Peter Hince / Queen intim: Groupies, Gin und Glitter
Auf Tour mit Queen
Queen intim: Groupies, Gin und Glitter 304 Seiten, schwarz/weiß Fotos
Broschiert
Erschienen im Hannibal Verlag, 2015
1. Auflage
Sprache: Deutsch
Größe: 16,4 x 2,9 x 24,3 cm
Medium: Buch
ISBN-13: 978-3854454908, 19,99 €

Review vom 12.04.2016


Ilka Heiser
"Queen intim: "Groupies, Gin und Glitter", dahinter vermutet man doch sofort jede Menge Enthüllungsgeschichten und könnte meinen, über die pikantesten Episoden jedes einzelnen Queen-Musikers detailgenau informiert zu werden, ganz im Stile von Richard Cole/R. Trubo: "Led Zeppelin Stairway To Heaven - Licht und Schatten am Rock-Himmel". Aber, weit gefehlt: »Mein Buch ist eine warmherzige Erinnerung an eine Ära, in der unsere Haare noch voller waren und die Taillen schmaler.« Man darf also gespannt sein:
Im Jahr 1973 erlebte Peter Hince, damals gerade mal 18 Jahre alt, die Band zum ersten Mal als Support von Mott The Hoople, bei denen er als Roadie tätig war. Sein erster Queen-Kontakt erfolgte mit Brian May, dessen »komische selbstgebaute« Gitarre er testen durfte. Zwei Jahre später bekam er dann die Chance - nach einer Zwischenstation bei Mick Ronson - für May als Roadie zu arbeiten, was sich dann aber zerschlug, da dessen Techniker reuevoll in die 'Arme' des Gitarristen zurückkehrte. Dennoch konnte Hince bei Queen bleiben und bekam einen anderen Job: »Er ist jung, er ist begeisterungsfähig - er soll sich mal um Fred kümmern«. Hinces Begeisterung hielt sich dagegen sehr in Grenzen, er bezeichnete Freddie damals als »tänzelnden Poser mit nur einem Handschuh«. Aber die Aussicht, mit einer Rockband um die Welt zu reisen (Hinces größter Wunsch war die USA), Mädchen kennen zu lernen und eine gute Zeit zu haben war dann doch ausschlaggebend dafür, den Job - übrigens pünktlich zum großen kommerziellen Durchbruch zu Queens "A Night At The Opera-Tour" - anzunehmen.
Bis 1986 blieb Peter Hince bei Queen und arbeitete sich bis zum Chef der Roadcrew hoch. In all den Jahren entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen ihm und Freddie Mercury, den er in seinem Buch nicht Freddie, sondern Fred nennt. Hince war stets an der Seite der Band und ihres 'Chefs' , ob nun bei Plattenaufnahmen, auf oder hinter den großen Bühnen oder privat und das fast Tag und Nacht. Er war nicht nur für das Equipment der Band, sondern auch für deren private Einkäufe (Möbel, Klamotten, Mitbringsel usw.) und den sicheren Transport all der zusammengesammelten Dinge aus aller Herren Länder verantwortlich. Er sorgte dafür, dass die Band on Stage exquisit in Szene gesetzt wurde, ob nun durch eine tolle Lightshow oder viele andere, mehr oder weniger wichtige Details, die die Auftritte von Queen regelrecht legendär machten.
Tiefe, sehr interessante Einblicke gibt uns der Autor somit in das Leben und Wirken eines Bandroadies Mitte der 70er bis Mitte der 80er Jahre. Und dieses Leben war beileibe kein Zuckerschlecken, erforderte vollen Einsatz des Protagonisten, oftmals bis zur Selbstaufgabe.
Man erfährt zwar hin und wieder auch einige wenige Details über Mercury, May, Taylor und Deacon, deren Launen und aber auch Eigenheiten. Diese werden jedoch nie bis zum Erbrechen ausgeschlachtet, was ich als sehr angenehm empfinde. Kein Enthüllungsbuch also, dennoch wunderbar locker, mit einem köstlich trockenen Humor erzählt Peter Hince seine Storys an der Seite der Band und macht die Lektüre somit wirklich lesenswert für alle Musikinteressierte ohne Sensationshascherei.
Mit 30 Jahren, im Jahr 1986, stieg Peter Hince bei Queen aus und arbeitet fortan als Werbefotograf und Autor. Noch während dieser Tätigkeit half er der Band noch einmal als Roadcrew-Chef bei der "Magic"-Tournee (»die letzte Tournee in der Original-Besetzung«) aus. Dabei musste er feststellen, dass sich doch vieles im Musikbusiness zum Negativen verändert hatte: »Der harte und unbarmherzige Geschäftsaspekt hatte Oberhand gewonnen und nun begann eine Ära, die gekennzeichnet war durch Firmen, ökonomische Zielsetzungen und knallhartes Sponsoring. Ich bin glücklich, dass ich zu diesem Zeitpunkt ausgestiegen bin.«
Hince blickt also in seinem Buch nicht wehmütig, aber voller Dankbarkeit für ein tolles (Arbeits)Leben zurück. Dass er Freddie Mercury vermisst, lässt er immer wieder durchblicken. Deshalb lassen wir Mercury auch das letzte Wort: »Was immer du machst, mach' es mit Stil und Eleganz, Darling!«
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