The Almost Three / Big Muff
Big Muff Spielzeit: 45:22
Medium: CD
Label: Pott People, 2012
Stil: Blues Rock

Review vom 29.11.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Pott-Blues ... Blues aus dem Ruhrpott. The Almost Three kommt aus Mühlheim an der Ruhr, der wegen ihres Einbahnstraßenlabyrinths gefürchtetsten Stadt im Ruhrgebiet. Das Trio hat eine Vergangenheit, die sich nicht nur in dem Album "What?" (2009) ausdrückt. Martin Ettrich ist Gitarrist bei Birth Control, mag die Talk Box und hat schon mit Carey Bell beziehungsweise
Louisiana Red zusammengespielt. Außerdem war er Mitglied bei den Party Popes, die als Support bereits für Joe Bowie's Defunkt, Bootsy Collins und Mother's Finest auftraten. Nicht zu vergessen seine Einsätze bei 78 Twins sowie King Size Clan. Basser Max Schmitz zupfte längere Zeit die dicken Saiten bei Phillip Boa And The Voodoo Club und Benny Korn ist ebenfalls mit den 78 Twins in Verbindung zu bringen.
Selbst beschreibt das Pott-Trio seinen Stil mit »deep blues crossover«. Bei der Suche nach The Almost Three stieß ich auf den Billy Cobham-Song "Stratus". Ups, die Combo covert eine Komposition des Jazz-Drummers! Wie geht das denn zusammen? In Mühlheim a. d. Ruhr ist nichts unmöglich. Diese Nummer ist auch auf vorliegendem Album "Big Muff" enthalten und so etwas wie das Sahnehäubchen auf den insgesamt zwölf Songs, die zum überwiegenden Teil aus der Ideeschmiede von Martin Ettrich stammen. Neben sieben im Studio eingespielten Songs liefert The Almost Three auch gleich fünf Live-Expertisen mit, unter anderem bereits erwähntes "Stratus". Aufgenommen wurde sie von Martin Meinschäfer (Henrik Freischlader, Zodiac und viel andere mehr). Darüber hinaus zitiert man Frank Zappas "Sleep Dirt" in einer sehr überzeugenden Akusitk-Version und bei den Live-Stücken findet sich auch "Goin' Down", geschrieben von Don Nix.
Ach je, dieses Stück ist ja immer eine willkommene Nummer, um das Publikum mit ins Geschehen einzubeziehen. Denkt man! Aber zumindest hier scheut die Band das Weihwasser wie der Teufel. Ganz gleich, The Almost Three machen mit der Vorlage kurzen Prozess und eine teuflisch heiße Nummer daraus. Hammer! Es lebe der heftige Rock'n'Roll. Die Band ist nicht mit dem schon erwähnten Straßen-Spaghetti ihrer Heimatstadt zu vergleichen. Die Musik ist voller Power und (fast) immer geht es geradeaus. Es gibt schließlich auch Highways im Pott.
Der Opener "I Did It" ist The Almost Three-Standortbestimmung, der Heavy-Navigator des verdammt interessanten Albums "Big Muff". Der erste Track belegt, dass der Dreier was vom Geschäft des Blues versteht. Die Regale hat man mit sehr guten Songs gefüllt und lässt den Hörer nicht allzu lange warten, bis es zum echten Härtetest kommt ... dem Zwölftakter in der verlangsamten Ausgabe. Martin Ettrich hat vorher schon gezeigt, dass er nicht nur ein famoser Gitarrist ist, sondern ebenfalls klasse singen kann. Auch im Spielstraßentempo passt seine Stimme perfekt zur Stimmung der Nummer und obendrein ist "I'm A Fool" ein toller Track, in dem auf begeisternde Art und Weise mit der Dynamik jongliert wird. Das Album wird nach einem Effektgerät betitelt, was mit dem Coverbild belegt wird. Da darf man The Almost Three ein großes Lob spendieren, denn die Songs hinterlassen beim Hörer Effekte und die eingangs erwähnte Talk Box darf tatsächlich nicht fehlen, wie auch "Talking In A Box" vehement deutlich macht. Die Rhythmusabteilung mit Max Schmidt am Bass und Schlagzeuger Benny Korn ist bestens eingespielt und verleiht den Tracks einen facettenreichen Ausdruck. Man muss nicht hervorheben, dass die beiden Musiker nicht erst in "Stratus" über den Groove verfügen und Martin Ettrich hier Tommy Bolin links liegen lässt, indem er seine eigenen Variationen ins Spiel bringt.
Das Trio spielt einen Blues mit einem ordentlichen Härtegrad. Ab und an vermengen sich im Schmelztiegel der Zwölftakter und eine Portion von besagten »crossover«, dass einem das Sehen vergeht. Beim Hörer hält einen die Combo ohne Pause bei der Stange. Man findet selbst in Einbahnstraßen links und rechts des Wegesrandes interessante Einflüsse, die sich als Rock'n'Roll, wie in "Horse Race", niederschlagen.
The Almost Three ist eine echte Überraschung und mit "Big Muff" hält der Käufer ein sehr gutes Album in der Hand. Die Komplimente gehen an Martin Ettrich, Max Schmitz und Benny Korn. Ihr seid auf genau der richtigen Straße unterwegs. Weiter so!
Line-up:
Martin Ettrich (guitar, saz, vocals)
Max Schmitz (bass)
Benny Korn (drums)

With:
Clemens Moldenhauer (additional guitar - #12)
Marcus Kötter (background vocals - #3,4)
Tracklist
01:I Did It [Martin Ettrich] (4:54)
02:Hit Me [Martin Ettrich] (2:35)
03:Is It Funk? [Martin Ettrich] (3:38)
04:I'm A Fool [Martin Ettrich] (4:58)
05:Time Is Worth [Martin Ettrich] (3:59)
06:Desert Blues [Martin Ettrich] (2:01)
07:Talking In A Box (Live) [Martin Ettrich] (3:45)
08:Heavy Funk (Live) [Martin Ettrich] (2:56)
09:Horse Race (Live) [Martin Ettrich] (3:08)
10:Goin' Down (Live) [Don Nix] (3:05)
11:Stratus (Live) [W.E. Cobham] (7:09)
12:Sleep Dirt [F. Zappa] (3:15)
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