Angeline / Disconnected
Disconnected Spielzeit: 53:00
Medium: CD
Label: Avenue of Allies, 2011
Stil: AOR

Review vom 26.01.2012


Jochen v. Arnim
Na, das ging aber flott. Erst brauchen die Schweden von Angeline mehr als zwanzig Jahre nach Gründung, bis sie ihr Confessions Debüt-Album auf die Straße bringen und dann hauen sie keine zwei Jahre später schon die nächste Kreation raus. In unverändertem Line-up, lediglich mit zwei Gastmusikern, haben sie sich den Erfolg ihres Erstlingswerks zu Herzen genommen und an die Arbeit gemacht. Herausgekommen ist ein wirklich tolles Album, das im Grunde nur wenige Wünsche offen lässt. Was diese ehemalige Cover-Band zu leisten imstande ist, findet meine uneingeschränkte Anerkennung.
Nachdem 'Sigge' Sigvardsson, der frühere Frontmann der Band, schon 1995 an einer angeborenen Herzschwäche verstorben war, hechelte man einer passenden Ersatzfigur, bzw. -stimme hinterher und blieb dann aber doch dauerhaft am bandeigenen Gitarristen Jokke Nilsson hängen. Und das hat dem Quartett und seinem Erfolg offensichtlich nicht geschadet. Ganz im Gegenteil sogar, denn auch das neue Dutzend auf diesem aktuellen Longplayer macht richtig was her.
Ihre Cover-Band-Ambitionen hinter sich lassend, haben die Schweden mit den aktuellen Songs wieder genau ins Herz der Jünger getroffen, die diesem speziellen Mix aus AOR, Melodic Rock und Hard Rock so gerne lauschen. Dazu gibt es soundmäßig ein paar Zugeständnisse an modernere Zeiten und kombiniert das mit eingängigen Hooks und mehrstimmigen Harmonien und schon haben wir Angeline in Bestform. Schon der Opener "When The Lights Go Down" trifft diesen Nagel auf den Kopf. Cooles Riff, Hookline und treibende Rhythmusabteilung gegen das Ruhigsitzen und zueinander passende Vocals mit leicht angerauter Stimme vom Frontmann und den besagten mehrstimmigen Refrains. In genau das gleiche Schema passt der zweite Track auf dem Silberling, "Falling Into You" überzeugt ebenfalls zu einhundert Prozent. Im Grunde gefällt er mir fast noch besser, weil er die oben angesprochene Kombination der verschiedenen Stile viel pointierter zum Tragen bringt. Dazu bekommen wir noch einen schönen Solo-Lauf auf der Sechsaitigen, da kann man wahrlich nicht mehr verlangen.
"Take A Little Time" könnte von Bon Jovi stammen, ein Vergleich übrigens, den sich die Schweden schon öfter mal haben gefallen lassen müssen. Oder zumindest sagt man, Angeline klingen so, wie Bon Jovi gern geklungen hätten. Ich möchte das nicht kommentieren, denn im Grunde könnte man da ja auch vollkommen unberechtigterweise hinein interpretieren, dass die Jungs aus New Jersey zwar wollen, aber nicht können, und das ist ja nun absolut nicht der Fall. Ganz cool ist auch der nächste Song, dessen Bass- und Drum-Abteilung sehr dominant treibt und dem Ganzen eine besondere Note verleiht. Dazu gibt es an passenden Stellen noch ein wenig solistische Arbeit an der Gitarre und das zusammen macht daraus neben "Falling Into You" einen weiteren Anspieltipp.
Im Grunde genommen ist es vollkommen egal, welchen der zwölf Songs man sich zu Gemüte führt, die kommen alle genau da an, wo sie landen sollen. Mal etwas schneller, mal etwas langsamer, wie die balladenhaft anmutende Komposition "Found", bei der ein paar Gänge im Tempo runtergeschaltet wird. Hierbei kann man sich die Massen vorstellen, die armeschwenkend ihre Feuerzeuge in die Luft halten - ohne Übertreibung. Danach geht es wieder etwas härter zur Sache, so zum Beispiel beim Titelsong "Disconnected". Die weiteren Tracks des Albums, wobei "Solid Ground" durch den hörenswerten Einsatz von Gast-Gitarrist Johan Bobäck und die mehrstimmigen Harmonien einen fast hymnenhaften Charakter bekommt. "If It's The Last Thing I Do" ist für mich ein richtiger Ladies' Song, der im mittleren Tempo erneut zum Mitsingen animiert - und das ohne große Überredungskünste.
Sollten die Jungs von Angeline bereits mit ihrem Debütalbum einen späten Second Wind bekommen haben - und ich kann es mir ohne Wenn und Aber einfach nicht anders denken - so haben sie das mit diesem zweiten vollwertigen Longplayer absolut manifestiert. Und das Label Avenue of Allies hatte ein weiteres Mal mit richtigem Händchen agiert und die Schweden unter Vertrag genommen. Jetzt möchte ich die Jungs nur noch ganz schnell mal live erleben und ansonsten gehen bei mir alle Daumen hoch! Tack så mycket, Angeline.
Line-up:
Jocke Nilsson (vocals, guitar)
Janne Arkegren (guitar)
Uffe Nilsson (bass)
Tobbe Jonsson (drums, percussion)

Guests:
Micke Stenberg (backing vocals)
Johan Bobäck (strings - #9)
Tracklist
01:When The Lights Go Down
02:Falling Into You
03:Take A Little Time
04:I Had Enough
05:Run Run Run
06:Found
07:Disconnected
08:In Times Like These
09:Solid Ground
10:If It's The Last Thing I Do
11:First Time Around
12:Way Down
Externe Links: