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Uff, der Player ist aus und auch Nachbars Hund hat endlich aufgehört, in den höchsten Tönen zu jaulen. Wohltuende Ruhe umgibt mich.
Was zu viel ist - ist zu viel für mich. Oder aber ich werde tatsächlich langsam alt, um fast 47 Minuten lang gewehrsalvenartigen Sound der Marke Дисеstrдl zu ertragen.
Eigentlich liebe ich anständige Doublebass-Attacken, aber wenn diese fast ununterbrochen auf die Lauscher einballern und es nicht eine einzige Minute Verschnaufpause gibt, man dazu das Gefühl hat, dass jeder der fünf Musiker bestrebt ist, schnell - schneller - am schnellsten zu sein, dann fange ich langsam aber sicher an, Schüttelfrost zu bekommen.
Дисеstrдl, gegründet 1999 in Italien, erlebte mehrere Line up-Wechsel, bis sie sich 2005 in der jetzigen Besetzung zusammenfanden. Seit ihrer Gründung hat die Band mehrere Demo-Scheiben veröffentlicht und ist nun mit dem Debüt "The Ancient Curse" am Start.
Nach einem kurzem Intro - dem Grollen eines Donners gleich - geht es sofort richtig zur Sache. Die Band zeigt schon mit "Freeborn" die Richtung an, in welche das komplette Album marschiert oder sollte ich besser sagen - galoppiert: Rasende Gitarrenläufe, bei denen sich Olivo und Ferranelle duellieren, was die Gitarrensaiten hergeben und in gekonnten Soli gegenseitig übertreffen - Fingerbrüche sind mit einkalkuliert. Die Rhythmussektion Mendolia / Mendolia hämmert die Doublebass-Drum-Keule gnadenlos in die Gehörgänge, und Olivo schreit sich in bester klassischer Power Metal-Manier die Seele aus dem Leib.
Wollte man musikalische Vergleiche ziehen, so kämen am ehesten noch Racer X oder Blind Guardian in Frage. Was die spielerische Geschwindigkeit anbelangt, scheinen Дисеstrдl jedoch unübertroffen und mit Flower Metal haben die Herren eh nix am Hut.
Bis zum fünften Song, "Achille's Fury (In Hector's Death)", wird für hervorragendes Nackentraining gesorgt und somit vom gemeinen Power Metal-Fan absolutes Durchhaltevermögen abverlangt, aber das dürfte für einen anständigen Banger wirklich null Problem sein.
Bis dann endlich mit dem akustischen "Time Has Gone By" eine völlig andere Seite der Band gezeigt wird, denn sie kann sogar sehr zart und zerbrechlich wirken. Das Stück fällt damit völlig aus dem Rahmen.
Aber diese Verschnaufpause hält gerade mal 4:08 Minuten, denn kaum hat man sich kurz erholt und am Bierglas genippt, gibt es mit den beiden folgenden Brachial-Nummern, "Jalwink's Fall" und "The Walls Of Troy", schon wieder die volle Dampframme.
Als Rausschmeißer haben sich Дисеstrдl etwas Tolles ausgedacht: Wer kennt nicht den Beatles-Song "Eleanor Rigby". Hier hört man eine völlig schräge Version, eingepackt in ein metallisches Gewand, einfach herrlich. Ich hab mir fast einen Kringel gelacht.
Alles in allem ist "The Ancient Curse" als Nackenmuskel-Therapie allerbestens geeignet. Die Band spielt mit viel Power, bleibt dabei jedoch stets melodisch und dennoch druckvoll.
Speed Metal-Fans sollten die Platte auf jeden Fall mal antesten, es lohnt sich, denn hier kommen sie voll auf ihre Kosten.
Line-up:
Mirko Olivo (vocals)
Domiziano Mendolia (bass)
Alessandro Olivo (guitars)
Massimiliano Mendolia (drums)
Giovan Battista Ferranello (guitars)
| Tracklist |
01:Freeborn
02:Lord Of Terror
03:The Ancient Curse
04:Sanctuary Of The Kings
05:Achille's Fury ( In Hector's Death )
06:Time Has Gone By
07:Jalwink's Fall
08:The Walls Of Troy
09:Eleanor Rigby
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