'The Fan, The Roadie, The Guitar Tech & The Meat'. Hierbei handelt es sich um das Bonusmaterial der neuesten und längst zu erwartenden Veröffentlichung von AC/DC.
Es war doch klar, dass ein Bild- und Tondokument der im Oktober 2008 begonnenen und im Juni 2010 geendeten Black Ice Tour erscheinen wird. Nun, zweieinhalb Jahre nach dem Startschuss der erfolgreichen Tournee ist es soweit und Sony Music wirft eine DVD auf den Markt, die den glorreichen Australiern nicht nur eine fette Altersversorgung garantiert, sondern sicherlich auch noch genügend 'Schotter' übrig lässt, um sich den ein oder anderen Zweitwagen zuzulegen.
Bevor man sich auf das Konzert einlässt, rate ich unbedingt, sich zuerst das knapp elfminütige Bonusmaterial reinzuziehen! Ein Fußballspiel ist gerade ein Stunde her, die Fussi-Fans sind längst aus dem Stadion von River Plate verschwunden, als die Roadies anfangen für die drei im Dezember 2009 bevorstehen Konzerte in Argentiniens Hauptstadt alles aufzubauen. Währenddessen weiß Gitarrentechniker Geoff Banks zu berichten, dass Angus' Gitarrengurt aus butterweichem Leder extra in England maßgeschneidert angefertigt wird und an keiner Stelle drücken darf. Jason Stalter, der bereits über 200 mal dabei war und immer noch nicht genug hat! Richard Jones, Drum-Techniker, der seit der "Back In Black"-Tour (Mai 1980) dabei ist und mit den Worten: »Es ist eine Freude für diese Jungs zu arbeiten« seiner Euphorie freien Lauf lässt. Luke Lowes, zuständig für den Bass von Cliff Williams berichtet, dass der Musiker auf alte viersaitige Bässe steht und Takumi Sutsugu, ebenfalls Gitarrentechniker, erzählt, dass Angus Pedaltechniken für überflüssig hält. Doch es gibt noch mehr solch kleiner interessanten Anekdoten, die für die Fangemeinde sicherlich sehr interessant sind, so z. B. dass die komplette Band den argentinischen Rindersteaks allerhöchste Komplimente ausspricht!
Zwischendurch kommen immer wieder die Fans zu Wort, dass AC/DC ihr Leben prägen, dass sich manche sogar Kredite aufhalsen um auch in Europa live dabei zu sein, dass eine Frau behauptet, die Band hätte ihr Leben gerettet. Nebenbei werden unzählige professionell gestochene Tattoos zur Schau gestellt und die südamerikanischen Fans behaupten von sich, die geilsten Anhänger der Welt zu sein, wenn es darum geht die Altrocker bestens anzufeuern! Ob dem wirklich so ist, kann ich nicht beurteilen, nur dass sie mir aus der Seele sprechen und ich für mich behaupten kann, dass auch ich vom AC/DC-Virus befallen bin, vor allem mit dem aus der Bon Scott-Ära. Zum Schluss laust mich fast der Affe, entdecke ich doch den Japaner in der Flimmerkiste, der auch schon in Berlin beim Fantreffen dabei war! Ein Kandidat für die Rubrik 'Edelfan'.
Nach dem Betrachten des Extrabeitrages bin ich so richtig warm gelaufen und ziehe mir das Konzert genüsslich rein, das, so glaube ich, haargenau dieselbe Trackliste hergibt, die ich selbst in Wilkes Barre (USA) und im Berliner Olympiastadion 2010 hautnah live erlebte. Der Sound ist wie gewohnt ausgesprochen gut, im Dolby Digital 5.1 Sound scheppert der "Rock 'N' Roll Train" heftigst durchs Wohnzimmer, vorausgesetzt man ist im Besitz einer entsprechenden Surround-Anlage. Selbst Angus' Gibson SG kann als Bremsverstärker den Zug im Intro nicht aufhalten und dieser durchbricht sämtliche Barrieren. Dass der Sologitarrist dabei den Teufel mimt, ist natürlich nicht allzu ernst zu nehmen! Denn so wie es in der, für meinen Geschmack besten deutschsprachigen Biografie Maximum Rock 'n' Roll berichtet wird, hat die Band weder was mit politischen Hintergründen, religiösen Aspekten, noch mit Satanismus zu tun, sondern es geht ihr ausschließlich um Rock'n'Roll! Und genau das ist es was den Musikfreund erwartet.
32 Kameras fangen über zwei Stunden geballte Rock-Power ein. Dabei sprintet und zappelt die wohl bekannteste Schuluniform der Musikgeschichte in gewohnter Manier über die gesamte Bühne und den Mittellaufsteg. Ebenfalls bemerkenswert, wie der am 5. Oktober 64 Jahre alt werdende Brian Johnson seine Stimmbänder bis zum Anschlag ausreizt. Dass sich dabei nicht jede Textzeile verständlich aus den Boxen widerspiegelt, fällt nicht so ins Gewicht, denn auch er trägt mit enormer Ausdauer viel zur perfekten Performance der Show bei. Dagegen wirken Williams, Rudd und Malcolm Young wie Statisten, wohl wissend, dass sie eben nur für die ausgezeichnete Qualität des Klangteppichs zuständig sind.
Eins muss ich den argentinischen Fans bestätigen, die gehen ab wie 'Sau' und verwandeln die Arena in ein wahres Tollhaus. Kein Wunder, sind doch bereits dreizehn Jahre vergangen, als AC/DC letztmalig argentinischen Boden betrat. Auch wenn die Songs, die in der Scott-Zeit entstanden sind, wie z. B. "Whole Lotta Rosie", "Hell Ain't A Bad Place To Be", "Highway To Hell" oder "Let There Be Rock" zu meinen persönlichen Highlights zählen, ist die DVD insgesamt gesehen eine tolle Bild- und Tonkonserve. Selbst der Anschaffungspreis von 17 € erscheint mir kundenfreundlich. Für AC/DC-Fans ist der Erwerb des Silberlings Pflichtprogramm, für Liebhaber anderer Bands lohnt sich ebenfalls ein Reinschnuppern, denn die Scheibe könnte als erstklassige Geschenkalternative dienlich sein.
Line-up:
Brian Johnson (vocals)
Angus Young (lead guitar)
Malcolm Young (rhythm guitar)
Cliff Williams (bass)
Phil Rudd (drums)
Tracklist |
01:Rock 'N' Roll Train
02:Hell Ain't A Bad Place To Be
03:Back In Black
04:Big Jack
05:Dirty Deeds Done Dirt Cheap
06:Shot Down In Flames
07:Thunderstruck
08:Black Ice
09:The Jack
10:Hells Bells
11:Shoot To Thrill
12:War Machine
13:Dog Eat Dog
14:You Shook Me All Night Long
15:T.N.T
16:Whole Lotta Rosie
17:Let There Be Rock
18:Highway To Hell
19:For Those About Rock (We Salute You)
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