Steve Blame / Emotionale Vaseline
Emotionale Vaseline 250 Seiten
Taschenbuch
Medium: Buch
Erschienen im Verlag CreateSpace Independent Publishing Platform
1. Auflage 2013
ISBN 978-1482783919
14,98 EUR (D)

Review vom 19.05.2013


Sabine Feickert
Mit einer gehörigen Portion Skepsis, aber auch reichlich Interesse habe ich diese Buch erwartet. Stevie Wonder, Tina Turner, Boy George, Frank Zappa und David Bowie – um hier nur mal ein paar Namen zu nennen – durchaus interessante Musikerpersönlichkeiten, deren kreative Prozesse sicher interessant sind – dachte ich. Ganz sicher spannend, was die zu erzählen haben...
...tja, das war so meine erste Idee, was mich hier im Idealfall erwarten würde. Der Autor Steve Blame hat bei MTV und Viva2 als Redakteur und Moderator viele Musiker persönlich kennengelernt und interviewt. Und wer weiß, vielleicht gab es ja außerhalb dieser Formate auch tiefergehende Gespräche zum oben genannten Thema.
...tja, eigentlich spricht das Vorwort da schon eine deutliche Sprache. »Fast ein Vierteljahrhundert hatte ich also gebraucht um zu begreifen, dass in meinen Interviews viel mehr steckte, als ich dachte. Und schließlich war noch ein schon lange überfälliges Gespräch mit meiner Mutter notwendig, damit ich die Zusammenhänge endlich wirklich verstand.«
...tja, ein paar Seiten musste ich trotzdem weiterlesen, um zu erkennen, dass oben genannte Aussage wörtlich zu nehmen ist. Die Interviews, auf die sich Blame bezieht, waren tatsächlich die ganz 'normalen', öffentlichen, in denen er Jahre später noch einen tieferen Sinn erkennt. Wer hier nun hofft, dass besagte Interviews in diesem Buch zu finden sind, der wird enttäuscht werden.
»Projektion ist das Verfolgen
eigener Wünsche in anderen. «

(Sigmund Freud)
...tja, das waren so meine Wünsche, die ich in dieses Buch projiziert habe. Blames Wünsche waren anscheinend andere. Die Popstars dienen ihm in erster Linie als Projektionsfläche. Er resümiert kurz die Interviews und deutet dann jene Aspekte aus Liedern und Biografien der Künstler aus, die ihn persönlich berührten. Er entdeckt Gemeinsamkeiten zwischen den Musikern und sich selbst und sucht nach dem, was er als 'emotionale Vaseline' bezeichnet.
Mit dem Autor und spirituellem Dienstleister Sebastian Gronbach sowie dem Psychoanlalytiker und Musiker Dr. Guido Dossche reflektiert Blame bei einem Abendessen im Restaurant seine Gedanken, die Bezüge zu seinem eigenen Leben und seine Beziehung oder auch Nicht-Beziehung zu Dennis. Zwischen den mehr oder weniger geistreichen Ergüssen der drei mehr oder weniger selbstverliebten Herren am Tisch kommentiert gelegentlich auch der Kellner bodenständigerweise mit.
Irgendwelche revolutionären Erkenntnisse musikalischer oder psychologischer Art brachte mir das Buch nicht, der Unterhaltungswert hielt sich (für mich) auch in deutlichen Grenzen. Möglicherweise kann es Leser dazu animieren, nach Parallelen oder Berührungspunkten in Musikerbiografien und Songs zu suchen und als Exempel dafür dienen, wie Persönlichkeitsentwicklung von Musik begleitet werden kann.
Wenn denn jemand derartige Wünsche hineinprojiziert...
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