Neville Marten / Guitar Heaven: Legendäre Gitarristen
Faszinierende Instrumente
Guitar Heaven Neville Marten
Guitar Heaven: Legendäre Gitarristen
Vorwort: Brian May
Übersetzung: Corinna Siebert
224 Seiten 220 x 305 mm, gebunden mit Schutzumschlag
217 farbige Abbildungen, 46 s/w-Abbildungen
Medium: Buch
Erschienen im Heel-Verlag, 2008
ISBN: 978-3-86852-002-6, EUR 29,90

Review vom 09.04.2009


Moritz Alves
Bücher über elektrische Gitarren gibt es fast wie Sand am Meer, wieso also braucht der Interessent ein weiteres Werk zu diesem Thema? Die Antwort ist so simpel wie einleuchtend: Erstens passiert es nicht alle Tage, dass ein Fachmann und Intimus wie Neville Marten selbst zu Stift und Tastatur greift und sein Wissen niederschreibt, und zweitens sind längst nicht alle Gitarrenbücher so anschaulich wie das mir vorliegende "Guitar Heaven".
Der Titel ist hier zweifelsohne Programm, verdeutlicht er doch unmissverständlich, welchen Status die Sechssaitige in Martens Leben inne hat und welche Art Leserschaft damit angesprochen wird - nämlich genau jene wissbegierigen, hungrigen Liebhaber, deren Hobby sich nicht einfach auf das bloße Spielen beschränkt, sondern die außerdem gern Hintergründiges und Kurioses über das rockendste aller Instrumente erfahren wollen.
Einen überaus prominenten Vertreter dieses Menschenschlags konnte Herr Marten denn auch für das Vorwort zu diesem feinen Buch gewinnen. Niemand geringerer als Queen-Gitarrist Brian May erklärte sich dazu bereit, eine schöne, persönliche Einführung zu schreiben. Persönlich schon allein deshalb, weil ihn mit dem Buch-Autoren eine 15-jährige Freundschaft verbindet - neben der unabdingbaren Liebe zur elektrischen Gitarre natürlich.
May und Marten wuchsen beide in einer Zeit auf, in der die E-Gitarre noch in den Kinderschuhen steckte. Künstler wie Lonnie Donegan, Duane Eddy, Buddy Holly oder Rick Nelson waren und sind unschätzbare Einflüsse, die ihr Leben nachhaltig prägen sollten. Und noch etwas verbindet die Beiden, nämlich der Gitarrenbau an sich.
Während Marten sich mit der Reparatur von Gitarren - vornehmlich Fenders und Gibsons - beschäftigte, baute May mit seinem Vater seine eigene Gitarre lieber gleich selbst! Ein paar seiner einleitenden Sätze sind daher seiner geliebten 'Red Special' gewidmet, auf deren Entstehungsprozess auch weiter hinten im Buch noch ausführlich eingegangen wird. Klar: wenn Brian May ein Vorwort schreibt, dann muss auch seine Gitarre (die heutzutage in Serie gefertigt wird) mit einem eigenen Kapitel bedacht werden - so ist das nun mal unter Freunden.
Damit kommen wir dann auch gleich zum Aufbau von "Guitar Heaven", welcher sehr gut strukturiert ist. Nach dem Vorwort beschreibt Marten in seiner Einleitung die Entwicklung der E-Gitarre von ihren Anfangstagen bis heute. Das Interessante dabei ist, dass dieser Text im Grunde genommen seine Lebensgeschichte und die der E-Gitarre parallel erzählt. Somit bekommt man hier keine trockene Faktensammlung geboten, sondern eine peppige Story mit persönlicher Note - kurzweiliges Lesevergnügen ist also gleich auf den ersten Buchseiten garantiert.
