Arkona / Vozrozdenie
Vozrozdenie Spielzeit: 58:33
Medium: CD
Label: Sound Age Production / Rerelease Vic Records, 2008 (2004)
Stil: Pagan Metal

Review vom 02.11.2008


Andrea Groh
Das historische Arkona befindet sich auf der Ostseeinsel Rügen. Hier gab es vom 6. bis zum 12. Jahrhundert eine slawische Kultstätte, gewidmet dem vierköpfigen Kriegsgott Swantewit. Der dänische König Waldemar I zerstörte den Tempel im Jahr 1168 im Zuge der Christianisierung, so dass mittlerweile nur noch Ruinen vorhanden sind, die zudem durch Meer und Wind weiter abgetragen wurden. Bedingt durch die Lage an der nördlichen Steilküste gibt es dort heute Leuchttürme, auf dem Gelände wurden auch schon Bunker gebaut (Wehrmacht, NVA) und die Gegend gilt als beliebtes Touristenziel.
Arkona wurden 2002 von der Sängerin Maria Masha Arichipowa und dem Schlagzeuger Alexander Korolew, der inzwischen nicht mehr dabei ist gegründet, zunächst unter dem Namen Hyperborea, den sie schon bald in Arkona änderten. Ende des Jahres wurde das Demo "Rus" veröffentlicht. Nachdem sie 2003 einige Auftritte absolviert hatten, verließen die Mitglieder die Band bis auf Gründerin Maria. Die beschloss alleine weiterzumachen mit den Mitstreitern ihres Side-Projekts Nargathrond.
2004 schrieb sie die Songs für das Debüt-Album "Vozrozdenie", welches sie mit Unterstützung von Musikern von Rossomahaar einspielte. Der Titel bedeutet auf deutsch 'Wiedergeburt', was einen gewissen Gegensatz zum Booklet der CD darstellt, welches sich martialisch gibt, passend zum geschichtlichen Hintergrund: Fotos mit Schwert und Kettenhemden, die Farben sind düster-grau gehalten. Warum nun beim Re-Release das gemalte Szenenbild gegen ein Foto von Maria ausgetauscht wurde entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht weil genau dieses Motiv überall in den Medien abgebildet war. Vielleicht lag es aber auch daran, dass auf dem Original ein Sonnenrad mit dabei war, ein eigentlich positives altes heidnisches Symbol, was leider durch jüngere Vergangenheit kritisch eingestuft wird.
Die von Sängerin Marias dominanter Stimme geprägte Musik verbindet Metal mit traditionellen slawischen Elementen, so wie es im Moment ziemlich im Trend liegt, vor allem bei finnischen Bands. Ähnlichkeiten zu Finntroll und Korpiklaani sind durchaus vorhanden, wobei sie sich doch von der finnischen Folklore unterscheidet. Arkona klingen nicht ganz so nach besoffenen Trollen, sondern etwas ernsthafter, so wie auch die russische Folklore allgemein düsterer ist als die skandinavische.
Die Band legt Wert darauf, alte Original-Melodien ebenfalls mit einzubauen, insbesondere bei dem Keyboard, welches von Maria bedient wird. Die Musik klingt dadurch für westliche Ohren schon etwas ungewohnt, aber reizvoll. Das Tempo variiert häufig, wobei es sich schon meistens im flotten Bereich bewegt. Nachteil ist, dass selbst bei mehrmaligem Hören recht wenig hängen bleibt und die Spannung hält sich nicht über die gesamte Spielzeit.
Bei mehreren Songs gibt es einen männlichen Gegenpart mit Alexei 'Lesyar' Agafonov, was eine angenehme Bereicherung darstellt. Sicher, dieses Wechselspiel ist nicht neu und wurde von manchen Gothic Metal-Bands ziemlich ausgereizt, aber Marias Stimme fällt zum Glück weder in das Klischee der hauchenden Elfe noch versucht sie sich an Operngesang, so dass sich Arkona doch deutlich davon abheben.
Denn hier stand der slawische Kriegsgott Pate, Arkona wirken wie eine Gruppe Krieger aus alten heidnischen Tagen, angeführt von einer charismatischen Amazone. Man ist versucht sich vorzustellen: Hätte diese Truppe sich damals Waldemar entgegengestellt, vielleicht wäre der Tempel nicht gefallen. Fakt ist aber auf jeden Fall: "Vozrozdenie" bietet interessante Musik insbesondere für Pagan/Folk Metal-Fans, die über die Grenzen von Skandinavien hinausblicken wollen, weiter nach Osten.
Der Anspruch der Authentizität wird untermauert durch die Texte, die sich mit slawischer Geschichte befassen und dementsprechende Begriffe verwenden, so ist z.B. "Kolyada", der slawische Begriff für Weihnachten und auch "Maslenitza" bezeichnet ein religiöses Fest. Haken an der Sache ist allerdings, dass sämtliche Lyrics und Titel in kyrillisch sind: Zum Glück war es kein Problem die Schreibweise in westlicher Schrift und die englische Übersetzung zu finden, ich habe sie bei der Trackliste beigefügt.
Line-up:
Masha 'Scream' (vocals, keyboards)
Sergei 'Lazar' (guitar)
Ruslan 'Kniaz' (bass)
Vlad 'Artist' (drums)
Alexei 'Lesyar' (vocals - #3, 4, 9)
Tracklist
01:Коляда / Kolyada (6:56)
02:Масленица / Maslenitza (2:51)
03: К дому Сварога / K Domu Swaroga /To The House Of Svarog (5:21)
04:Черные вороны / Chernye Vorony / Black Ravens ( 6:05)
05:Возрождение / Vozrozhdeniye / Revival (4:15)
06:Русь / Rus (6:34)
07:Брате славяне / Brate Slavyane /Brother Slavs (4:53)
08:Солнчеворот / Solntsevorot / Solstice (3:37)
09:Под мечами / Pod Mechami /Under the Swords (5:12)
10:По эвериным тропам /Po Zverinym Tropam / On Animals' Paths (3:37)
11:Эаложныи / Zalozhniy (4:10)
12:Эов предков /Zov Predkov /Call Of The Ancestors (5:02)
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