Frank Schäfer
Woodstock '69 - Die Legende
Woodstock '69 - Die Legende Frank Schäfer
Medium: Buch
206 Seiten, Broschiert
Residenz Verlag, St. Pölten, 2009
ISBN: 978-3-7017-3138-1
EUR 17,90

Buch-Review vom 26.06.2009


Jürgen Bauerochse
In 2009 jährt sich das Woodstock-Festival zum vierzigsten Mal. Vom 15. bis 17. August 1969 liefen auf dem Gelände von Max Yasgurs Farm in Bethel/New York die 'Three Days Of Peace And Music' ab, die als wichtigstes Open Air-Event in die Geschichte der Rockmusik eingehen sollten.
500.000 Hippies aus allen Teilen Amerikas kamen zusammen und versuchten so ihre Weltanschauung von freier Liebe, Gewaltlosigkeit und legalem Drogen-Konsum auszuleben. Die 'Woodstock-Nation' war geboren. Aufgrund dieses Jubiläums erscheinen in diesem Jahr zahlreiche Bücher, die sich mit der 'Mutter Aller Festivals' beschäftigen. RockTimes wird sich in den kommenden Monaten mit diesen Neuerscheinungen beschäftigen und vier von ihnen besprechen.
Beginnen möchte ich mit dem im östereichischen Residenz Verlag erschienenen Buch "Woodstock '69 - Die Legende", das von Frank Schäfer, einem in Braunschweig lebenden Musikjournalisten, der neben zahlreichen Romanen, Erzählungen und Sachbüchern auch für den Rolling Stone, die Neue Zürcher Zeitung, die taz, Titanic und Konkret, um nur einige zu nennen, verfasst.
Dieses in fünf Kapitel unterteilte Werk beschränkt sich im Wesentlichen auf die Vorbereitung und den Ablauf des Festivals und liefert dabei jede Menge interessante Informationen über die auftretenden Bands und Musiker. Endlich bekommt der Leser mal mit, wer sich denn so alles auf der Bühne von Woodstock rumgetrieben hat, denn Otto Normalverbraucher bezog seine Kenntnisse bisher ja fast ausschließlich aus den Film- und Audioaufnahmen, bei denen eine ganze Reihe von Acts aus den verschiedensten Gründen gar nicht vertreten waren.
Doch dieser Band ist natürlich weit mehr als eine bloße Aufzählung der auftretenden Musiker. Präzise hält Schäfer den Programm-Ablauf dieser drei Tage fest und geht, wenn es nötig ist, auch auf die Textaussagen der Künstler ein, was besonders am ersten Tag des Festivals wichtig war, als Richie Havens, Country Joe, Arlo Guthrie und Joan Baez auf der Bühne standen, die dem Publikum mit ihren Botschaften gegen Gewalt, Tyrannei und natürlich den Vietnam-Krieg wachrütteln wollten. Immer wieder bringt Schäfer Auszüge aus einzelnen Songs und versucht so, die Aussagen der Interpreten deutlich zu machen.
So verarbeitet der Autor jeden einzelnen Gig, der an diesem Wochenende abgelaufen ist, gibt eine Kurzbeschreibung des Auftrittes und lässt auch die Publikums-Reaktionen nicht außer Acht. Schäfer hat aber dabei nie die rosarote Fanbrille auf, sondern erwähnt auch knallhart die Schwächen bei einigen Acts. So kommen zum Beispiel Janis Joplin, Grateful Dead und Blood, Sweat & Tears bei seiner Bewertung gar nicht gut weg, während Melanie, Canned Heat und Joe Cocker sehr gut bewertet werden.
Sehr interessant finde ich auch die Hinweise, welche Songs im Film und auf den diversen Tonträgern enthalten sind und auf welche der geneigte Leser leider für immer verzichten muss. Auch das Internet wird nicht vergessen, sodass man ebenfalls umfassend über die vorhandenen Titel in den Musikplattformen informiert wird.
Im ersten Kapitel lernen wir die vier Verantwortlichen für das Festival kennen, erfahren, wie sie aufeinander getroffen sind und welche Schwierigkeiten bei der Vorbereitung von Woodstock zu bewältigen waren. (Der Widerstand der 'normalen' Bevölkerung und verschiedener anders denkender Gruppierungen muss schon enorm gewesen sein). Außerdem bekommt man einen guten Eindruck, welche Ausmaße die Organisation so eines Großereignisses für die Macher angenommen hatte.
Natürlich bleiben auch die Unzulänglichkeiten nicht unerwähnt, die schließlich dazu führten, dass Woodstock völlig aus dem Ruder lief. Angefangen von der viel größeren Besucherzahl, niemand hatte mit einer halben Million Rockfans gerechnet, bis hin zu der dadurch entstandenen absolut unzureichenden Versorgung mit Nahrungsmitteln und den chaotischen sanitären Einrichtungen wird in dem Buch alles beschrieben. Auch der Zusammenbruch des Straßenverkehrs bei der Anreise, das schlechte Wetter und die unübersehbaren Müllberge sind ein Thema.
Gleichzeitig wird die friedfertige Atmosphäre bei diesem letzten großen Fest der Gegenkultur beschrieben. Schließlich gab es so gut wie keine Gründe für die anwesenden Ordnungshüter, bei irgendwelchen Streitigkeiten einzugreifen.
"Woodstock '69 - Die Legende" beschreibt das wichtigste Rock-Festival aller Zeiten sehr unterhaltsam und informativ. Einziger kleiner Kritikpunkt für mich: Der Autor hätte vielleicht nicht ganz so viele Fremdwörter benutzen sollen, denn das hemmt etwas den Lesefluss.
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