Brit Pop (kündigt die PR an). Nicht grad das, was der gemeine RockTimer so üblicherweise hört. Und auch der Randgruppenbeauftragte mit weitem Toleranzbereich und breitem Musikspektrum aus Upper Frankonia hat da wenig Bezugspunkte.
Die Bremer Band Ayery Mile, vormals Zebra, nennt The Kooks und Razorlight als kollegialen Vergleich. Fehlanzeige. Und U2 - o.k., wenigstens was. Halten wir uns daran. Denn auch über die Combo ist ansonsten nicht soviel zu erfahren, die insgesamt noch reichlich jung wirkt. Lediglich Sänger (und Texter) André Hubert scheint da ein Stück älter zu sein, geht aber als Senior-Popper noch gut durch. Alle Vier stammen der Band-Info nach übrigens ursprünglich aus Worpswede, was Kunstfreunden was sagt.
Bereits bei den ersten Hörproben macht die Band einen recht professionellen Eindruck, das klingt gut, sauber produziert und ist eingängig. Der André singt mit hoher, geschmeidiger Stimme und das kann er wirklich. Mit einer ordentlichen Portion Schmelz im Kehlchen kommt er sicher bei den Mädels bestens an. Insgesamt ist der Sound recht hell, vor allem die klingelnde Gitarre von Enno erinnert tatsächlich öfters an The Edge, dessen Spiel allerdings schon andere Qualität hat. Der Bass ist ziemlich nach hinten gemischt und bleibt damit unauffällig, dafür werden die Drums etwas mehr betont. Pieter und Eike geben dem Soundgefüge aber ordentlich Drive und Stand.
Die Zielgruppe ist klar und das erklärte Vorhaben, sich erstmal in der Hansestadt zu etablieren, dürfte vor allem bei den jungen (weiblichen) Musikfans kein Problem sein. Deswegen Avery Mile als reine Teenie-Band abzustempeln, wird aber dem Talent und Potential des Quartetts nicht gerecht. Die elf Songs sind gut ausgearbeitet, haben Struktur, Hooks und eingängige Melodien, auch wenn sie sich in der Summe von Sound und Machart her recht ähneln. Insgesamt ist die Tracklist gut abgestimmt mit Midtempo-Stücken und langsameren Schmusenummern, die allesamt Ohrwurmqualitäten haben. Die Jungs werden mit ihrem Debütalbum genauso ankommen, wie bei ihren Auftritten, da ist sich der Redaktions-Auserwählte sicher. Und sich hoffentlich in eine noch selbständigere, markantere Richtung weiter entwickeln.
Als Anspieltipps empfehlen wir gleich mal den Opener "Remedy", das dahinter gut rockende "Searching For Islands" (mit U2-Appeal) und "Part Of Hope".
Gut gemachte Popmusik aus Deutschland - nichts dagegen einzuwenden!
Line-up:
André Hubert (vocals, guitar)
Enno Legien (guitar)
Pieter Santjer (bass)
Eike Blendermann (drums)
Tracklist |
01:Remedy
02:Searching For Islands
03:Morning View
04:In Our Hands
05:Back Of the Train
06:From My Heart
07:Part Of Hope
08:Not Out Of Sight
09:A Couple Of Scenes
10:Invisible
11:My Way
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