Musiker und ihre Drogeneskapaden - ein schier unendliches Thema, das sich wie ein roter Faden durch die Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts zieht.
In fast allen Bereichen dieser Art von Unterhaltung gibt es immer wieder Schlagzeilen über Exzesse der Künstler unter Einfluss von Alkohol und anderen pflanzlichen oder chemischen Substanzen.
Schon unter den alten Bluesveteranen war der Hang nach hochprozentigen Drinks sehr ausgeprägt, und auch in der Swing- und Jazz-Ära pushten sich die Musiker mit illegalen Mittelchen immer wieder zu Höchstleistungen.
Besonders in der aggressiven und lauten Rockmusik war und ist der Konsum von jedweden 'Muntermachern' ein bestimmendes Thema, das inzwischen eine schon fast endlose Liste an Todesfällen hervorgebracht hat. Von den alten Rock'n'Rollern, über die Beat Bands der Sechziger, den Rockgruppen in den siebziger Jahren, den Punk Musikern, bis hin zu den Rappern der Gegenwart, überall haben die Drogen ihre Spuren hinterlassen und ihren Tribut gefordert.
Man sieht also, dass es sich bei dieser Thematik um einen schier endlosen Stoff handelt, der so manchen randvollen Schmöker hervorbringen könnte. Klar, dass ich mir dieses Buch von R. U. Sirius (genau, das kann natürlich nur ein Künstlername sein - bürgerliche lautet er, ganz 'sirius', Ken Goffman) mit dem begleitenden Titel "Rockstars auf Drogen" mal reinziehen musste.
Doch um es gleich mal vorweg zu nehmen, diese Lektüre ist von vorne bis hinten allerhöchstens als 'leichte Unterhaltung' anzusehen, die den Leser ab und zu zum Schmunzeln bringt und vielleicht an einigen wenigen Stellen auch mal eine Information bereithält, die man bisher noch nicht kannte. Im Großen und Ganzen aber bringt dieser Band nichts Neues und Wichtiges zum Vorschein.
In den vierundzwanzig Kapiteln hält der Autor zwar einige Unterscheidungen parat, indem er sich mit "Rockstars auf Acid" (Kapitel 4), "Musiker auf Kokain" (Kapitel 12) usw. beschäftigt, aber all das wirkt irgendwie nur bruchstückhaft zusammengefügt. Natürlich gibt es die eine oder andere Anekdote zu den Drogen konsumierenden Musikern, die tatsächlich für ein wenig Belustigung sorgt (kein Wunder, wenn man von Leuten wie Keith Richards oder Iggy Pop berichtet), doch im Prinzip wirkt das alles sehr flüchtig eingestreut. Ein Stichwort - ein Zitat - Thema erledigt. So werden die einzelnen Punkte 'abgearbeitet'. Und das ist einfach zu wenig!
Selbst solche Extremfälle wie der Sex Pistols-Bassist Sid Vicious, der ja durch seine Beziehung zu dem amerikanischen Groupie Nancy Spungen, die bekanntlich tödlich endete, ein ganz besonderer Fall war, wird in nur wenigen Sätzen abgehandelt.
Aber es gibt auch einige Kapitel, die etwas ausführlicher (wenn auch immer noch viel zu knapp) behandelt werden und deshalb gut zu lesen sind. So wird der LSD-Papst Timothy Leary recht gut beschrieben und auch Aleister Crowley, jener bisexuelle englische Okkultist und ebenfalls schwer abhängig, wird ein ganzes Kapitel gewidmet.
Außerdem werden die Beatles und ihre Beziehung zu chemischen Helferlein beleuchtet, wobei natürlich auch wieder Songs wie "Yellow Submarine" und "Lucy In The Sky With Diamonds" unter die Lupe genommen werden. Und das hat ja nun wirklich schon einen langen Bart.
Drogenrazzien bei den Stones, David Bowie, John Lennon und Jefferson Airplane werden auch kurz angerissen, genau wie die Rap-Stars wie 50 Cent und ihre Abhängigkeit zu Steroiden. Auch das sind nicht gerade Neuigkeiten für den interessierten Fan der Rockmusik. Und dass bei Leuten wie Grateful Dead, Anita Pallenberg und diversen Metal-Bands berauschende Substanzen im Spiel sind, überrascht mich auch nicht wirklich.
Doch alle diese Dinge werden nur ganz kurz angerissen und in keinster Weise weiter verarbeitet. Auch die so genannten 'Hitparaden' des Autors über 'Marihuana inspirierte Songs', 'Rockstars auf Heroin' und 'Dope Pärchen' wirken sehr subjektiv und sehr beliebig und flüchtig raus gesucht. Selbst die Todesliste der an Drogen verstorbenen Musiker ist mehr als dürftig.
Alles in allem ist dieses Buch nicht mehr als eine 'kleine Lektüre zwischendurch'. Nicht mehr und nicht weniger. Wer sich belanglos unterhalten lassen will, kann das hier tun. Neue Erkenntnisse und vielleicht aktuelle Fakten wird man aber vergeblich suchen.
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