Avian / Ashes And Madness
Ashes And Madness Spielzeit: 54:39
Medium: CD
Label: Silverwolf, 2009
Stil: Heavy Metal

Review vom 28.02.2009


Boris Theobald
Die US-Schwermetallschmiede Avian geht zum zweiten Mal auf Sympathiejagd unter den Anhängern klassischer Heavy Metal-Klänge. Auch auf "Ashes And Madness" findet sich naturbelassene und unverfälschte Stahl-Musik, bei der nicht einmal ansatzweise Spuren irgendwelcher Post-80er-Jahre-Einflüsse wie tiefergestimmte Gitarren oder melodietragende Keyboards zu finden sind. Frisch aus dem amtlichen Metallurgie-Konservatorium machen Avian Musik, die mal an US-, mal an diverse europäische Heavy Metal-Strömungen erinnert - wenn man solche Unterscheidungen auf Grund prototypischer Vorreiter denn überhaupt noch anstellen will.
Unverkennbares Zugpferd der Band ist, wie schon auf dem 2005er-Debütalbum "From The Depths Of Time", Sänger Lance King, der vor seinem Einstieg bei Avian mit Balance Of Power und Pyramaze auf sich aufmerksam machte, also eher im Melodic- und Prog Metal-Bereich zu Hause war. Mit seinem klaren, hohen Organ drückt er auch Avian maßgeblich seinen Stempel auf. Da können Gitarristen, Basser, Drummer und Keyboarder noch so sehr ihren eigenen Stil haben - am markantesten ist doch immer noch der Gesang. Und mit dieser unverwechselbaren Stimme haben Avian einen fälschungssicheren Identitätsnachweis! Besonders die gedoppelten King-Vocals in unterschiedlichen Lagen klingen stark.
Der Gesang muss allerdings auch so manche Kinder aus dem Brunnen retten. Die Qualität der Songs ist nämlich über weite Strecken nicht mehr als Durchschnitt. Bandgründer Yan Leviathan, der fürs Kreative zuständig ist und zudem die Rhythmus-Gitarre bedient, verrichtet ein solides Handwerk - er ist aber weder ein herausragender Komponist noch ein Riff-Zauberer vor dem Herrn. Man spürt, dass er bei Bands wie Iced Earth, Crimson Glory, Vicious Rumours, Jag Panzer, Judas Priest, Iron Maiden oder Gamma Ray ganz genau hingehört hat. Mehr, als in die gleichen Kerben zu schlagen, gelingt ihm aber kaum.
Auf "Ashes And Madness" liefert er grundsolide, schwere Kost ab, ohne allerdings mal über sich hinauszuwachsen. Das gelang ihm beim Debüt im Jahr 2005 noch das ein oder andere Mal. Doch Ohrwürmer wie "Final Frontier", "Single Blade Of Vengeance" oder "Queen Of The Insane" sind rarer geworden. Zu vielen Stücken auf "Ashes And Madness" fehlt es an auffälligen Hooklines. Mit dem sich schwach durch Mid-Tempo-Gefilde schleppenden Titeltrack und "Lost And Forsaken" beginnt das Album durchschnittlich, ohne mit besonderen Melodien die Stärken Lance Kings wirklich auszureizen. Erst das schnellere "Into The Other Side" holt die Headbanger aus der Höhle - nicht bloß wegen des Tempos, sondern weil es einfach einen starken und einprägsamen Chorus vorzuweisen hat, garniert mit melodischer Solo-Gitarre. Auch "Beyond The Hallowed Gates", "Thundersoul" und "All The King's Horses" (mit schön eingearbeiten Clean Gitarren-Parts) hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Neben Yan Leviathan und Lance King ist Kings Ex-Kollege von Pyramaze, Keyboarder Jonah Weingarten, die einzige Konstante in der Band. Viel auszurichten hat er aber nicht - die Keyboards beschränken sich fast ausschließlich auf schmückendes Atmo-Beiwerk. Die anderen Jobs wurden neu vergeben. Ex- Megadeth-Basser David Ellefson war nicht mehr für eine Zusammenarbeit zu haben und wurde durch einen gewissen Brian Hollenbeck ersetzt. Jerry Babcock heißt der neue Mann an den Kesseln, der eine Hand voll Tempi drauf hat und weiß, wo die zweite Bass Drum steht, aber leider keine eigenen Akzente setzen kann.
Für die Gitarren-Soli hat sich Yan Leviathan Bill Hudson ins Studio geholt. Hudson ist Brasilianer und vor ein paar Jahren in die USA gekommen, um sich den Powermetallern von Cellador anzuschließen. Mittlerweile hat er diverse Jobs bei Power Quest, Circle II Circle... und eben Avian. Der Mann kann frickeln, ganz klar. Seine Soli sind neben Lance Kings Vocals das zweite Pfund, mit dem die Band wuchern kann. Das ist auch bitter nötig, damit "Ashes And Madness" nicht völlig in der Flut der Veröffentlichungen versinkt. Denn auch der Sound des Albums, entstanden in Yan Leviathans Yanmonster Studio und Lance Kings Nightmare Studio ist weit weniger furchteinflößend, als es die Namen vermuten lassen. Im Gegenteil: "From The Depths Of Time" war wesentlich druckvoller produziert. Unverständlich...
Line-up:
Lance King (vocals, keyboard)
Yan Leviathan (guitar)
Bill Hudson (lead guitar)
Jerry Babcock (drums)
Brian Hollenbeck (bass)
Tracklist
01:Ashes And Madness (7:38)
02:The Lost And Forsaken (5:08)
03:Into The Other Side (4:35)
04:Esoteric Lies (5:18)
05:Fall From Grace (Instrumental/ 1:13)
06:Beyond The Hallowed Gates (5:00)
07:Thundersoul (5:00)
08:All The King's Horses (5:15)
09:Never Fade From Me (5:11)
10:Time And Space Part II: Unlock The Mystery (10:14)
Externe Links: