Wenn zwei Platzhirsche aufeinander treffen - und dies auch noch in Künstlerkreisen - dürften Probleme eigentlich so gut wie vorprogrammiert sein. Gerade in diesen Sphären sind das Voranstellen der eigenen Persönlichkeit, Eifersüchteleien und Neid, wie kaum irgendwo anders, so gut ausgeprägt. Positiv könnte man anführen, dass, wie es ja z. B. in der freien Wirtschaft gerne immer wieder gebetsmühlenartig gepredigt wird, Konkurrenz das Geschäft belebt und man sich quasi dadurch zu besseren Leistungen gegenseitig anspornt.
Bei den beiden Sängern Russell Allen ( Symphony X) und Jorn Lande ( Masterplan, Ark, Beyond Twighlight, Vagabond, Jorn) scheint eher zweite Variante zuzutreffen. Ihre in Abständen immer wieder gepflegte Zusammenarbeit in einem gemeinsamen Projekt funktioniert jetzt schon seit 2005 und spiegelt sich insgesamt in vier gemeinsamen Alben unter der Flagge Allen - Lande wider. Vier Jahre, seit dem letzten Werk Showdown, hat man sich diesmal bezüglich einer weiteren Reunion Zeit gelassen.
Für ihre neue Scheibe "The Great Divide" wurde ordentlich am Personalkarussell gedreht. Die große Trennung bezieht sich hier allerdings auf das Mitwirken der früheren etablierten Mitspieler Magnus Karlsson und Jaime Salazar, auf die diesmal ganz verzichtet wird. Mit Timo Tolkki ( Stratovarius), der beim Songwriting stark eingebunden ist und sich auch für die Produktion verantwortlich zeigt (sehr knackig gelungen) sowie Jami Huovinen ( Sentiment) wurde aber für nicht minder prominenten und ebenfalls gut passenden Ersatz gesorgt.
Der Silberling ist aufgrund der eingängigen und melodischen Strophen/Refrains als auch der recht mainstreamigen instrumentellen Umsetzung eigentlich auf die breite Masse gepolt. Sofern man sich mit dezent episch und hymnisch klingenden Untertönen arrangieren kann, die sich wie ein roter Faden durch die zehn Stücke umfassende Tracklist ziehen, ist diese Form des Melodic Metal durchaus auch für genrefremde Musikfreunde wie mich problemlos konsumierbar.
Im Prinzip gilt eigentlich die immer gleiche Struktur: voller Inbrunst und spürbarem Engagement vorgetragener Gesang der beiden Protagonisten (wäre das mal bei allen Sängern so…), mal alleine oder im Wechsel ( Allen erinnert mich dabei ein wenig an Axel Rudi Pells Shouter Johnny Gioeli, Lande ziemlich an David Coverdale zu seinen besseren Zeiten), kräftig polternde Drums, nur im Unterbewusstsein vernehmbare Basstöne, ein paar erträgliche Synthie-/Pianotupfer ("Solid Ground", "Hymn For The Fallen", "Bittersweet") sowie die üblichen, filigran und quirlig gespielten E-Soli. Die meisten Stücke sind im gehobeneren Temposegment angesiedelt, wobei mir die flotten Opener "Come And Dream With Me" und "Down From The Mountain" (richtig toller Song) sowie das energische "Dream About Tomorrow" am besten gefallen.
Mit "Lady Of Winter", dem Titelstück und "Bittersweet" sind drei relativ schmerzfrei gehaltene Power-Balladen am Start. Das Fantasy-Coverartwork mit zwei sich angiftenden Drachengestalten bewahrt auch die Tradition der Vorgängeralben. Im Prinzip bleibt in Sachen Allen - Lande alles beim Alten, vielleicht noch etwas mehr auf Kommerz getrimmt als früher. Irgendwie unspektakulär, aber trotzdem ganz gut! Die große Trennung, was die beiden Frontleute angeht, ist wohl nicht zu befürchten. Wahrscheinlicher ist angesichts der offensichtlich bestehenden Harmonie, dass sicherlich irgendwann mal wieder eine Fortsetzung folgen wird.
Line-up:
Jorn Lande (vocals)
Russell Allen (vocals)
Timo Tolkki (guitars, keys, bass)
Jami Huovinen (drums)
Tracklist |
01:Come And Dream With Me
02:Down From The Mountain
03:In The Hands Of Time
04:Solid Ground
05:Lady Of Winter
06:Dream About Tomorrow
07:Hymn For The Fallen
08:The Great Divide
09:Reaching For The Stars
10:Bittersweet
|
|
Externe Links:
|