Eines vorweg: Über den Sinn und Zweck, eine Studioscheibe nur rund ein halbes Jahr nach Erstveröffentlichung mit massig Bonusmaterial und weiterem Schnickschnack erneut auf den Markt zu wuchten, kann man sich selbstverständlich stundenlang streiten. Doch wenn dies in einer solchen Aufmachung wie bei der - natürlich limitierten - Digibook-Edition des neuen Annihilator-Albums geschieht, sollte man wirklich einmal genauer hinhören! Verziert mit einem edlen, komplett neu gestalteten 3D-Frontcover, 16-seitigen, inliegenden Booklet (inklusive aller Songtexte sowie einigen Bildern des Wacken-Auftritts) und versehen mit zwei Bonusdiscs macht dieses Prachtstück schon allein bezüglich der Haptik verdammt viel her.
Das Herzstück dieser (Wieder-)Veröffentlichung bildet natürlich das im letzten August erschienene Studioalbum "Feast", das mittlerweile 14. Langeisen der seit nun 30 Jahren existenten Kanadier. Kollege
Boris hatte
das Album bei Release bereits detailliert seziert; und ich kann seiner Meinung in vielen Aspekten zustimmen. In üblicher
Annihilator-Manier wird auf knapp 50 Minuten technischer Anspruch, filigrane Gitarrenarbeit und Thrash-Aggression derart homogen verbunden, dass es ein wahres Manifest ist. Der aktuelle Sänger
Dave Padden scheint sich auch nach einem Jahrzehnt im Bandgefüge immer noch sehr gut zurecht zu finden, stand die Band doch vor rund 15-20 Jahren als Synonym von Line-up-Instabilität. Sicherlich sind seine stellenweise sehr melodisch-cleanen Vocals - wie so vieles - Geschmackssache, doch gesangliches Talent schlummert in dieser Stimme zu jeder Zeit. Und dass der gute Mann diese auch live gut reproduzieren kann, konnte ich bereits mehrmals mit eigenen Ohren bezeugen... Die zeitgemäße, drückende Produktion - natürlich veredelt von Mr.
Waters himself - steht dem Songwriting äußerst gut zu Gesicht, ohne die nötige Natürlichkeit und Seele vermissen zu lassen. Die von Herrn
Theobald so hochgelobte Ballade "Perfect Angel Eyes" halte ich persönlich zwar eher für den Schwachpunkt der neun Tracks. Ich könnte mir jedoch beispielsweise den genialen, technisch-thrashigen Opener "Deadlock" (Mein persönlicher Favorit des Albums!), das eingangs mächtig groovende "Smear Campaign", den ehrwürdigen Rock'n'Roll-Tribut "Wrapped" (mit
Danko Jones als Gastsänger) oder die erst ruhig und balladesk startende Knüppelgranate "Fight The World" auch noch in etlichen Jahren als Stimmungskanonen in ihren Live-Sets vorstellen. Doch in einem werden der werte Herr Kollege und meine Wenigkeit definitiv einer Meinung bleiben: Ja, tatsächlich haben
Annihilator vor vielen Jahren noch geilere Ohrwürmer fabriziert als Anno 2013. Wo wir auch eine gute Brücke zum nächsten Teil des Boxsets schlagen...
Kommen wir zum schlussendlichen Fazit: Grundlegend ist diese Neuaufmachung für jeden
Annihilator-Sammler ein absolutes Muss, selbst wenn man die Erstauflage schon im Schrank stehen hat.
8 von 10 RockTimes-Uhren