Man kann gut nachvollziehen, wie das Leben des Autoren von der Gitarre geprägt worden ist: Angefangen beim ersten Kontakt mit dem beatle'schen "Love Me Do" im Jahre 1962 sowie den Shadows, die den jungen Neville »[...] in die wunderbare Welt der Gitarren einführten«, geht es über seine erste eigene Gitarre und seine ersten Arbeitserfahrungen bei Gibson, Fender sowie dem Guitarist Magazine hin zu den Prinzipien, die ihm bei der Entstehung von "Guitar Heaven" wichtig waren:
Erstens gibt dieses Buch lediglich die persönliche Sichtweise des Autoren wieder. Bässe, akustische Gitarren und Jazz-Gitarren (die sogenannten 'Archtops'; einzige Ausnahme: die Gibson ES-175) finden deshalb nicht statt, weil sie jeweils eine Welt für sich darstellen. »Da dieses Buch aus meiner Perspektive als Liebhaber von Pop, Blues und Rock geschrieben wurde, schien es mir einfach logisch, mich auf diese Genres zu beschränken.« - Das klingt plausibel.
Außerdem war es dem Schreiber wichtig, die Gitarren in ihrem jeweiligen musikalischen Kontext zu zeigen und gute, aussagekräftige Fotografien zu verwenden: »[E]s ist doch so: Eine Gretsch 6120 in den Händen von Brian Setzer, eine Strat gespielt von Stevie Ray Vaughan oder Freddie King mit seiner Gibson ES-345 sagt so viel mehr über die Möglichkeiten eines jeden einzelnen Instruments aus, als Worte das jemals könnten.« - Wo der Mann Recht hat, hat er Recht!
Darüber hinaus vernachlässigt Marten in diesem Buch teure Vintage-Modelle ebenso wie makellose Einzelstücke sowie die Marken B.C. Rich und Dean.
Gegen Ende seiner Einleitung dann schlägt Marten den Bogen ins Hier und Jetzt und kommt über technische Fortschritte sowie Einflüsse der Musiker zum Schluss - immer wieder klingt durch, wie glücklich Neville Marten damit ist, sein Leben der Gitarre widmen zu können. Man nimmt dem Mann übrigens jedes einzelne Wort bedenkenlos ab: hier schreibt ein echter Kenner und Liebhaber!
Davon kann man sich auch auf den weiteren Seiten überzeugen. Nach dem Vorwort werden nämlich kapitelweise die wichtigsten Gitarrenmodelle und -hersteller präsentiert. Dass dabei die beiden 'Großen', nämlich Fender und Gibson, den Löwenanteil des Buches ausmachen, liegt in der Natur der Sache: Zu aller erst sind diese Unternehmen nun mal die populärsten und bekanntesten Hersteller der Welt, darüber hinaus kennt sich Marten mit deren Modellen, bedingt durch seine Arbeit in den 1970er und 80er Jahren als Reparateur, aber auch einfach bestens aus. So finden sich in diesem Buch gewisse Anekdoten und spezielles Insiderwissen wieder, was man bei anderen Gitarrenbüchern vielleicht nicht unbedingt zu lesen bekommt.
Beispielsweise ist nachzulesen, dass die Fender Jazzmaster bei ihrer eigentlichen Zielgruppe, der Jazz-Gitarristen, völlig fehl schlug und stattdessen erst in der Surfmusik, später dann im Garage Punk und New Wave populär wurde. Oder wie wäre es damit, dass Brian Mays erste, selbstgebaute Gitarre (der Prototyp der 'Red Special') insgesamt nur acht Pfund gekostet hat und als Vibratohebelgriff ein Stück alte Stricknadel benutzt wurde?
Aber auch Hersteller abseits von Fender und Gibson finden in würdigem Umfang Berücksichtigung, statt lieblos abgekanzelt zu werden. Erfreulicherweise legt sich Marten dabei nicht einfach auf die populärsten Modelle fest, sondern berücksichtigt, ganz der Liebhaber, gerade auch viele eher unbekannte Instrumente (z.B. G&L ASAT, National Airline Map, Taylor T5). Insgesamt finden sich hier also, von Ampeg bis Zemaitis, über 100 Gitarren wieder. Zu jedem Modell gibt es, neben dem Fließtext, übrigens immer einen kleinen Info-Kasten, in dem die nennenswerten Fakten (Konstruktion, Features, musikalische Stile, Sounds, Künstler) nochmals zusammengefasst sind.
Viele Fotos, sowohl reine Instrumenten-Aufnahmen als auch Bilder, auf denen die Sechssaitigen in den Händen ihrer legendären Spieler gezeigt werden, tragen schließlich zum überaus positiven Gesamteindruck bei. Damit kommt neben den lebhaften Erzählungen und Berichten auch der optische Eindruck keineswegs zu kurz.
Und auch die Genre-Vielfalt ist bei "Guitar Heaven" gewährleistet. Wer jetzt vielleicht glaubt, einer wie Neville Marten, der in der Ära von Beat und Blues groß geworden ist, würde sich neueren Spielweisen gänzlich verschließen, der irrt. Neben den obligatorischen Saitenhexern wie
Jimi Hendrix, Eric Clapton, Carlos Santana, Jeff Beck und diversen Bluesern kann man hier auch Leute wie Dimebag Darrell (ex Pantera), Jerry Cantrell (Alice In Chains), Jack White (White Stripes), Dave Grohl (Foo Fighters) oder Thurston Moore (Sonic Youth) bewundern.
Alles in Allem bekommt man mit "Guitar Heaven" also einen sehr schönen Überblick über die Entwicklung der elektrischen Gitarre. Die lebendige Schreibweise, die hochinteressanten Fakten und Hintergründe sowie die ansprechenden Abbildungen machen dieses Buch zu einem Muss für Gitarren-Freaks. Wie schreibt Brian May im Vorwort doch so treffend:
»Neville hat es geschrieben, angetrieben von einer lebenslangen Leidenschaft, und nun kommt es mit einem Feuer heraus, das immer in den Seelen derjenigen brennen wird, die durch die Musik leben und atmen. In "Guitar Heaven" hat Neville diese Magie eingefangen.«
Diesen euphorischen Worten ist nichts mehr hinzuzufügen. "Guitar Heaven" ist einfach empfehlenswert!
Inhalt:
Vorwort von Brian May
Einleitung
Ampeg Dan Armstrong Plexiglas
Burns Marvin
Danelectro Shorthorn Standard
Duesenberg Starplayer TV und Special
Epiphone Casino
Epiphone Sheraton
Epiphone Coronet & Crestwood
Ernie Ball Music Man Silhouette
Ernie Ball Music Man Albert Lee
Ernie Ball Music Man Van Halen
Fender Stratocaster
Fender Stratocaster - berühmte Gitarristen
Fender Telecaster
Fender Telecaster - berühmte Gitarristen
Fender Jazzmaster
Fender Starcaster
Fender Jaguar
Fender Mustang
G&L Asat und Rampage
Gibson Les Paul Goldtop
Gibson Les Paul Standard
Gibson Les Paul Custom
Gibson Les Paul - berühmte Gitarristen
Gibson SG Standard
Gibson SG - berühmte Gitarristen
Gibson EDS-1275
Gibson ES-335
Gibson ES-345
Gibson ES-355
Gibson ES-335 / 345 / 355 - berühmte Gitarristen
Gibson Explorer
Gibson Flying V
Gibson Firebird
Gibson ES-175
Gretsch 6120 Chet Atkins / Nashville
Gretsch 6122 Chet Atkins Country Gentleman
Gretsch Duo-jet
Gretsch 6136 White Falcon
Guild Starfire
Hamer Standard
Hamer Sunburst
Hofner Club Series
Ibanez JEM
Ibanez JS Radius
Ibanez RG
Ibanez George Benson
Ibanez John Scofield
Jackson Soloist
Jackson Randy Rhoads
Kramer Baretta
Line 6 Variax
Brian May Red Special
National Airline Map
Parker Fly
Peavey Wolfgang / HP Special
PRS Custom 22 / 24
PRS McCarty
PRS Singlecut
PRS Santana
PRS - berühmte Gitarristen
Rickenbacker 325
Rickenbacker 330
Rickenbacker 360 /12
Rickenbacker - berühmte Gitarristen
Steinberger GL Series
Taylor T5
Trussart Steelcaster und Steeldeville
Vox Phantom und Teardrop
Washburn Dime
Yamaha Pacifia
Yamaha SG2000
Zemaitis Pearl Front
Zemaitis Metal Front
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