Eine Anthologie ist eine Sammlung ausgewählter Texte, lässt uns das Lexikon wissen. Aus Verbeugung vor der lautesten Band der Welt, Lemmys Motörhead, hat die Textsammlung von Frank Schäfer aber nicht den fälligen Titel 'Anthologie', sondern führt im Namen bezeichnend "Metal Antholögy". Ansichten und Meinungen eines Schwermetallsüchtigen".
Mit dieser Neuerscheinung schließt der Buchautor und Journalist Frank Schäfer zugleich seine dreiteilige Heavy Metal-Trilogie ( Talking Metal. Headbanger und Wackengänger sowie 111 Gründe, Heavy Metal zu lieben) ab und auch dieses Mal ist in den 81 Kapiteln viel Kurzweiliges rund um den Metal nachzulesen.
Beim Inhalt lässt der Brauchschweiger nichts aus, was dem Heavy Metal gerecht werden könnte. Er erzählt mit typischer spitzer Feder Geschichten mit Musikern, Fans und Machern der Szene. Angenehm ist, dass Schäfer nicht zu lang auf das in den Massenmedien stets breit zitierte Wacken Open Air eingeht. Einige Seiten und mehrere Bilder erhellen das weltweit größte Festival seiner Art. Damit ist es gut. Kritikpunkte sind sicherlich die manchmal zu klein geratenen Fotos im vergrößerten Briefmarkenformat, die oft auf Wacken Bezug nehmen. Auch andere Exponate der schwermetallischen Zeitgeschichte enthält das Buch, finden sich doch darin viele Abbildungen mit Konzertkarten. So erfährt der Leser beispielsweise, dass AC/DC am 1. April 1991 zu einem Preis von 40 Mark im Vorverkauf in der Eilenriedehalle in Hannover gespielt haben. Kein Schnäppchen für die damalige Zeit, aber heute umgerechnet undenkbar. Lang, lang ist es eben her.
Gefallen findet der Autor an der ersten deutschen Kreuzfahrt, der Full Metal Cruise (Eine Kreuzfahrt, die ist lustig). Hier war Frank Schäfer unter 2000 Passagieren im Jahr 2013 selbst dabei und durfte auf der ungewöhnlichen Konzertreise als Akteur Leseproben zum Besten geben.
Wer bislang dachte, dass Heavy Metal keine Altersgrenzen hat, erfährt in der Lektüre, dass der Durchschnittsmetaller auf dem Schiff 39 Jahre war. Zumindest ist dies eine Momentaufnahme, wenn auch nicht repräsentativ für das Genre. Ein Schmankerl sind die Kurzbeschreibungen von Alben, die auf 15 Seiten Live-Alben und auf weiteren elf Seiten Metal-Klassikern zugeordnet sind. Wie schon erwähnt: Die Kommentierungen stammen von einem Kenner der Szene und erhöhen so dessen Unterhaltungswert.
Eine genaue Typbeschreibung seiner Spezies liefert der Buchautor ebenfalls ab: »Der Metalhead ist ja bekanntlich ein Schein- und Sitzrebell. Das heißt, er grimassiert und fuchtelt herum, gibt sich wilde Tiernamen und auf seinem T-Shirt fließen Blut, Gedärm und Gehirnschmalz in apokalyptischen Dimensionen. Aber eigentlich fühlt er sich doch ganz wohl mit seinem Job im Amt, den 8978 Vinylalben im Regal und dem wochenendlichen Freiheitstaumel«, schreibt der Fan über seine Szene.
Frank Schäfer huldigt der »besten Band der Welt « ( Kiss) und lässt in dem Kapitel "Das Ende vom Anfang" Black Sabbath bei ihrem Konzert 2013 vor 15.000 Menschen in der Westfalenhalle in Dortmund hochleben. In einem anderen Kapitel erinnert er an das jüngste 'historische' Studioalbum "13" der 'Lebenden Statuen'. Der Autor leistet Pionierarbeit, indem er seine Szenekenntnisse unterhaltsam und kurzweilig in ein Posiealbum mit der Sprache des Metal fügt. "Metal Antholögy" ist ein kurzweiliger, reich illustrierter Reiseführer durchs Eisenland. In der abwechslungsreichen Text-Bild-Collage erfährt der Leser viel Wissens- und Liebenswertes über die Rituale, Gründungsmythen, Trinkgewohnheiten, Sprüche und nicht zuletzt das erstaunliche Liebesleben seiner Bewohner.
Frank Schäfer ist als Literatur- und Musikkritiker, vor allem aber als Fan authentisch und wenn es den Schriftsteller für das Heavy Metal-Genre nicht schon gäbe, hätte die Szene einen wichtigen Botschafter weniger. Er erzählt nicht bloß über eine Szene, nein, der 47-Jährige ist seit mehr als 30 Jahren selbst Teil dieser Szene.
Ab und zu teilt er für eine breite Masse satirisch aus. Keine Frage, Heavy Metal ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das schlägt sich auch in dem wachsenden Interesse der Mainstream-Medien nieder und zeigt - ganz ohne Frage auch die liebenswerte "Metal Antholögy". Mit diesem Werk und der Trilogie ist es Frank Schäfer gelungen, das Genre mit all seinen Machern und Fans unterschiedlich zu belichten. Und man kann nur erahnen, wie viel Zeit und Liebe zum Detail der Autor in diese drei Bücher gepackt hat.
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