Allgood / Kickin' & Screamin'
Kickin' & Screamin' Spielzeit: 39:42
Medium: CD
Label: A&M Records, 1994
Stil: Southern Rock


Review vom 22.03.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Alles wird gut... oder genauer: Alles war gut.
Allgood wurde Anfang der Neunzigerjahre gegründet und mit drei tollen Alben unter dem Arm endete1995 deren Karriere.
Am 08.04.2005 gab es eine Reunion mit drei von fünf Musikern aus der Originalbesetzung. Die Brüder Noel sowie John Felty von Jupiter Coyote vervollständigten damals das Line-up. Danach war wieder Schweigen im Walde.
Oh Mann, kommt aus dem Quark, Leute. Großartige Musiker, super Southern Rock! Was ist da los? Welche Gründe sprechen gegen ein Weitermachen? Unglaublich!
Keines der Bandmitglieder befindet sich in einer anderen Gruppe.
Ich kann so etwas nicht nachvollziehen. Eine Band veröffentlicht mächtig gute Platten, ist live eine Bank und dann trocknet alles aus.
Wie gut Allgood war, belegt "Kickin' & Screamin'".
Das Ding dauert zwar nur eine knapp vierzig Minuten, ist dafür aber live und mit zwei richtig langen Songs bestückt. Einerseits wäre da "Trilogy" und andererseits "Mornin". Als Gaste hören wir in der 'Trilogie' den Geiger Boyd Tinsley von der Dave Matthews Band. Mit Blick auf die Tracklist gibt es mit einer Ausnahme nur Eigenes. "Sugar Sweet" ist ein Song von Mel London. Bestimmt besser bekannt durch zum Beispiel Muddy Waters.
Einen relativ kurzen, aber so etwas von straight rockenden Einstieg liefert Allgood mit "Blood", einem damals auf dieser Platte neuen Song.
Der Fünfer pflastert den Weg für das, was noch kommen wird. Erste Gitarrensoli legen Zeugnis von den Männern an den Sechssaitern ab. Zunächst sorgt John Carter und dann Clay Fuller für Aufregung vor den Boxen.
Was folgt ist eine Southern Rock-Nummer, die in der Kostümausleihe ein funkiges Gewand bekommen hat. Nichts für ungut, wenn das Wah Wah-Pedal eingesetzt wird, der Bass slappt und entsprechende funky Licks zu hören sind. Diese Ingredienzien haben viele andere Bands auch drauf. Aber Allgood macht da den kleinen Unterschied mit großer Wirkung aus, denn das Zusammensetzen im Arrangement ist es, was auch diesen Track zu einem Überflieger werden lässt.
Auf ganz hohem Niveau hat man sich warmgehört und jetzt kommt die Allgood'sche Erklimmung der Bergspitze. Dort, wo bekanntlich die Luft immer dünner wird.
"Trigogy" steht im Programmzettel und bereits erwähnter Boyd Tinsley greift in das Geschehen ein.
Diese fast genau sechzehn Minuten sind Jam Rock, wie man ihn nur selten auf die Ohren bekommt. Natürlich ist der nicht kurz ausgefallene Violineneinsatz des Dave Matthews-Mannes etwas Besonderes. Aber auch ohne ihn würde diese Allgood-Komposition zu den auserwählten Highlights in dieser Sparte zählen. Die Band und der Gast liefern eine Vollbedienung ab.
Sechzehn Minuten... nicht eine davon kommt in die Nähe von verschwendeter Zeit. Und schließlich sollte nochmals in den Vordergrund gestellt werden, dass es sich um eine Liveaufnahme handelt. Das Publikum ist aus dem bekannten Häuschen.
Geht dem Quintett danach die Luft aus?
Nein, in keiner Weise. Die Gruppe legt den Musikschalter nur zwei Stufen weiter und landet beim gepflegten Blues-Song "Sugar Sweet". Es geht alles so einfach von der Hand... verblüffend! Carter und Fuller geben mit ihren Gitarren keine Ruhe.
"Mornin", nicht ganz so lang wie "Trilogy", zeigt, dass die Gruppe den Jam Rock auch ohne Gast kann. In relaxter Atmosphäre geht es temporär fast hypnotisch zu und dieser Track rundet ein Hörerlebnis der besonderen Art ab. Auch nach mittlerweile fünfzehn Jahren.
Wiederholungen sind manchmal gut: Bitte, macht wieder Musik, Allgood!
Line-up:
Corky Jones (vocals, acoustic guitar)
John Carter (guitars)
Clay Fuller (guitars)
Mike Sain (bass, backing vocals)
Charlie Pruet (drums)

Special Guest:
Boyd Tinsley (violin - #3)
Tracklist
01:Blood (3:16)
02:Funky House (4:12)
03:Trilogy (16:01)
04:Sugar Sweet (4:51)
05:Mornin (11:22)
Externe Links: