Olaf Krämer/Uschi Obermaier
High Times - Mein wildes Leben
High Times Text: Olaf Krämer/Uschi Obermaier
219 Seiten, Broschiert
Medium: Buch
Erschienen im Wilhelm Heyne Verlag, München, Januar 2007
ISBN: 978-3-453-13010-4, EUR 14,--

Buchbesprechung vom 09.03.2007


Jürgen Bauerochse
Ihr Name ist fast allen Leuten ein Begriff, die ihre Jugendzeit in den Sechziger und Siebziger Jahren verlebten. Zum einen beeindruckte sie durch ein sehr anspruchsvolles Äußeres, das sie zum ersten deutschen Top-Model werden ließ. Als Covergirl lächelte sie von den Titelseiten fast aller angesagten internationalen Magazine, und selbst Starfotografen wie Helmut Newton waren von Uschi Obermaier fasziniert.
Fast noch bekannter wurde die Bayerin aus Sendling jedoch durch ihren ausschweifenden Lebensstil und den dazugehörenden Personen, mit denen sie sich umgab. So war sie Mitglied der ersten deutschen Musikkommune Amon Düül, schloss sich dann der berühmt-berüchtigten Kommune 1 in Berlin an, zu der unter anderem auch Fritz Teufel und Rainer Langhans gehörten. Immer auf der Suche nach dem ultimativen Kick wurde sie Anfang der Siebziger Jahre Schauspielerin und hatte als sogenanntes 'Edelgroupie' Affären mit Keith Richards und Mick Jagger.
1974 kam sie mit dem Hamburger Kiezkönig Dieter Bockhorn zusammen. Von nun an lernte sie das Rotlichtmilieu mit all seiner Gewalttätigkeit und den harten Drogen- und Alkoholexzessen gründlich kennen.
Um diesen Zwängen zu entfliehen, reiste sie mit Bockhorn in einem umgebauten Luxusbus jahrelang durch Asien, die USA und Mexiko, bis ihr Partner Mitte der Achtziger Jahre tödlich verunglückte...
Inzwischen ist Uschi Obermaier sechzig Jahre alt und legt mit "High Times" die Autobiografie ihres wirklich 'wilden Lebens' vor. Autor Olaf Krämer führte schon seit 1992 zahlreiche Interviews mit Uschi Obermaier und verschaffte sich so umfassende Informationen für dieses Buch. Außerdem verfasste er auch das Drehbuch zum Film "Das Wilde Leben", der jetzt ebenfalls in den Kinos angelaufen ist.
Sehr anschaulich wird die Kindheit von Klein-Uschi geschildert, die durch ständigen Streit und schließlich die Trennung der Eltern geprägt wurde, und schon früh dafür sorgte, dass sie sich für alternative Lebensformen interessierte. Natürlich kommen auch die ersten sexuellen Gefühle und Erfahrungen ausführlich zur Sprache.
Im Big Apple in Schwabing, damals eine der angesagtesten Szene-Kneipen in München, machte Uschi ihre ersten musikalischen Schritte, lernte zahlreiche Bands kennen und kam mit den verschiedensten Drogen in Berührung. Nach einem Konzert und den sich anschließenden Backstage-Gesprächen mit der Münchner Band Amon Düül, zögerte sie keinen Augenblick und schloss sich dieser WG an. Zu sehr hatten sie die Bandmitglieder mit den Schilderungen ihres Zusammenlebens begeistert.
1968 lernte sie die Mitglieder der Kommune 1 kennen, und sofort fiel ihr Rainer Langhans auf, mit dem sie in der nächsten Zeit zusammen blieb. Doch sehr schnell war sie des ziemlich freudlosen und sehr politisch geprägten Lebens in der K1 überdrüssig. Die gänzlich fehlende Privatsphäre und die immer häufiger auftretenden Konflikte mit der Staatsgewalt führten schließlich zum endgültigen Ende der Wohngemeinschaft.
Im Jahr 1970 macht sie Bekanntschaft mit Mick Jagger und Keith Richards während der Deutschland-Konzerte der Rolling Stones und beginnt mit beiden ein Verhältnis. Immer wieder erhält sie Angebote, die Band auf ihren Touren zu begleiten, doch inzwischen hat sie den Hamburger Kiezkönig Dieter Bockhorn kennen gelernt.
Mit ihm will sie ab jetzt ihre weitere Zukunft verbringen, doch schnell wird sie auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Ein Mann aus der Rotlicht-Szene hat nun mal nicht nur eine Braut am Start. Immer häufiger gibt es Streit, an denen auch Uschi nicht unschuldig ist, denn inzwischen trifft sie sich wieder häufiger mit Keith Richards. Die Gefühle zu dem Stones-Gitarristen waren wohl doch stärker als angenommen. Außerdem sind ihr die zunehmenden Gewalttätigkeiten zwischen den einzelnen Banden immer mehr zuwider.
Auch die Drogenabhängigkeit des Paares wird immer größer. So entschließen sie sich, Deutschland endgültig den Rücken zu kehren. Mit einem umgebauten Bus erkunden sie Teile von Asien und auf einem zweiten Trip große Teile der USA und Mexikos. Dabei schafft es der Überlebenskünstler Bockhorn immer wieder, sie auch finanziell über Wasser zu halten. Der hatte sich inzwischen ein Motorrad organisiert, mit dem er die meiste Zeit unterwegs war. 1983 legt er sich mit seiner Maschine zu sehr in eine Kurve und prallt frontal in einen Truck. Dieter Bockhorn erliegt seinen schwersten Verletzungen und stirbt in Baja (Mexiko).
Uschi Obermaier erlernte daraufhin die Kunst des Silberschmiedens und fand so eine neue Berufung. Sie lebt heute in Kalifornien und hat nun endlich ihre innere Ruhe wiedergefunden.
Diese Autobiografie ist sehr offen geschrieben und gibt einen treffenden Eindruck über das wirklich 'wilde Leben' der Uschi Obermaier. Zahlreiche Fotos runden dieses gelungene Werk ab.
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