähungen abließen!!
Als Alkbottle Anfang der Neunziger aufkamen, streiften sie allerhöchstens noch meine Peripherie. Ihren Metallica-artigen Knüppler "Geh Scheissn" fand ich zwar recht witzig, war aber zu diesem Zeitpunkt bereits leider dem Alter des Fäkalwitzes deutlich entwachsen. 1998 gingen die Jungs zwar getrennte Wege, doch die Liebe zum SK Rapid Wien hielt zusammen. Zwei Konzerte anlässlich des 'Dritten-Jahres-Bandauflösungs-Jubiläums', 2001 in Wien gefeiert, und eine von diesem Ereignis gefilmte DVD waren die Startschüsse zum zweiten Frühling.
Und plötzlich 'funkte' es auch bei mir... Mit den Singles "Rockstar in Austria" und "Wir san do net zum Spaß" avancierten Alkbottle zur österreichischen Antwort auf Atze/Detze. Auch eine Personalie ließ aufhorchen: 2009 stieg mit Drummer Christoph 'Mad' Ullmann der Bursche ein, der nach dem viel zu frühen Tod von Jackson Spires zur Southern-Legende Blackfoot berufen worden war. Eine fette Ansage...
Das zur Besprechung vorliegende, mit knapp achtzig Minuten überaus drall gefüllte Scheibchen mit dem hübschen Bieretikett als Cover, entpuppt sich als lupenreine 'Best of'-Zusammenstellung aus den Jahren 1995 bis 2012. Ein richtig liebevoll aufbereitetes Booklet und eine 'DeLuxe-Hülle' runden den rein optischen Eindruck schon mal gekonnt ab.
Zielrichtung des Albums, das exklusiv in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden erscheint, ist augenscheinlich der außerheimatliche Markt, der nun erobert werden will. Sollte keine allzu große Herausforderung sein, denn dieser 'Stoff' wird überall gut ankommen, wo das Bier in Strömen fließt.
Gut, allzu ernst sollte man Alkbottle nicht nehmen - der Wiener Fünfer tut das selbst auch ganz sicher nicht! Hier liegt ein Spaßscheibchen vor, das man sicherlich am genussvollsten zwischen 5,3 und 5,8 Umdrehungen hören kann. Der Titel ihres Debütalbums ist Programm: "Blader, fetter, lauder" (blöder, besoffener, lauter). Alkbottle stehen dabei eindeutig in der Tradition der (frühen) EAV und vor allem - wegen des derben Wortwitzes - Drahdiwaberl. Auch wenn es musikalisch durchaus Parallelen gibt, hebt sich die Band glücklicherweise textlich deutlich von den tumben J.B.O. ab. Der typische Wiener Schmäh ist einfach viel charmanter...
Ansonsten wird ein Feuerwerk aus 'Hits, Hits, Hits' abgefackelt - mal schwermetallisch, mal punkig, mal im Rasta-Reggae, mal im schwurbeligen Lounge Jazz, aber immer mit hardrockigem Vollgas... pedal to the metal. Und bitte: nehmt dies alles nicht zu ernst. Zwischen zwei Einheiten 'Weltverbessern' darf Rockmusik gerne auch mal einfach nur Spaß machen.
Leider fehlt auf diesem Sampler die reichlich geniale Thunderstruck-Adaption "Fanta Light", was allerdings verschmerzlich wäre, solange es bei der geplanten Deutschlandtour ein fester Bestandteil der Shows sein sollte. Anspieltipps 'gips' trotzdem zuhauf: "Rockstar in Austria", "Ich habe Katze", "S'Ollagressete", "Lauter wie die Sau", "Weine nicht, kleine Hausmeisterin", "Fliesenlegen" und, und und...
Alle im Namen des Bieres Geborenen sollten der dreifaltigen Alkbottle huldigen: In nomine patris de spiritus sanctus, »Prost Gurgel!!«
Line-up:
Roman Gregory (Gsangl)
Chris Zitta (Klampfn und Chorgsangl)
Marco Billiani (Boss und Chorgsangl)
Didi Baumgartner (Klampfn und Chorgsangl)
Christoph 'Mad' Ullmann (Zeigl und Chorgsangl)
Tracklist
01:Die Wiedergeburt des Alkochristen
02:Der Alkochrist
03:Bottlehead
04:6 Bier
05:Rockstar in Austria
06:Alkbottle (Jo des san mir)
07:Ich hab Katze
08:Lauter wie die Sau
09:S'Ollagresste
10:Der Meister
11:Batterie
12:Weine nicht, kleine Hausmeisterin
13:Babykrokodil
14:Geh Scheissn
15:Die Doppler-Affäre
16:Wo san die Weiber
17:Fliesenlegen
18:A Band (die ka Sau kennt)
19:Pausenbottle
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