AnVision / AstralPhase
AstralPhase Spielzeit: 50:18
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Prog Metal

Review vom 10.03.2013


Boris Theobald
AnVision sind Newcomer, aber keine Jungspunde. Das wird beim Blick auf das Bandfoto schnell klar: Der Grauschleier in der Haarpracht des Frontmanns verrät, dass die Band von erfahreneren Musikern gegründet wurde. Das war 2007, in Polen. Eine EP und ein paar Umbesetzungen später steht das erste komplette Album zu Buche. "AstralPhase" präsentiert sieben Songs auf einer interessanten Schnittstelle zwischen Progressive Metal und Prog Rock. Auf der einen Seite arbeitet die Band mit atmosphärischen Mitteln aus dem Bereich des Neo Prog und kreiert ernste Stimmungen mit einer stetigen Grundspannung, und das unter Zuhilfenahme zahlreicher Effekte. Das erinnert streckenweise an Bands wie IQ, Arena oder Galahad ("Family Ties"!). Auf der anderen Seite vergeht jedoch kein Song, ohne dass die Gangart ins Schwermetallische wechselt.
Alle sieben Stücke bewegen und entwickeln sich - selbst die Ballade "I Can't Live Without My Love" beginnt sehr zahm und steigert sich episch-orchestral. Die Prog Metal-Zutaten des Albums bestehen vornehmlich auch düsterem Heavy-Riffing, gestützt von Keyboard-Streichern. Vanden Plas und Threshold schwirren einem durch den Kopf, aber auch Dream Theater: Die unterkühlte Stimmung auf Teilen von "Awake" ("S.O.D.", "Mercitron") oder die hektische Kurzatmigkeit in Teilen von "6 Degrees Of Inner Turbulence" in den dramatischsten Parts von "Mental Suicide". Unbedingt genannt werden müssen auch Andromenda. Im getragenen Power-Chorus von "S.O.D." adaptiert man deren typischen Stil: auf den Punkt rhyhmisch und harmonisch ganz simpel, aber atmosphärisch um so mitreißender.
Böse Riffs und drückender Double Bass wechseln sich immer wieder mit wehmütigen Lead Gitarren ab, und das sehr intuitiv und wenig konstruktivistisch - das Mit- und Nebeneinander von Prog Rock und Heavy Metal gelingt AnVision wirklich gut. Es sind insgesamt eher die spannenden Atmosphären als die Zurschaustellung technischer Finessen, die AnVision ausmacht. Richtig gefrickelt wird auch, aber nur selten - Gehäckseltes gibt es zum Beispiel in den Solopassagen von "S.O.D." und "Mental Suicide". Erinnerungswürdiger sind aber so manche nachdenklichen und 'unspektakuläreren', aber um so eindringlicheren Melodien in der Lead Gitarre und im Gesang.
Sänger Marqus ist ein Guter, keine Frage. Er ist zwar ein Stück weit davon entfernt, als akustisches Aushängeschild der Band gelten zu können - dazu fehlt die Eigenständigkeit. Aber die Leistung ist mindestens grundsolide; und durch kleine Tricks wie den Gesangseffekt bei "S.O.D." oder das Flüstern bei "Mental Suicide" wird gekonnt die Spannung gesteigert. AnVision sind 'First-Timer' - man braucht nur einen Hördurchgang, und es zündet. Sie haben keine große gemeinsame Bandgeschichte; und dennoch klingt "AstralPhase" äußerst routiniert. Damit können die Jungs ohne Weiteres im Konzert der Großen mitspielen. Um allerdings vorneweg zu gehen und die Prog-Welt wirklich zu bereichern, dazu brauchen AnVision noch eine - Verzeihung für das Wortspiel - 'Vision'.
Line-up:
Marqus (vocals)
Greg (guitar, backing vocals)
Larz (drums, backing vocals)
Art (bass guitar)
Lukas (synthesizers)

Special Guest:
Sylwek Malinowski (percussion)
Tracklist
01:The Astronaut (6:17)
02:S.O.D. (5:35)
03:Family Ties (6:38)
04:Mental Suicide (7:51)
05:Mercitron (7:17)
06:I Can't Live Without My Love (7:49)
07:I Have No Fear (8:49)
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