Ankor / My Own Angel
My Own Angel Spielzeit: 44:33
Medium: CD
Label: STF Records, 2011
Stil: Melodic Metal

Review vom 01.12.2011


Boris Theobald
"Al Fin Descansar" hieß das erste Album der Band Ankor. Das war 2008. "My Own Angel" ist Nummer zwei. Welches würde man sich eher kaufen? Richtig. "My Own Angel". Ist halt auf Englisch, versteht der Durchschnittsweltbürger eher als Spanisch. Insofern war es wahrscheinlich nicht der übelste Schachzug der Spanier, auf Weltsprache zu switchen. Zumal Frontfrau Rosa de la Cruz (Ui, was ist das schon für ein Name - und auch optisch ähnlich poetisch ...) ohrenscheinlich keine Probleme mit 'el inglés' hat - da kann man sich ja, was die Aussprache angeht, insbesondere bei den Kollegen aus südlichen Ländern nie so sicher sein.
Mit gepflegtem Englisch und wie die Feuerwehr wuseln de la Cruz und ihre Instrumentalkollegen durch eine knappe dreiviertel Stunde Melodic Metal mit modernem Touch (tiefes Gitarrenmaterial). Das Tempo ist hoch, und die Klangdichte auch. Hier machen Ankor keine Kompromisse und ziehen alle Register. Frei nach dem Motto 'Ich habe eine zweite Gitarre und ich bin bereit, sie zu benutzen' machen die Herren Romeu und Martínez allenthalben doppelt Dampf. Und Keyboarder Casanova gleich mit. Von den Dreien bleibt keiner lange im Hintergrund ...
Beide Gitarren produzieren rhythmisch, riffig, melodisch ein großes Hallo, Solo-Duelle mit dem Tastenmann eingeschlossen. Auch parallel zum Gesang wird melodisch geackert, was das Zeug hält. Zusammen mit der wuchtigen wie detailverliebten Rhythmussektion López (Bass) und Vidal (Schlagzeug) spielen sie einen technisch überdurchschnittlich anspruchsvollen Melodic Metal mit starken Prog-Einflüssen. Drives und Rhythmen werden ganz schön oft gewechselt - aber leider etwas zu selten die Dichte. Es passiert enorm viel in wenig Zeit, manchmal etwas zu viel.
Die Melodien, die Rosa de la Cruz mit sehr schöner, charismatischer Stimme vorträgt (zuweilen im Wechsel mit Romeus bösen Shouts), sind erstaunlich wenig eingängig. Das Gegenteil von 'platt' - und das ist sehr positiv; eben keine einfach gestrickten Hymnen, sondern allerhand ausdrucksstarke Perlen. Aber sie sollten öfter glänzen. Es wäre nötig gewesen, häufiger als geschehen atmosphärische Lichtungen einzubauen. Durch die Pausenlosigkeit der (zugegebenermaßen super produzierten) musikalischen Action fällt es zunächst auch schwer, verschiedene Songs oder Stellen des Albums klar auseinanderzuhalten ...
... zunächst! Denn der positive Aspekt ist: Man kann das Album nach und nach entdecken. Dann erinnern symphonisch anmutender Melodic Power Metal angenehm an Krypteria und proggig vertrackte Dramatik an Clandestine. Die Rock'n'Roll-ig getriebenen "Awaiting Your Awakening" und "Against The Ground" haben sogar etwas von Astral Doors. Außerdem richtig gut: Der Titelsong "My Own Angel", bei dem dann doch mal aufs atmosphärische Bremspedal getreten wird, und das neoklassisch angehauchte Tempo-Teil "Starting Over". Dennoch Vorsicht: Gefahr des akustischen Overloads!
Line-up:
Rosa de la Cruz (vocals)
David Romeu (guitar, vocals)
Fito Martínez (guitar, backing vocals)
Julio A. López (bass, screams, backing vocals)
Javier Casanova 'Rubio' (keyboards)
Jordi Vidal (drums)
Tracklist
01:Remaining (4:15)
02:Completely Frozen (4:03)
03:It Would Be Easier (4:02)
04:Awaiting Your Awakening (4:44)
05:No Matter What (4:19)
06:My Own Angel (5:23)
07:Pride (3:56)
08:Reborn (4:19)
09:Against The Ground (5:08)
10:Starting Over (4:22)
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