»Das fängt ja schon gut an«, waren meine Gedanken, als ich die ersten Seiten umblätterte und die ersten Zeilen las:
»Der folgende Text ist sozusagen eine Art Schutzraum, ein Refugium für die letzten noch in Freiheit lebenden Esszette […] Rettet das ß!«
Ich musste sofort grinsen, denn das sind Worte - ganz in meinem Sinne, verfluche ich doch die Neue Deutsche Rechtschreibung (von mir auch NDS genannt), seitdem diese ihr fürchterliches Unwesen treibt - mit unübersehbaren Auswirkungen!
Es lässt sich feststellen: Der Mann hat einen goldenen Humor, so oder so, ob auf der Bühne (dazu kommen wir noch später kurz) oder auch beim Schreiben - und genau das sollte sich lachmuskelmäßig mächtig bemerkbar machen.
Noch besser ist folgendes Zitat:
»Den Buchtitel "Das rockt!" wählte ich sehr bewußt. Wie leichtherzig nimmt man heute die Worte "Das rockt!" in den Mund, wenn man mich davon überzeugen will, daß irgendwo die Schwarte kracht. "Viva - das rockt.". Das sehe ich anders. Ich glaube, daß viele Menschen, die sagen "das rockt!", gar keine Ahnung haben, wovon sie da eigentlich reden.«
Ist dem eigentlich noch was hinzuzufügen? Ich glaube nicht: Silbermond, Juli, Biedermann und wie sie alle heißen, rocken....
Aber wer ist eigentlich dieser Moses W.? Nun, seit seinem zwölften Lebensjahr Hardrock- und bekennender Kiss -Fan, absolvierte er erstmal eine Ausbildung zum Musikalienhändler. Dieser Branche kehrte er aber sehr schnell den Rücken und widmete sich lieber dem Studium zum Kommunikationswissenschaftler, welches er erfolgreich - abbrach.
Heute macht er Stand up- und Musik-Comedy, hatte bereits Kurzauftritte u.a. bei NightWash, Starsearch sowie im Quatsch Comedy Club, schrieb mehrere Soloprogramme und hatte darüber hinaus auch schon abendfüllende Auftritte. Zusätzlich ist er Gitarrist bei der Band Burger Queen.
Kommen wir zurück zum Buch. Seit langem wurden meine Lachmuskeln nicht mehr so strapaziert, wie beim Lesen von "Das rockt!". Ich kann offen gesagt jeden nur davor warnen, diese Lektüre in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Sitzungssälen, Wartezimmern oder sonstigen öffentlichen Einrichtungen (Toiletten mal ausgenommen) zu lesen: Ungezügelte Kicher- oder heftige Lachanfälle sind vorprogrammiert und damit verbunden natürlich verständnislose Blicke bis hin zu Stirnrunzlern und Kopfschüttlern (nein, damit ist nicht das Moschen anständiger Metaller gemeint) humorloser Mitmenschen. Wobei solche Reaktionen ja noch von der harmlosen Sorte sind, Metaller sind Heftigeres gewöhnt.
Beste Voraussetzungen hat natürlich derjenige, der Betroffener, ja möglichst Heavy Metal-Fan ist, um die vielen kleinen satirischen Nuancen und Pointen zu verstehen.
Das fängt schon mit der Schilderung des altbekannten Zwistes zwischen Eltern und dem heranwachsenden Sprössling und künftigen Heavy Metal-Fan an. Wer kennt nicht den typischen Eltern-Kinder-Streit, wenn die Musik des Filius unüberhörbar aus dem Metal-Bunker schallt, Papa sich aber ausgerechnet in diesem Moment Ernst Mosch geben wollte. Und dazu das Getöse aus dem Nebenzimmer nicht gerade seinen Vorstellungen von Zimmerlautstärke entspricht?
Was ist eigentlich Zimmerlautstärke? »Es gibt nicht 'die' Zimmerlautstärke. Es gibt Geräusche die man mag, und Geräusche, die einem auf den Sack gehen. Die, die man mag, kann man gar nicht laut genug hören, gerne auch durch drei Wände hindurch [...].« Aha! Kein Wunder also, wenn innerhalb kürzester Zeit ein familiärer Streit vom Zaun bricht.
Geradezu ein Brüller ist zum Beispiel Moses' Analyse über Luftgitarrenspieler oder auch die Beschreibung eines typischen Metaller-Outfits: Den Metaller sieht, hört und riecht man drei Meilen gegen den Wind. Und warum das? Nun schon allein deshalb, weil seine Kutte, die über und über mit bestickten (nicht bedruckten!) Aufnähern versehen ist, niemals gewaschen werden darf, selbst wenn sie über all die Jahre hinweg mit Bier 'imprägniert' wurde.
Der Heavy Metal in all seinen Facetten wird ausgiebig beleuchtet und es wird der Frage nachgegangen, wann True Metal tatsächlich true ist: »Zum True Metal gehören NICHT: Perücken, Schminke, radiotaugliche Balladen und Keyboards.«.
Wer kennt eigentlich das Grundvokabular des Heavy Metal?
Moses W. gibt einige Kostproben und ich eine kleine Leseprobe dazu:
»Tonight We're gonna kick some fucking ass! - Wir freuen uns, hier zu sein.
Are you ready to rock? - War jeder noch mal Pipi? Dann können wir ja anfangen.
Fuck the hell! - Danke schön.«
Wenn man das Buch liest, hat man das Gefühl, der Autor sitzt einem gegenüber und erzählt über seine Erlebnisse, Eindrücke und Ansichten zum Metal - garniert mit einem genialen Humor. Man fühlt sich direkt angesprochen und ertappt sich öfters dabei, die Lachtränen aus den Augen zu wischen.
Nun weiß endlich jeder, was Heavy Metal wirklich ist.
Gewürzt ist das Buch mit neckischen Zitaten und dazu passenden Karikaturen.
Alles in allem eine kurzweilige Lektüre, die man in einem Ritt durchlesen kann. Empfehlenswert für alle Metaller und ein 'Lehrbuch' für solche, die es vielleicht noch werden wollen.
»Habe ich Ahnung vom Rocken? […] Soll doch jeder selber bestimmen, was für ihn rockt. Er soll mich nur nicht dazu zwingen, ihm zuzustimmen.«
Diese Aussage könnte doch glattweg von mir sein :-)
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