Nick Johnstone / Yoko Ono - Talking
Talking Nick Johnstone
192 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
zwei separate Bildteile
Medium: Buch
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin, 2008
ISBN: 978-3-89602-825-9,
EUR 14,90

Review vom 26.06.2008


Jürgen Bauerochse
Fällt in Gesprächsrunden, aus welchen Gründen auch immer, der Name Yoko Ono, so wird man oft genug säuerliche Mienen der Beteiligten wahrnehmen können. Selbst nach fast vierzig Jahren wird die gebürtige Japanerin für den Split der Beatles verantwortlich gemacht.
Obwohl diese These inzwischen schon hinreichend und von vielen Seiten widerlegt worden ist, wird die Trennung der erfolgreichsten Band aller Zeiten noch immer einzig und allein mit ihrer Person in Verbindung gebracht, sodass der Lennon-Witwe selbst im einundzwanzigsten Jahrhundert noch blanker Hass vieler Beatles-Fans entgegenschlägt.
Doch diese Tatsache wird der Person Yoko Onos in keinem Fall gerecht. Zu vielseitig und differenziert sind ihre Aktivitäten in den letzten Jahrzehnten gewesen, um sie ausschließlich als 'Frau, die die Beatles zerstört hat' zu brandmarken.
So werden in der Biografie am Anfang dieses Buches die zahlreichen Aktivitäten der heftig umstrittenen Avantgarde-Künstlerin beschrieben, mit denen sie die Welt ein ums andere Mal schockiert hat. Oft genug stieß sie durch ihre abgedrehte Art, sowohl im musikalischen Bereich als auch als Filmemacherin, auf absolutes Unverständnis in der Bevölkerung, und doch gab ihr der Erfolg in vielen Fällen Recht. Speziell in den Neunziger Jahren wurde sie von Musiker-Kollegen, wie Björk, Sonic South und Tricky quasi neu entdeckt und erreichte im Jahr 2003 mit ihrem Remix von "Walking On Thin Ice" sogar Platz eins in den amerikanischen Billboard-Dance Charts.
Doch auch als Geschäftsfrau (wohl niemand verwaltet den Nachlass eines Angehörigen so perfekt und ehrenvoll wie sie das Erbe John Lennons), Feministin und überzeugte Pazifistin erstritt sie sich weltweit einen nachhaltigen Ruf. Im Jahr 2004 setzte sie sich mit aller Vehemenz gegen eine Wiederwahl von George W. Bush ein und engagierte sich stark für diverse Projekte von Amnesty International. Man kann also wirklich nicht behaupten, dass das Dasein Yoko Onos langweilig oder eintönig ist.
Und trotzdem habe ich mit dem vorliegenden Buch "Talking" so ein paar Probleme, denn nach dieser bereits erwähnten kurzen Biografie am Anfang, die die Stationen ihres Lebens recht gut beschreibt, beschränkt sich das Werk danach ausschließlich auf gesammelte Zitate. Zwar hat Nick Johnstone so ziemlich alle wichtigen Abschnitte aus Yokos History angeführt (einschließlich vieler Rückschläge und Tragödien), aber trotz allem ist die Lektüre dieser reinen Wiedergaben eine sehr trockene Angelegenheit. Der Lesefluss leidet doch sehr unter der bloßen Aufzählung der Zitate.
Vom Inhalt her lernt der Leser allerdings eine sehr kluge und gleichzeitig sensible Frau kennen, die sich zu allen Stationen ihres bewegten Lebens ihre ganz eigenen Gedanken macht und dabei eine sehr realistische Meinung an den Tag legt. Zudem kommen auch viele Personen aus ihrem persönlichen Umfeld zu Wort und äußern sich über diese doch ziemlich außergewöhnliche Frau. Dabei spielen natürlich die beiden Kinder Sean und Kyoko, aber auch die beiden Ex-Beatles
Paul McCartney und Ringo Starr die wichtigsten Rollen, mal ganz abgesehen von John Lennon selbst, der sich ja auch öfter zu seiner Beziehung zu Yoko geäußert hat.
So gibt dieses Buch trotz der ziemlich trockenen Zitate-Sammlung ein interessantes Bild über eine der markantesten Frauen der Gegenwart ab, die in diesem Jahr ihren fünfundsiebzigsten Geburtstag feierte und noch lange nicht am Ende ihrer Aktivitäten angelangt zu sein scheint. Wir werden wahrscheinlich auch in der näheren Zukunft noch die eine oder andere Überraschung, in welchem Bereich auch immer, von Yoko Ono erleben.
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