Das Wichtigste zuerst: Das mit den Getränken hat wieder wunderbar geklappt. Nachschub des kostbaren Nass für die Konzertbesucher in gewohnter Ducsaal Qualität.
Was nicht geklappt hat, war die Besucherzahl. Vielleicht fünfzig Nasen fanden den Weg zu Charlie A'Court. Und die, die nicht da waren, werden sich mit Sicherheit schwarz ärgern, denn sie haben eine tolle Show verpasst. Für uns definitiv ein Konzerthighlight in diesem Jahr. Lag es am unbekannten Namen? Gab es vermeintlich Besseres in der Nähe? Keine Ahnung, aber das mit dem unbekannten Namen wird sich sicher ändern, denn Veranstalter Peter Hahn versprach die Band noch einmal zu buchen.
Für die Daheimgebliebenen kurz was zu Charlie:
Kanadier, erst 25 und rotzt seine blues- und soulgetränkten Rocknummern wie ein alter Hase ins Micro. Sein Debut Album "Color Me Gone" bescherte ihm 2002 in seiner Heimat den Titel "Bester Newcomer". 2003 dann "Bester neuer Künstler". So ausgezeichnet vertrat er Kanada beim "International Blues Challenge" in Memphis, Tennessee, wo er auf Anhieb den zweiten Platz erreichte. Es folgte der Preis für den "Besten Blues Artist" in Halifax bei den ECMA's (East Cost Music Awards). Und im Herbst 2003 dann gleich vier Award Gewinne der "Music Industrie Awards of Nova Scotia" (MIANS): Bester Blues-Künstler, bester Entertainer, bester männlicher Künstler und bestes Album.
So, nun wisst Ihr, was Ihr verpasst habt.
Ein Kollege den ich fragte ob er die Band kennt, meinte: "Klingt wie eine funkige Mischung aus Robert Cray und Otis Redding. Die Soundfiles haben mich aber nicht überzeugt. Zu viele elektronische Drums und viel Gähn Balladen". Nein mein Freund, so rockig war Robert Cray noch nie und Otis schon gar nicht. Und elekronisches Schlagzeug? Da saß ein junger Mann hinter einer echten Schießbude und prügelte ein Drum-Feuerwerk nach dem anderen aus Fellen und Becken. Songdienlich das eine Mal und dann wieder solo par excellance. Mehr als nur Begleitung auch der Bass.
Bass ist untertrieben, denn Brian hielt ein gar mächtiges Gerät in den Armen. Einen Chapman Stick, neben dem ein normaler Bass aussieht wie eine Kindergitarre. 12 Saiten hat das Teil, ist quasi Bass und E-Gitarre in einem und kann zusätzlich klingen wie ein Keyboard. So gab es denn auch mehrmals regelrechte E-Duelle mit Charlie, der neben einer gewaltigen Stimme auch durchaus als Gitarrenwiesel überzeugte. Wir schauten uns öfters ungläbig an und staunten, wie man mit 25 Jahren so ein Organ haben kann.
Die ca. 50 anwesenden Gäste waren nur bei Konzertbeginn im Saal verstreut. Schnell standen alle direkt vor der Bühne, um der Band zu zeigen, dass auch wenig Publikum enorm mitgehen kann. Lang andauernder Beifall, kaum ein still stehender Zeitgenosse und ganz schnell wurde klar, dass die Band sicher mehr Zuhörer verdient hätte, aber trotzdem bereit war, den Anwesenden alles zu geben.
Kein runterspulen und Tschüss: Zweieinhalb Stunden perfekte und pausenlose Show. Inklusive der Zugaben. Ja Zugab en, denn sie kamen noch zweimal auf die Bühne.
Zugabe Nummer eins: "Hey Joe" und das wahnsinnige "You've Got A Friend In Me", welches In Kanada die Radiostationen rauf und runter läuft. Zugabe Nummer 2 dann noch mal ein Cover und zwar der "Walking Blues".
Auch für uns war die Band neu, so dass es schwerfällt, auf die einzelnen Songs einzugehen, da wir die bis dato ja nicht kannten. Drei Tunes fallen aber spontan ein und zwar der Opener "Big Dark Canyon", weil da eigentlich schon alles klar war.
Klar, was die drei Jungs da vor uns lostreten werden. Und zwar ohne doppelten Boden. Da braucht es keine Gimmicks in Form von leicht bekleideten "Damen" oder schwachsinnige Kostümierung, denn die Ohren wollten Musik pur und die Augen hingen entweder an den flinken Fingern oder waren bei Charlie, der oft das Publikum mit einbezog. Sei es, dass er kurze Stories über den kommenden Song brachte, oder aber mit uns allen scherzte.
Weiter fallen spontan "Carolina" und "I'd Do This For You" ein. Endlich auch mal wieder der Einsatz des geliebten Wah-Wah Pedals.
Slideparts mit dem berühmten Fingerröhchen gab es zuhauf, aber als das Bierglas leer wurde, wurde dieses kurzerhand umfunktioniert. Es ist schon erstaunlich, welch geile Töne man mit einem leeren Bitburgerhumpen zaubern kann.
Ein total gelungener Konzertabend. Lediglich etwas getrübt durch den schwachen Besuch. Wir jedenfalls haben nichts verpasst und nichts vermisst. Na gut, vielleicht müssen wir die super Ducsaal Köchin das nächste Mal noch mehr bitten, uns das Rezept der mehr als leckeren Salatsoße vom "Salat mit beschwipsten Früchten" zu verraten.
Bilder vom Konzert
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