Bernard Allison / 02. November 2006, Fair Café,
Schortens
Fair Café, Schortens Bernard Allison
Fair Café, Schortens
02. November 2006
Konzertbericht
Stil: Blues Rock


Artikel vom 22.02.2009


Wolfgang Giese
Bereits das zweite Mal in diesem Jahr ergab sich die Möglichkeit in dieser Region, einen der wichtigsten Exponenten des modernen Blues zu erleben.
War es im März noch das Kommunikationszentrum Pumpwerk mit entsprechender Zuschauerkapazität, so mussten sich nun die Fans im recht eng bemessenen Fair Café, einem ehemaligen Caféhaus am Waldrand, drängen, um dieses Konzert zu erleben.
Insofern negativ, als die wenigen ungünstig positionierten Sitzplätze älteren Herrschaften das Vergnügen, näher am Künstler und an der Musik zu sein, verwehrten aber positiv, dass hier hinsichtlich der Lautstärke (wunderbar angenehm) und der Abmischung, ein wesentlich besseres Klangbild als im Pumpwerk geboten wurde.
Nach dem etwas verzögerten Beginn des Konzerts gegen 20:40 Uhr kam alsbald gute Stimmung auf, als Allison mit seiner Band souverän startete und besten Blues mit hoher Professionalität, und - was mir viel wichtiger war - starker emotionaler Ausprägung bot.
Zwar wurden im Laufe des Abends Stimmen laut, die anmerkten, der Musiker 'X' oder die Band 'Y' seien ja viel besser gewesen, aber genau das ist es, was mir stets sauer aufstößt: Diese Sensationsgeilheit einiger, die es laut und krachend haben wollen und die subtile Töne nicht zu schätzen wissen.
Nicht, dass ich etwas gegen weißen Blues Rock habe, aber was ich nicht mag, sind diese Statements, jemand sei 'besser' gewesen.
Wer auf fetzigen Blues Rock steht, soll ihn gern ausleben - mir gibt es nicht viel, auch wenn musikalisch hervorragende Kost geboten wird - stoppt dieses vorm Erreichen meiner Seele. Eben weil hier oft seelenloses Gefetze vordergründig ist, und nicht auch solche Klänge, die, wie auch an diesem Abend von Allison geboten, reduziert auf das Wesentliche eine seelenvolle Botschaft vermitteln, die auch etwas zu sagen hat und sich gefühlsmäßig einschleicht.
Das war sicher auch nicht immer der Fall, denn neben echtem Downhome-Feeling kam natürlich auch Showmanship zum Tragen, Tricks, die das Publikum zum Staunen bringen.
Auch heute wieder die Zitatensammlung von Stevie Ray über Hendrix und Johnny Winter zu Deep Purple, aber Show muss eben sein, und das kommt dann natürlich beim Publikum auch an.
Wie ich jüngst in einer von mir nicht näher erwähnenswert zu haltenden Kritik eines Konzerts in einem Münchener Club las, fehlte an diesem Abend wohl auch der von den Headbangern bevorzugte ruppige 'Kick-Ass-Sound', mir jedenfalls nicht.
Wenngleich Allison vielleicht immer noch daran bastelt, seinen ureigenen Stil zu finden, so vermochten er und seine Band doch hervorragendes Blues-Feeling (und ich meine Blues-, nicht Rock-Feeling!) zu verbreiten.
Stark emotional berührend war das dann besonders in der Interpretation des "Young Boy Blues", der echtes ' Muddy Waters-Mississippi-Downhome-Feeling' verbreitete, mit einer langen, erdig-reduziert-slidenden Einleitung, die mit wenigem Einsatz 100 mal mehr Gefühl verbreitete als so mancher Gitarrengniedler mit 100 Noten/Minute! Und als dann nach langer Zeit die übrigen Instrumente einsetzten - das war Gänsehaut pur (einige der Anwesenden hatten während dieses für sie wohl langweiligen Stückes eher das Bedürnis zu Saufen und dummes Gelaber von sich zu geben.....)!
Was mir zudem angenehm auffiel, war, dass Jason Wilber am Bass im Gruppensound noch gewachsen war, obgleich mich sein Solo auch hier wieder langweilte, und dass Mike Vlahakis, mein 'ungeliebter' Keyboarder, ausgetauscht wurde durch (den Namen habe ich leider nicht verstanden) Mr. 'X'( ...Hall?), der viel viel besser in die Band passte und auch wesentlich bluesiger, auch in seinen vortrefflichen Soli, agierte.
Glückwunsch, Bernard, zu diesem Griff!
Andrew Thomas am Schlagzeug bot wiederum eine hervorragende Leistung, er konnte rocken, er konnte funken und grooven (hallo Buddy Miles!) und er swingte! Super, so auch wieder sein Solo, das Anklänge an Billy Cobhams Stil hatte. Der Mann könnte auch gut im Jazz Rock bestehen...

Fazit: Ein Konzert mit einer Gesamtlänge von 2 3/4 Stunden, das sehr zufriedenstellend war, wenngleich auch erst nach der Pause (nach einer Stunde Spielzeit) der Funke richtig übersprang.
Ansonsten verweise ich auch auf meine Ausführungen zum Märzkonzert!
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