Der pressescheue und, was die englischen Printmedien betrifft, ausgesprochen distanzierte Freddie Mercury äußert sich in diesem Buch sehr ausführlich zu der konsequent durchgeplanten Karriere von Queen und zu eigenen Einstellungen.
Auf über 200 Seiten, unterteilt in 20 Kapiteln und zahlreichen Unterabschnitten, erzählt er verschiedenen Gesprächspartnern seine Ansichten. Die beiden Herausgeber haben ein Puzzle an Aussagen Mercurys über die Jahre aus den verschiedensten Quellen zusammen getragen und diese kategorisiert. Dass die Zitate flüssig aneinander gereiht sind und weder Quellen- noch Zeitangaben im Text gelistet sind, fördert die Lesbarkeit natürlich. Andererseits wäre es schon des Öfteren interessant und für den Überblick von Vorteil, wenn sich die Zitate chronologisch nachvollziehen ließen. Vor allem da, wo sich häufiger Widersprüche ergeben, die auch ohne jegliche Kommentare im Raum stehen bleiben. Das entspricht wohl auch dem Charakter des Queen-Frontmanns, der sich oft über Falschinterpretationen beschwert. Insgesamt wird aber deutlich, welche Ansichten sich im Lauf der Zeit und durch die persönlichen Umstände änderten.
Das Buch gibt einen tiefen Einblick, wie Queen intern funktionierte und wie die Band von Beginn an zielstrebig den Erfolg suchte. Und auch davon überzeugt war. Queen verstanden sich als Rockband, die sich nach anfänglich großen Problemen mit dem Musikbusiness, komplett selbst organisierten. Sie wollten die Größten werden und daran arbeiteten sie hart. Sie überließen nichts dem Zufall, perfektionierten die Studioarbeit, ebenso wie die Live-Auftritte und sahen sich selbst stets als Gesamtkunstwerk, das es entsprechend zu vermarkten galt.
Mercury konnte mit dem immer angestrebten Starkult zumeist sehr gut umgehen, liebte den Luxus und genoss es, sein vieles Geld wieder auszugeben. Die Kehrseite, die Leute, die ihn abzocken wollten, registrierte er als Teil des Business. Obwohl er oft enttäuscht wurde, wie er immer wieder betont, geht er darauf jedoch nicht näher ein. Erstaunlich offen ist er jedoch, was seine Sexualität, seine Partnerschaften und seine Affären betrifft. Schmutzige Wäsche wird nicht gewaschen, dafür stand der Rockstar dann doch zu sehr über den Dingen.
Neben den persönlichen Geschichten, die sicher auch noch nicht jeder Queen-Fan kennt, sind vor allem seine Anmerkungen zu den einzelnen Alben interessant. Und das, obwohl er es nach eigener Aussage hasste, seine Songs selbst zu analysieren. Es gibt viele Detailinformationen, der Leser erfährt reichlich über seine Befindlichkeiten und wie das Verhältnis der vier Kollegen untereinander war. Dass München nicht nur wegen der Arabella-Studios und der heißen Parties für die Band ein gern besuchtes Ziel war, sondern auch, weil sie sich dort relativ unbehelligt bewegen konnten, ist vielleicht weniger bekannt. Hervorgehoben wird auch die Seelenverwandtschaft zwischen Mercury und Montserrat Caballé, deren glanzvolle Zusammenarbeit von der Diva ausging.
Die vielen Aussagen sind zwar thematisch zusammengefasst und ergeben so konkrete Schlüsse, was in der Titelfigur vorging. Allerdings wiederholen sich die Worte nicht nur sinngemäß oft, was dem Buch dann doch bei fortschreitender Lesedauer eine gewisse Langatmigkeit verleiht. Da wäre von den Originalautoren eine Straffung sehr sinnvoll gewesen, hätte den Informationsgehalt konzentriert und den Lesefluss gesteigert.
Trotzdem ist das Buch für Freddie Mercury- und Queen-Fans sicher eine Fundgrube. Ausgesprochen attraktiv wird es durch die vielen bislang nicht bekannten Fotos, die ihn oft mit anderen Stars zusammen zeigen.
"In eigenen Worten" ist eine Buchreihe, die von Omnibus Press in England eingeführt wurde und als deutsche Übersetzung vom Palmyra-Verlag herausgegeben wird. "Freddie Mercury Ein Leben in eigenen Worten" von Mercury Songs/Hannibal Verlag hat damit nichts zu tun. Nur die gleiche Idee und fast den gleichen Titel …
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