Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Diese Redensart trifft auch auf die RockTimes-Redaktion zu, zumindest auf den Teil der Crew, für den Essen mehr als nur 'schmecken muss es' und Nahrungsaufnahme bedeutet. In schöner Regelmäßigkeit werden im internen Mailverteiler Rezepte ausgetauscht und mitgeteilt, welche lukullische Speise gerade in der Mache oder geplant ist. Man schenkt sich bei Kollegen-Besuchen schon mal Kochbücher, edle Tropfen, Feinkostartikel oder Spezialitäten des jeweils heimischen, lebensmittelverarbeitenden Handwerks.
Ungeachtet des akzeptierten, aus feinschmeckerischer Sicht aber wenig verstandenen Essgebarens einiger Weniger ist Essen und Trinken also durchaus Thema auch in einer Musikredaktion.
Da kam die Ankündigung des Buches "Vier Jahreszeiten, Mit allen Sinnen genießen - Der Winter" gerade recht. Nur, wie bringt man ein Review darüber in RockTimes unter? Das war im Falle dieser Buchreihe (nach "Der Winter" folgen die anderen drei Jahreszeiten) einfach, denn der Autor des Buches meint, dass für eine angenehme Atmosphäre beim Essen alle Sinne angeregt werden müssen und dezente, leise sowie passende Musik unbedingt dazugehören. Daher liegen diesem Buch zwei CDs bei, die diesen musikalischen Anspruch erfüllen. Das Konzept geht auf, denn als das Buch ins Haus kam, war es mangels Vorrat an den passenden Lebensmitteln erst mal nur möglich, die Musik zu hören. Und die passte hervorragend zum gerade geplanten Abendessen. Beim Kochen als auch beim Essen hat sie uns perfekt begleitet und Hand aufs Herz: Beim Italiener, Griechen oder Thailänder ist es dann am Schönsten, wenn landestypischer Musik der Vorrang vor z. B. Gedudel aus dem Chartsradio gegeben wird.
Auch ist mir das vor vielen Jahren angenehm bewusst geworden, als ich in einem kleinen Fischrestaurant an der Chesapeake Bay in Norfolk, Virginia (Blue Crab hieß der Laden) göttliche Speisen wie Angels on Horseback oder Sauted Crabmeat zu vorzüglichem Fess Parker-Wein genossen habe. Passend zu dem modern und clean eingerichteten Lokal gab es ebensolche Musik von z. B. Steely Dan. Oder das Essen im Prince Michel in Leon, Virginia. Dort war es ungleich edler und ich war froh, dass ich eingeladen war und die Rechnung nur aus der Ferne sah. Nun sind wir in etwa in der Liga des Buchautors, Johann Lafer, bekannter TV-Koch und Chef des Le Val d'Or, der Stromburg im Hunsrück.
Keine Angst, wenn auch das »musikalische Menü in drei Gängen« schon einen gewissen Anspruch an Zutaten, Kochkunst und Aufwand stellt - Lafer hat die Rezepte so 'umgestaltet', dass man kein Koch der Stromburg sein muss, um adäquate Resultate zu erzielen. Klar, es geht über das, was man normalerweise auf den Tisch bringt, hinaus. Aber es ist zu schaffen. Und mal ehrlich, ihr Hobbyköche, ist nicht das Vorbereiten, das Besorgen, Schnippeln, Probieren und nicht zuletzt das Umgehen mit dem 'Küchenwein' mindestens genau so schön, wie das Genießen des Endproduktes? Alle meine kochenden Freunde sehen das zumindest so, wie auch ich selbst.
Die Endprodukte sind in diesem Fall aber schon so, dass einem bereits beim Lesen der Rezepte das Wasser im Munde zusammenläuft. Unterteilt ist das Buch in "Erster Gang" (11 Vorspeisen), "Zweiter Gang" (11 Hauptgerichte) und "Dritter Gang" (8 Desserts). Mein geplantes, erstes Menü wird wohl mit der gebackenen Jakobsmuschel beginnen, sich mit Kürbis-Orangen-Pastasotto fortsetzen und mit Chili-Zimt-Kipferl enden. Die begleitende Musik ist sicher schneller ausgewählt, denn man muss keines der Lieder gesondert auswählen. Sie sind alle so gehalten, dass sie immer und zu allem dazupassen.
Passend ist auch die Gestaltung des Buches. Das beginnt beim edlen in weiß gehalten Buchcover, setzt sich über die Aufteilung innerhalb des Werkes fort und gipfelt in tollen Bildern zu den jeweiligen Gerichten mit wirklich verständlichen Anleitungen. Schlaue Zitate lockern immer wieder auf und mal ehrlich, sind das nicht in der Tat wahre Weisheiten?
"Im Winter dreht sich die Erde nicht um die Sonne, sondern um den Ofen.« [Pavel Korosin]
"Ich halte die Musik für den Kern der Welt, zu welchem die Harmonie sich verhält wie zum Braten die Soße.« [Arthur Schopenhauer]
"Vier Jahreszeiten" ist ein schönes Geschenk für musikliebende Köche oder kochende Musikliebhaber. Natürlich wird es in der Küche seinen Platz finden und nicht im Regal mit den Musikbüchern, denn die Musik ist in diesem Falle 'nur' Beiwerk. Wie das passende Glas zum jeweiligen Wein. Beiwerk, aber wer schon mal Wein aus dem Pappbecher getrunken hat, weiß, was ich meine.
Normalerweise folgt ja oft nach dem Review eine Akkreditierung, um die Künstler auch live zu präsentieren. Der Rezensent ist also schon gespannt, ob eine Akkreditierung für die Stromburg folgt.
Nachdem nun Kochen und Musik als perfekte Symbiose Einzug in unser Magazin gefunden hat, warten Teile der Redaktion gespannt auf weitere Kombinationen. Denkbar wäre Kamasutra in Verbindung mit der passenden Musik. Unsere Blueser werden da allerdings den Prog-Freunden den Vorzug lassen müssen, denn mehr als drei Akkorde sollten es schon sein …
Bis dahin wünsche ich Guten Appetit und immer eine gute Scheibe im Player.
Tracklist |
CD 1:
01:Illusion - Gregory Porter
02:Wild World - Marc Cohn
03:Alfie - KJ Denhert
04:You And Me - Ryan Cohan
05:The Winter - Parry Ascher
06:A Whiter Shade Of Pale (arr. S. I. Mikkelsen)
07:Bourée (arr. S. I. Mikkelsen)
08:Debussy
09:Delius
10:Pretty - Gregory Porter
11:Die Moldau (Smetana) - Chicago Symphony Orchestra, Rafael Kubelik
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CD 2:
01:La Payanca - Pablo Aslan
02:Libertango (arr. Chavaillaz)
03:Andante Espressivo Ma Con Moto (Mendelssohn Bartholdy) String Quartet #3 In D, Op. 44/1
04:Allegro (Mozart) - The Royal Philharmonic Orchestra, Jonathan Carney
05:Oblivion (arr. A. Chavaillaz)
06:Scarborough Fair (organ cadenza by S. I. Mikkelsen)
07:Sin Palabras
08:Allegro Non Molto (Vivaldi Winter) - The Royal Philharmonic Orchestra
09:Largo (Vivaldi Winter) - The Royal Philharmonic Orchestra
10:Allegro (Vivaldi Winter) - The Royal Philharmonic Orchestra
11: The Sounds Of Silence (arr. S. I. Mikkelsen)
12:Pavane (Warlock)
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