Da das Intro "Gamma" lediglich darauf hinweist, dass es hier in der Folge zu recht abgefahrenen Sounds kommt, kann man gleich zur Sache kommen. Arilyn stammen aus der Vorderpfalz, genau gesagt aus Ludwigshafen, und bieten nun ihr drittes Album an. Vorschusslorbeeren sind also vorhanden, die sogar bis nach England reichen. Ab geht es in einen Klang-Kosmos, der sich kaum in eine Schublade pressen lässt.
"Take Off" ist ein experimenteller Song, hart rockend, der Neugier hervorruft. Es kracht ordentlich aus den Boxen und bevor man so richtig dahinter gestiegen ist, gibt es liebliche und eingängige Gesangsmelodien, die dezent und leise von Harmonien untermalt sind. Der Folgetrack "A Secret Wish" baut den bereits geschilderten Soundkosmos auf, ein Song, der tief im Artrock verankert ist und an die großen Zeiten von Eloy erinnert. Dafür sorgen in erster Linie die Synthies und nicht der Gesang. Der steht nämlich niemals in Einklang mit Frank Bornemann, wohl aber die Bassläufe mit denen eines Klaus-Peter Matziol. Jedenfalls ist das mein subjektiver Eindruck.
An manchen Stellen ist die Musik von Arilyn auch im Classic Rock verankert. So treibt man bei "Carpe Diem" Boogie-Rhythmen nach vorne, erwartet man jedoch für gewöhnlich, dass sich die Gitarren im Vordergrund bewegen, so bestimmen die Tasten die Szenerie, was schließlich erneut zu einem einzigartigen Sound führt. Mal ist es der Synthesizer, mal ist es die Orgel, der/die den Groove verursacht.
Doch auch balladeske Piano-Töne findet man auf Arilyns neuestem Werk, die sich im Bereich des Mainstream und ganz leicht beim AOR wiederfinden. Ich möchte fast meinen, dass sich die Band nicht so richtig traut, nur progressiv zu sein. Man öffnet sich natürlich einer wesentlich größeren Interessentenschicht, keine Frage. Aber das sind für mich kommerzielle Aspekte, ohne dass dies negativ gemeint ist. Denn schon jetzt ist klar, dass dieses Album in seiner Gesamtheit sehr wohl progressiv ist.
Einen echten Stilwechsel vollziehen Arilyn mit "Controlling". Rockig, einfach konsumierbar, straight forward, Hi Hat pur, Power Chords und was eben noch alles dazu gehört. Und im nächsten Moment wieder zurück im Artrock. "When Worlds Collide" ist symphonisch, es gibt jede Menge Effekte in der Stimme und in den Gitarren. Da bin ich gespannt, wie das alles auf der Bühne zelebriert wird und es würde mich nicht wundern, wenn das doch ein Fall für programmierte Sounds wird. Ich bin gespannt.
Der Rest ist etwas Melancholie ("Wake Me Up"), guter Rock mit trockenen und kernigen Riffs ("Alter Ego") und einem schnell einzuprägenden "Again". Arilyn gehen in weiten Teilen mit emotional geladenen Texten zu Werke und bieten uns hier einen musikalischen Streifzug durch diverse Stilelemente. Dabei klingen sie frisch und höchst interessant. Eine Einladung zum oftmaligen Hören und Entdecken der verschiedensten Sounds. Tolles Album!
Line-up:
Christian Külbs (vocals, bass)
Jürgen Moßgraber (keyboards, vocoder)
Jürgen Kaletta (guitars)
Christof Doll (drums, percussion)
Tracklist |
01:Gamma (0:45)
02:Take Off (6:10)
03:A Secret Wish (5:29)
04:Carpe Diem (6:51)
05:Wish That I Was Special (4:45)
06:Controlling (3:21)
07:When Worlds Collide (6:57)
08:Wake Me Up (3:38)
09:Alter Ego (4:57)
10:Again (5:15)
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