Animations / Reset Your Soul
Reset Your Soul Spielzeit: 65:18
Medium: CD
Label: Sonic Maze Records, 2010
Stil: Prog Rock, Metal

Review vom 13.11.2010


Steve Braun
Bevor ich die Besprechung der neuen, mittlerweile zweiten Scheibe der polnischen 'Progger' Animations anging, besorgte ich mir erst einmal den Erstling der Band, die ich bislang noch nicht kannte, um die Abkehr vom reinen Instrumentalsound beurteilen zu können. Leider muss ich konstatieren, dass der neue Sänger Darek Bartosiewicz gegen eine verdammt spielstarke Band keine neuen Akzente setzen kann. Obwohl er sein beileibe nicht schlechtes, sehr klares Organ stimmig ins musikalische Konzept einbringt, bleibt er doch letztendlich etwas farblos. Die Phrasierungen erinnern mich einfach zu stark an Riverside. Zudem überholen zumeist die vielschichtigen Arrangements der Band den Sänger und lassen ihn im sprichwörtlichen Regen stehen. Besonders auffällig verdeutlicht dies der Long-Track "The Last Man", wo die gewaltig zündenden, musikalischen Attacken den eher langweiligen Gesang in die Ecke drängen. Vielleicht sollten Animations ihr Konzept überdenken - als Instrumentalband waren sie einfach stärker, überzeugender.
Die Blaupausen von Dream Theater, Liquid Tension Experiment und Redemption sind allgegenwärtig, aber gut kopiert ist allemal besser als schlecht komponiert. Die enge 'Fesselung' an solche Hochkaräter birgt einerseits die Gefahr, dass die Messlatte der Erwartungen zu hoch gelegt wird und andererseits könnte es dazu verleiten, das vorhandene eigene Potenzial nicht ausreichend auszuschöpfen. Jungs, lasst doch die Vorbilder hinter euch und macht euer eigenes Ding. Wie sang Wolfgang Niedecken dereinst so schön: »Hallo Vorbild, dank' Dir schön - ich glaub' ich krieg es langsam selber hin...«
Animations hätten es handwerklich und kompositorisch wirklich drauf. Das beweisen vor allem die beiden Long-Tracks, "The Last Man" und "The Manhattan Project". Letzterer ist bezeichnenderweise eine Instrumentalnummer und feuert furiose Gitarren- und Rhythmus-Attacken, untermalt von barock-bombastischen Keyboardwänden, ab. Der Song ist dramaturgisch wunderbar aufgebaut - die ruhigeren und wilderen Passagen wechseln sich stimmig ab. Diese Komposition könnte die Richtung der zukünftigen Entwicklung vorgeben...
Teilweise klingt "Reset Your Soul" etwas zu angestrengt, zu sehr bemüht man sich, möglichst viele Töne in einem Takt unterzubringen. Obwohl dabei - wie in "Demons Of War" - auch schöne 'frickelige', jazzrockige Einschübe sowie herrliche Doppelläufe zwischen Synthesizer und Gitarre heraus kommen.
Am eindrücklichsten kommt Darek Bartosiewicz' Gesang in der herrlichen Ballade "Request For Redemption" zur Geltung. Ansonsten sind es zumeist die vier Musiker, die für die Glanzpunkte zuständig sind. Wie auf "1989" - erneut ein Instrumental (!!) - das ein abwechslungsreiches musikalisches Feuerwerk abfackelt. Gitarre und Synthesizer lösen sich in der Melodieführung ab und beweisen: Animations benötigen nicht zwingend einen Sänger.
Stilistisch pendelt "Reset Your Soul" zwischen klassischem Prog Rock und -Metal, teilweise werden sogar sehr melodische, harmonische AOR-Elemente à la Journey und Konsorten eingestreut. Bei allen vielschichtigen Spielereien im Arrangement: So ganz neu und damit richtig aufregend ist das Endergebnis nicht. Es gibt derzeit einfach zu viele Bands, die in diesem Spannungsfeld agieren. Konnten sich Animations mit ihrem rein instrumentalen Debütalbum noch aus der Masse absetzen, so driften sie mit ihrem 'Zweitling' eher in Richtung gehobenes Mittelmaß. Das Album ist es allerdings durchaus wert, dass der Genrevertraute mal ein Ohr riskiert.
'Produzenten-Guru' Jacob Hansen hat in seinem Studio im dänischen Ribe das Songmaterial überzeugend aufgearbeitet, so dass zumindest produktionstechnisch gesehen keine Wünsche offen bleiben.
Line-up:
Barek Bartosiewicz (vocals)
Kuba Debski (guitars)
Tomek Konopka (keyboards)
Bartek Bisaga (bass)
Pawel Larysz (drums)
Tracklist
01:Reset Your Soul (7:00)
02:Demons Of War (7:32)
03:Inscrutable (8:26)
04:The Manhattan Project (10:06)
05:Request For Redemption (2:41)
06:The Last Man (13:02)
07:1989 (7:54)
08:Toxicyber (8:38)
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