Artnormal / Same
Artnormal Spielzeit: 55:42
Medium: CD
Label: art-brait Records, 2009
Stil: Instrumental Fusion

Review vom 05.04.2009


Markus Kerren
Arthur (Art) Braitsch heißt der Mann, der hinter Artnormal steht. Er lebt in Mannheim, hat sich dort sein eigenes Gitarren-Studio aufgebaut und begann seine musikalische Karriere bereits, als er noch gar nicht eingeschult war. Wenn man sich den Lebenslauf des heute 26-jährigen mal so betrachtet, dann schaut man auf ein Leben zurück, das voll und ganz der Musik gewidmet war und ist. Art startete im zarten Alter von fünf Jahren an der Violine, bis er 1993 zur E-Gitarre wechselte.
Nach einigen Jahren mit Privat-Unterricht war er von 1999 bis 2000 an der GIT in Los Angeles und beendete das Studium mit einer Ehren-Auszeichnung und dem Titel 'Fortgeschrittenster Student des Jahres'. In den Folgejahren gründete er seine eigene Band Artnormal, bildete sich weiterhin musikalisch fort, spielte mit eigener Band oder auch Truppen wie z.B. Embrasserie, äl Jawala (wo Art als Gitarrist auf einem Live-Album der Truppe dabei ist), Chris Cosmo und Tino Oac, bevor er 2007 mit den Aufnahmen für das nun vorliegende Debüt-Album begann.
Beim Opener "Yoyo" bringt Braitsch seine Gitarre zum Sprechen. Aufbauend auf eine grundsolide Rhythmus-Mannschaft scheint da geradezu so etwas wie ein Monolog/Dialog statt zu finden, bei dem die Gitarre selbstverständlich alle beteiligten Parteien vertritt. Sehr stimmungsvoll, sehr warm vom Sound und glasklar produziert, bekommt man bereits in den ersten Minuten dieser Scheibe das Gefühl, es hier mit etwas Besonderen zu tun zu haben.
"Only Got Five Words For You" pumpt mit dem höllisch groovenden Bass von Alex Merzkirch durch eine jazzig angehauchte Nummer. Art hat einen sehr eigenständigen Ton und akzentuiert die gespielten (von der Anzahl her gar nicht mal so astronomischen) Noten sehr interessant und gefühlvoll. Auch der rote Faden wird nie verloren und die Strukturen bleiben klar. "Niam Me" kommt ebenso clever, durchdacht und trotzdem locker rüber. Es entsteht eine gewisse Jam-Atmosphäre, die mich im positivsten Sinne (wenn auch mit zahlenmäßig reduzierter Mannschaft) vom Feeling her vor allem an die musikalischen Orgien der Allman Brothers Band erinnert. Sehr starker Song, lebendig, fieberhaft und pulsierend.
Bei "Tanzkrampf" entsteht die höchstinteressante Situation, dass die Rhythmus-Gitarre gegen statt mit dem Schlagzeug zu arbeiten scheint. Auch hier wieder versehen mit einem jazzigen Grundton. Sehr viel Spaß macht es im Übrigen auch, wenn man sich mal von Braitschs Gitarre, die selbstverständlich immer im Vordergrund steht und den Ton angibt, ausklinkt und sich stärker auf den Bass oder die Drums (die Daniel Schild und Daniel Mudrack übernommen haben) konzentriert. Denn auch hier wird nicht nur astreine Qualität, sondern auch Variabilität und jede Menge Unterhaltsames geboten.
Bei "For Teddy" bringt Arthur seine Gitarre einmal mehr regelrecht zum Singen, während sich der eher melancholische Titel äußerst kurzweilig durch die Minuten tanzt. Aber ich werde den Teufel tun und euch jetzt hier jeden Track einzeln vorstellen, schließlich soll auch die Spannung noch erhalten bleiben. Denn irrer Fusion Rock der Marke Artnormal, der sich aus u.a. aus Blues, Jazz, Funk und Rock zusammensetzt, gepaart mit viel Fantasie und herrlichen Melodiebögen bestimmt die ganze Scheibe.
Auch hinter dem Mischpult ist Mister Braitsch kein Neuling mehr und hat dieses Album nebenher im Alleingang produziert. Damit noch lange nicht genug, stellt man fest, dass der gute Art in Kalifornien definitiv Eindruck gemacht haben muss, denn auf direkte Empfehlung der Ikone Michael Landau wurde sein Album in Los Angeles von den Szene-Größen John Paterno gemischt und Joe Gastwirt gemastert.
Jede/r Musikliebhaber/in, der/die auch nur im Ansatz mit instrumentaler Mucke etwas anzufangen weiß, sollte dieses Album von Artnormal unbedingt anchecken. Neben einem Ausnahme-Gitarristen und ungeheuerer Spielfreude wird hier nämlich auch noch ein warmer Sound, Abwechslungsreichtum, Spannung, ein ganz eigener Gitarrenton und vor allem (speziell bei Instrumental-Alben wichtig) gutes Songwriting geboten. So frisch wie zeitlos und eigenständig!
Erhältlich ist "Artnormal" zur Zeit über die Homepage der (eigenen) Plattenfirma und bei Amazon.
Line-up:
Arthur Braitsch (guitars)
Alex Merzkirch (bass)
Daniel Schild (drums - #2, 3, 6, 8, 9, 10)
Daniel Mudrack (drums - #1, 4, 5, 7)
Sebastian Flach (bass & drum FX programming - #8)
Tracklist
01:Yoyo
02:Only Got Five Words For You
03:Niam Me
04:Tanzkrampf
05:For Teddy
06:Abstraight
07:Trikordion
08:Artobahn
09:Late Start
10:You Didn't Even Say Goodbye
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