Um 22 Uhr war es dann soweit: Nach einem etwas milderen Saunagang zum Einstimmen und einem zweitem mit trocken-herbem Klima zeigten die Finnen von
Amorphis, wer Meister der Sauna ist mit einem Aufguss von wunderbarem Aroma, äh, Melodien. Zum Einstieg wurde "Skyforger" gewählt, das Titellied der letzten regulären Studioscheibe von 2009, gefolgt von zwei weiteren Songs aus dem gleichen Album: "Sky Is Mine" und "Heaven Of My Heart". Mit dem letztgenannten steigerte sich die Stimmung tatsächlich noch, auch wenn das vorher kaum möglich schien. Danach wurde die 1996-er CD "Elegy" mit "Better Unborn" bedacht. Nun herrschte wirklich "Magic & Mayhem". Das Covermotiv jener Veröffentlichung wurde übrigens als Bühnenbild ausgewählt, sehr schön, rundete den positiven Eindruck ab.
Amorphis waren einfach großartig, ihre einzigartigen Harmonien faszinierend, die Musik insgesamt absolut mitreißend. Die Zeit verging wie im Fluge und als "Black Winter Day" als Ende des regulären Sets angestimmt wurde, dachte ich nur 'wie - jetzt schon?'. Was mir in diesem Moment auch auffiel: Für mich ist das der
Amorphis-Song schlechthin, den ich seit 1992 liebe, Teile des Publikums waren da verhaltener und reagierten eher auf das neue Material. Viele Fans scheinen erst seit dem Einstieg von
Tomi Joutsen 2005 oder gar später dabei zu sein, die alten Sachen höchstens von der Neuauflage auf der "Magic And Mayhem" zu kennen und damit gar nicht ganz so viel anfangen zu können. Wobei die Halle die ganze Zeit über kochte, egal was lief.
Natürlich konnten sich die 'formlosen' Finnen nicht einfach verdünnisieren, zum Intro der "Tales From The 1000 Lakes" erschienen sie wieder auf der Bühne. "Thousand Lakes" ging dann wie auf der CD über in "Into Hiding" - einfach wundervoll. Nach "House Of Sleep" von der "Eclipse" (2006) folgte das Finale: "My Kantele" von der "Elegy" (1996), was leider ein Zeichen war, dass nun endgültig Schluss war. Viel zu früh meiner Meinung nach, ich hätte am liebsten noch eine weitere Stunde in den Klängen von
Amorphis gebadet, wobei es natürlich an einer Spielzeit von knapp 100 Minuten nichts zu meckern gibt.
Fazit: Meine Erwartungen waren hoch und sie wurden absolut nicht enttäuscht: Es war ein toller Abend mit wirklich angenehmem Sound (klar und weder zu laut noch zu leise), hübscher Lightshow, beim überragenden Headliner dazu noch ein schönes Bühnenbild und immerhin guten Vorgruppen. Kritikpunkt ist lediglich, dass wieder einmal viel zu viele Tickets verkauft wurden, bzw. nicht auf eine größere Halle ausgewichen, als der Ansturm bemerkt wurde. Dieser ist verständlich und berechtigt, denn Amorphis haben mittlerweile zu einer sehr sehenswerten Form gefunden.