Na endlich!
Die Kultband Arcangels ist zurück.
Es dauerte ganze siebzehn Jahre bis sich Stevie Ray Vaughans Rhythmusabteilung Double Trouble, Dolye Bramhall II und Charlie Sexton wieder auf ein musikalisches Bündnis einließen.
Anfang der Neunzigerjahre hatten sich die Künstler unabhängig voneinander im Austin Rehearsal Complex eingemietet, als Bramhall II Sexton um Unterstützung bei einer seiner damals neuen Kompositionen mit dem Titel "Living In A Dream" bat.
Einige Zeit nach Vaughans Tod saßen Chris Layton sowie Tommy Shannon nebenan zusammen und die beiden Gitarristen waren der Meinung, dass Arbeit auch ein hilfreiches Mittel ist, um Trauer zu überwinden.
Es gab einige lokale Auftritte.
Der erste war im Austin Opera House als Support für Robert Cray. Im April 1992 erschien das Debütalbum "Arc Angels" und bereits 1993 war Schluss. Meinungsverschiedenheiten sowie Drogen und deren Auswirkungen führten zur Auflösung der Band.
Jeder machte sein Ding.
Doyle tourte mit Roger Waters und befand sich schließlich in der Band von Eric Clapton.
Sexton nahm Platten unter eigenem Namen auf und wurde Gitarrist bei Bob Dylan. Unermüdlich war er als Sessionmusiker aktiv.
Double Trouble brauchte sich auch nicht über Arbeit zu beklagen (unter anderem bei Storyville) und 2001 veröffentlichten sie "Been A Long Time", unter anderem mit Bramhall II. Sexton produzierte die Platte.
Irgendwie kreuzten sich ihre Wege von Zeit zu Zeit, auch im Austin Rehearsal Complex.
2004 wurde Chris Layton gefragt, ob die Arcangels nicht Interesse daran hätten, beim Austin City Limits Music Festival aufzutreten.
Die Kultband war wieder auf der Bühne. Zunächst für sehr wenige Gigs. Aber im Laufe der Zeit wurden es immer mehr.
Das hier dokumentierte Konzert wurde im März 2005 auf die Beine gestellt, nachdem ein geplanter Februartermin buchstäblich ins Wasser fiel. Auch zum Zeitpunkt des Konzerts regnete es, aber nur leicht und die Fans waren vor Ort.
Es klingt so simpel, wenn man schreibt, dass sie Songs von ihrem Debütalbum und einige andere Songs spielen.
Nach achtzehn Jahren klingen die Nummern wie sehr guter Single Malt Whiskey, in einem Eichenfass zur vollen Reife gebracht.
Die dreizehn Songs bringen es auf den Punkt. Die Arcangels waren und sind etwas ganz Spezielles und ihr mit Hingabe sowie Intuition gespielter Blues Rock ebenfalls.
Das Quartett kann es sowohl bodenständig als auch abgehoben und mit bei den Lead Vocals wechselt es vom Bramhall II zum Sexton und zurück.
Natürlich sind die hervorragenden Gitarren im Vordergrund, aber schließlich steht oder fällt die Musik auch mit der Rhythmusabteilung. Hier fällt nichts, denn Shannon als auch Layton sind in Topform.
Selbstredend bringt Doyle oft genug das Bottleneck zum Einsatz und auch der zweistimmige Männerchor sitzt wie ein Maßanzug.
Es fehlen auch nicht die opulenten, fast wilden Ausflüge in den Bereich der Psychedelic. Da benötigt man schon einen besonderen Topf mit einem stabilen Deckel, um dem Druck Stand zu halten.
Das Konzert vermittelt den Eindruck, als wäre zwischen der ersten Bandphase und der Jetztzeit nie eine Pause gewesen. "Good Time" geht funkig los und ganz langsam schleicht sich der psychedelische Faktor ein. Was bleibt sind die genialen Gitarrenlicks.
Es kann allerdings auch verhältnismäßig locker zugehen. So steht "Always Believed In You" im Kontrast zum aufgewühlten "She's Alright". "Sent By Angels" ist eine Arcangels-Ballade, die mit Southern-Attributen gefüllt ist.
"Crave And Wonder" ist dann ein neuer Song, der auch auf der Bonus Disc enthalten ist. Der Track passt perfekt ins Gefüge und ist sehr melodisch. Was das Quartett unter Rock'n'Roll versteht, zeigt es in "Shape I'm In".
Ganz am Schluss nehmen sich die Arcangels die Freiheit, "Too Many Ways To Fall" zu einem zehn Minuten andauernden opulenten Klangebilde auszubauen. Das ist ganz großes Kino!
CD 1 ist ein gigantischer Ohrenschmaus.
Die Fortsetzung für Lauscher und Augen darf man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen. Die DVD bringt nicht nur das komplette Konzert in toller Bildqualität, sondern enthält darüber hinaus noch weitere sehenswerte Parts.
So erzählen die Bandmitglieder aus ihrer jeweiligen Sicht die Arcangels-Geschichte und Sexton gibt einige hoch interessante Aspekte seiner ersten musikalischen Gehversuche preis. Zwischendrin werden immer Mal wieder Konzertschnipsel oder alte Fotos eingestreut. Abschließend verdeutlicht "Antone's Tribute", dass der Arcangels-Blues Rock auch in Club-Atmosphäre funktioniert.
Es geht noch weiter.
Die zweite CD bietet drei neue Kompositionen. "Crave And Wonder" konnte man ja schon im Liveoutfit bewundern. Der tolle Song präsentiert sich als Studioversion mit etwas angezogenen Zügeln.
"What I'm Looking For" ist ein balladeskes Monster mit sanft spacigen Gitarren und dann macht man sich an einen Paul McCartney-Song ran. "Too Many People" ist eine Perle der Interpretation.
Bei den neuen Nummern wurde Double Trouble zu 'Single Trouble', denn für Tommy Shannon zupft Dave Monsey die dicken Saiten.
Mit "Spanish Moon" geht es nochmals zurück ins Antone's. Die live gespielte Zugabe rundet das Disctripel hervorragend ab.
Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass "Living In A Dream" mit einem sehr informativen und sehenswerten Booklet (Linernotes von Tonio K.) einen riesigen Monolithen in der heutigen Musiklandschaft bildet und unverzichtbar für die Sammlung ist.
Line-up:
Charlie Sexton (vocals, guitars)
Doyle Bramhall II (vocals, guitars)
Tommy Shannon (bass)
Chris Layton (drums)
Dave Monsey (bass , bonus disc - #1,2,3)
Tracklist |
Disc 1: Live At Stubb's
01:Paradise Café (5:30)
02:Carry Me On (4:49)
03:The Famous Jane (5:00)
04:Good Time (5:15)
05:She's Alright (7:12)
06:Always Believed In You (4:43)
07:Sent By Angels (6:08)
08:Crave And Wonder (5:20)
09:Nadine (5:09)
10:See What Tomorrow Brings (6:34)
11:Shape I'm In (4:48)
12:Living In A Dream (5:38)
13:Too Many Ways To Fall (10:08)
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Disc 2: Live DVD Plus
01:Live At Stubb's Concert
02:Documentary
03:Antone's Tribute
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Disc 3: Bonus Disc
01:Crave And Wonder (5:10)
02:What I'm Looking For (6:32)
03:Too Many People (4:32)
04:Spanish Moon [Live At Antone's] (7:11)
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