Anubis / A Tower Of Silence
A Tower Of Silence Spielzeit: 72:14
Medium: CD
Label: Bird's Robe Records, 2011
Stil: Neo Prog

Review vom 24.11.2011


Steve Braun
Mal wieder ein Konzeptalbum zu besprechen - uff, anstrengend, weil das in der Regel noch zeitintensiver als eine 'normale' Scheibe ist. Und wer hat heute noch Zeit...?
Zeit sollte man aber auf jeden Fall mitbringen, wenn man sich mit dem zweiten Werk der australischen Prog-Rocker auseinandersetzen will. Prog Rock, reicht das als Beschreibung? Die Stilbezeichnungen im Progressive Rock sind teilweise noch absurder als im Metal-Bereich! Ohne ins Fettnäpfchen zu treten, kann man die vorliegende Scheibe auch als Neo Prog oder New Artrock etikettieren. Die Band beschreibt es selbst als 'Cinematic Progressive Rock', was angesichts des 'Kopfkinos', das "A Tower Of Silence" auslöst, absolut nachvollziehbar ist. Prima, schon wieder eine neue Schublade...
Die Story zur vorliegenden Scheibe könnte einer Kurzgeschichte von Edgar Allen Poe entliehen sein. Ein Mädchen stirbt nach einem ebenso kurzen wie traurigen Leben im Alter von nur elf Jahren in einem Armenhaus und ihre Seele wird an diesem Ort gefangen gehalten. Ein Jahrhundert später erscheint es Jugendlichen während einer Séance und erzählt von seinem erbärmlichen Leben, das nicht einmal im Tod seine Erlösung finden konnte.
Hört sich nach verdammt depressivem Stoff an - keine Sorge, Anubis setzen den Plot mit großer musikalischer Eloquenz in weit ausladenden Stimmungsbögen um. Wobei die Australier vielleicht etwas zu sehr auf Keyboardteppiche setzen. Man könnte meinen, dass Verhältnis Gitarrist/Keyboarder, wäre nicht 3:1 sondern eher umgekehrt. Doch es wird nicht nur 'gekleistert': Piano, Spinett und sogar die gute, alte Hammond setzen Kontrapunkte zu den allgegenwärtigen Synthesizern. Ein weiteres positives Element sind die vielfältigen Gesänge. Es macht sich bezahlt, dass fast alle Bandmitglieder sich stimmlich einbringen können.
In manchen Passagen weht dem Hörer der Geist der Pink Floyd entgegen. Hier fallen vor allem an Roger Waters erinnernde nasale Phrasierungen (bspw. in "And I Wait For My World...") oder so mancher Saxofon-Einsatz, der Dark Side Of The Moon zu zitieren scheint, auf. Auch die Epigonen der Prog-Veteranen, wie IQ oder RPWL scheinen Geburtshelfer bei "A Tower Of Silence" gespielt zu haben. Wer nun etwas mehr Eigenständigkeit bei zukünftigen Projekten Anubis' einfordert, mag richtig liegen. Andererseits scheint das Genre 'Neo Prog' seit ein paar Jahren kreativ auf der Stelle zu treten. Echte Überraschungen sind zumindest derzeit eher Mangelware. Und so ist auch "A Tower Of Silence" nichts anderes, als die Neuerfindung des Rades - aber eine durchaus Gute! Der Tonträger wird bis nahe an seine Kapazitätsgrenze ausgereizt und zeigt dennoch wenig bis keine Längen. Wie eingangs gesagt: Man taucht in die düstere Geschichte ein - die Töne verdichten sich zu den dazugehörenden Bildern.
Natürlich touchieren Anubis mit ihrem 'Zweitling' gelegentlich die Grenze zum schwülstigen Pomp, was man aber durchaus als 'genretypisch' bezeichnen kann. Das Konzept ist größtenteils inspiriert und wird schlüssig umgesetzt. Was bleibt unterm Strich?? Nichts Neues - aber das Alte gut interpretiert.
Line-up:
Robert James Moulding (vocals, percussions, guitars)
David Eaton (keyboards, vocals, guitars)
Douglas Skene (guitars, vocals)
Dean Bennison (guitars, steel guitar, clarinet, vocals)
Steven Eaton (drums, percussions, vocals)
Nicholas Antoinette (bass, vocals)
Martyn Cook (flute, saxophone)
Becky Shepard, Katrina Fell (add. vocals - #8)
Tracklist
01:The Passing Bell (17:08)
02:Archway Of Tears (5:45)
03:This Final Resting Place (8:28)
04:A Tower Of Silence ( 9:57)
05:Weeping Willow (2:43)
06:And I Wait For My World To End (5:15)
07:The Holy Innocent (11:45)
08:All That Is (11:13)
I)Light Of A Change
II)The Limbo Of Infants
II)Endless Opportunity
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