Crowdfunding heißt das Zauberwort für junge Bands im Jahre 2015. Man setzt sich einen Etat zur Produktion eines Albums und die Fans können vorab die CD gegen Vorkasse bestellen, die Kapelle für Privatkonzerte buchen oder im Studio der Band einen Besuch abstatten. Auf der einen Seite zeigt dies nur, wie schlecht es um die Musikindustrie steht, wenn einfach kein Budget für hoffungsvolle Newcomer zur Verfügung ist. Auf der anderen Seite kann das Quintett aber in diesem Fall alles ohne Einmischung einer Plattenfirma durchziehen. Ashby haben also gesucht und haben auch Gott sei Dank genug Unterstützer gefunden, um die Produktion zu finanzieren. Wäre auch sehr schade gewesen, denn "Fragmental" ist eine klasse Scheibe geworden.
Progressive Rock gibt es ja schon seit weit mehr als vier Dekaden, aber gerade in den letzten Jahren widerfuhr dem Genre, dank frischen und erfolgreichen Acts wie
Steven Wilson, ein regelrechtes Revival.
Ashby aus Mühlheim an der Ruhr haben sich ganz diesem Genre verschrieben und ließen bereits vor zwei Jahren mit ihrer ersten
EP aufhorchen. Nach diversen Festivalauftritten und ihrer selbst organisierten
Prog Night im Ruhrgebiet stand das Jahr 2015 ganz unter dem Fokus der Albumproduktion. Und das hat sich verdammt gelohnt, denn "Fragmental" klingt alles andere wie der erste Longplayer einer noch relativ jungen Band, sondern wie ein Werk von erfahrenen Musikern, die genau wissen, was sie wollen und das auch umsetzen.
Mit knapp 64 Minuten und nur sieben Songs wird schnell klar, dass hier keine gefälligen Radionummern geboten werden. Allein vier Songs sind um die zehn Minuten bzw. länger und alles andere als musikalisches Fast Food. Dennoch schafft es die Band, dass die Songs zwar komplex, verspielt und episch sind, aber trotzdem nach zwei bis drei Durchgängen absolut im Ohr bleiben und einen hohem Wiedererkennungswert haben. Gute Songs sind eben alles und davon findet man auf "Fragmental" jede Menge. Direkt die zweite Nummer, "Aether", ist für mich das Highlight der CD.
Nach einem
Pink Floyd-mäßigen Intro fühlt man sich direkt an
Dream Theater zu
Images And Words-Zeiten erinnert. Besonderes Kompliment an Keyboarder
Joel von der Heiden, der im letzten Drittel des Songs voll aufdreht und hier einige wirklich geniale Momente mit seinem Instrument verewigt. Ganz großes Prog-Kino. Ebenfalls großartig sind "Colossal Empire" und der Abschlusstrack "A Question Never Heard". Letzterer ist auch die einzige Überschneidung zur gleichnamigen EP von 2013. Die Krone setzt dem allen noch die Sängerin
Sabina Moser auf. Zum einen gibt es ja kaum Prog-Bands mit Frauenstimme und zudem verfügt die Dame über eine unglaubliche gesangliche Bandbreite. Von kratzig-rockig bis ganz zart und melancholisch gibt es auf der CD alles zu hören. Stimmliches Highlight ist sicherlich der Song "Pax". Die Ballade hat fast schon etwas Sakrales ( passend zum Titel) und sticht etwas heraus. Trotzdem könnte das aber genau die Nummer sein, mit der man auch Hörer gewinnen kann, die eigentlich um Prog Rock eher einen Bogen machen. Großartige Nummer.