The Answer / Everyday Demons
Everyday Demons Spielzeit: 46:12
Medium: CD
Label: Steamhammer/SPV, 2009
Stil: Classic Rock

Review vom 12.03.2009


Ilka Heiser
»Man spürt zwar deutlich ihre Einflüsse (die bei Legenden wie Free, Led Zeppelin, Black Crowes oder Cream zu finden sind), aber man merkt sofort die hohe Eigenständigkeit […] «. Welchem echten Musikfreund läuft alleine bei der Nennung dieser Namen nicht schon das Wasser im Mund zusammen. Und da genannte Bands zu meinen absoluten Faves gehören - namentlich Zep und die 'Krähen' - Grund genug also, die so angepriesene Band etwas näher unter die Lupe zu nehmen.
Gegründet wurde The Answer von Paul Mahon und seinem Schulfreund Micky Waters in Newcastle, County Down, Nordirland. Der zukünftige Sänger Cormac Neeson, der seine sprichwörtlichen Brötchen eigentlich als (Pizza-) Bäcker verdienen wollte, wurde - aus welchen Gründen, das bleibt im Dunkeln der Bandbiografie - per Brief von den beiden kontaktiert.
Als dann James Heatley im Jahr 2001 der Truppe den nötigen Schwung mit seinen Drumsticks verpasste, sollte dem großen Durchbruch eigentlich nichts mehr im Wege stehen. Aber weit gefehlt, denn zuerst tingelte man, so wie jede Band eben mal angefangen hat, durch kleine Clubs, um sich Gehör zu verschaffen. Bis dann irgendwann mal der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort auftauchte, um auf The Answer aufmerksam zu werden.
In ihrem Falle passierte das im Jahre 2002. Ein Veranstalter war von ihnen gar mächtig angetan und holte sie auf die Bühne des großen Witness Festivals (heute Oxegen Festival), wo solche Größen wie The Prodigy, Sonic Youth und auch The Darkness auftraten. Letztere luden die Band im November 2004 sogar zu ihrem ausverkauften Gig in der Brixton Academy in London ein. Im Gepäck hatten sie da bereits ihre ersten drei EPs "Breakdown Honey", "End Your Day On A High" sowie "Come On Free Me".
2005 supporten sie Deep Purple und noch im gleichen Jahr Whitesnake.
Dann endlich - 2006 - erschien das erste Album, "Rise", und damit standen die Zeichen endgültig auf Sturm. Es folgten diverse Gigs und Festivalauftritte, sie standen mit den Stones, Aerosmith sowie The Who auf der Bühne und absolvierten ihre erste Headliner-Tour durch England, Japan und Australien.
In diesem Jahr geht die Erfolgsstory der vier Nordiren weiter. Nicht nur, dass sie mit AC/DC bis Ende Januar auf Amerikatournee waren. Nun soll uns mit ihrer neuen Scheibe, "Everyday Demons", ordentlich eingeheizt werden. Und da momentan der Frühling immer noch nicht in Sicht ist, kommt diese Platte doch gerade recht.
Wer glaubt, dass die Band uns lediglich eine läppische CD um die Ohren schmeißen wird, der irrt. Denn das Teil erscheint als Standardausführung, als Special Edition (mit extra DVD und 16seitigem Booklet) sowie als Doppel-LP!
Mir selbst liegt nur die Standard-Version vor. Aber auch die hat es schon in sich. Also lass ich doch gleich mal den Opener "Demon Eyes" auf meine Ohren los und - springe in einem gewaltigen Satz, wie elektrisiert, aus dem Sessel - das ist doch… - oder doch nicht? Hin zum CD-Regal, sämtliche Rory Gallagher-CDs aus dem Regal gezerrt (und das ist eine ganz beachtliche Sammlung, die ich da angehäuft habe), den "Loanshark Blues" aufgelegt… Klar, Rorys Stimme hat mit der von Cormac Neeson nichts gemein, die klingt eher nach der des jungen Robert Plant oder ab und zu auch nach Chris Robinson - einfach nur göttlich - aber der Song? Hat stellenweise sogar etwas Ähnlichkeit mit "Country Mile". Na egal, auf jeden Fall gibt's ordentlich was auf die '13' und allein das zählt!
Nun will ich damit nicht sagen, dass The Answer einfach nur hemmungslos abkupfern. Aber sie scheinen die Musik der o.g. 'Verdächtigen' regelrecht mit der Muttermilch aufgesogen zu haben.
Natürlich leuchtet hin und wieder das Zep-begeisterte (Frauen-) Auge, wenn die E-Gitarre zum geilen Gitarrensolo ausholt, wie im folgenden "Too Far Gun". Und "On And On" hätte eine wirklich stattliche Figur auf "Led Zeppelin III" abgegeben - hätte, denn wir leben im Heute. Und die Band klingt garantiert nicht angestaubt oder gar muffig, sondern bringt frischen Wind in den sogenannten Retro-Rock (wie ich dieses Wort allein schon hasse!).
Selbst wenn das Gaspedal mal nicht mehr bis zum Anschlag durchgetreten wird wie im Falle von "Cry Out", "Why'd You Change Your Mind" oder "Comfort Zone", so haben die Stücke immer noch genug Schmackes, um nicht gänzlich dem Schmalztopf zum Opfer zu fallen. Angenehm, wirklich angenehm.
Paule Mahon schrubbt und soliert, lässt die sechs Saiten auch mal dezent vor sich hin grummeln um diese im gleichen Moment wieder anständig braten zu lassen; sie mixen und mischen den Blues mit dem Rock zum - ja was Wunder - zum Blues Rock natürlich und sie zeigen uns ganz klar, wo der (Blues-) Rock-Hammer hängt.
"Tonight", ha da blitzt doch sogar ein bisselchen Thin Lizzy um's Eck.
Und wer bei dem AC/DC-mäßigen "Dead Of The Night" nicht endlich die Luftgitarre auspackt, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.
"The Answer" sind der 'musikalische Swiffer', denn sie haben es geschafft, den Rock der 70er zu entstauben und die Spinnweben zu entfernen um uns schauen zu lassen, was darunter steckt: Frischer Rock, der von ihnen hervorragend ins 21. Jahrhundert transportiert wird. Die Messlatte haben sie mit "Everyday Demons" hoch gehängt, sehr hoch. Aber ich denke, es ist noch ein ganz kleines bissel Luft für Kommendes.
Was mir bei der gesamten Platte fehlt ist der - oftmals - 'dreckige Sexappeal' ihrer 'Vorbilder'. Aber ich denke, auf ihrer letzten Tour gemeinsam mit AC/DC gingen sie durch eine lehrreiche Schule. Deshalb bin ich jetzt schon auf den Nachfolger schwer gespannt.
Line-up:
Cormac Neeson (vocals)
Paul Mahon (guitar)
Micky Waters (bass)
James Heatley (drums)
Tracklist
01:Demon Eyes
02:Too Far Gone
03:On And On
04:Cry Out
05:Why'd You Change Your Mind
06:Pride
07:Walkin' Mat
08:Tonight
09:Dead Of The Night
10:Comfort Zone
11:Evil Man
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