Eleanor Angel / Face To Face
Face To Face Spielzeit: 51:14
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Folk

Review vom 03.08.2010


Wolfgang Giese
Schaut man auf die Besetzungsliste, ist das bereits ein klarer Hinweis darauf, dass es hier ruhig, beschaulich und folkig zugehen dürfte.
Die Künstlerin stammt aus Brisbane, Australien. Sie verarbeitet in ihrer Musik Elemente aus Folk und Jazz, die Strukturen der Stücke sind entweder recht einfach aufgebaut, oder manchmal ist es so, dass ich Strukturen erst gar nicht bemerke. Das führt dazu, dass ich mich nach einigen Titeln schon gar nicht mehr an das erste Stück erinnern kann. Ansonsten ist die Instrumentierung sehr kunstvoll und romantisch, mit feinen Streichern, allen voran das manchmal betonte Cello, das die ruhige Akustikgitarre umspielt. Die Perkussion ist sehr ruhig, sanft und innerhalb der Songs eher mitgestaltend als unterstützend oder antreibend gesetzt. Will man Vergleiche bemühen, fallen sofort zwei Musikerinnen ein, nämlich Joni Mitchell und Eva Cassidy.
Diese Platte ist die zweite nach dem 2008er Debüt "Rain On The Street".
Angel verfügt über eine sehr gute Stimme, die von höheren bis zu tieferen Lagen sicher intoniert, dabei mit grundsätzlicher Kontrolle und mit kristallklarem Ausdruck. Leider presst sie in einigen Nummern zu sehr, so dass die Klarheit verloren geht. Oft sind das jene Passagen, in denen sich die Musik von Strukturen löst und beginnt, relativ frei zu fließen.
Das sind dann jene jazzige Elemente, die mich an Pentangle und ihre Sängerin Jacqui McShee erinnern, nur war das für mich überzeugender im Ausdruck. Angel und die Musiker verlieren sich zu sehr im freien Fall, ohne Akzente zu setzen. So etwas kann klappen im Falle eines David Crosby und seinem Album If I Could Only Remember My Name. Doch hier fehlen dann packende Momente, die den Augenblick in seiner Feinheit und seinem Ausdruck festhalten können und dadurch bezaubern oder eine Improvisationsfähigkeit, die den aufgenommenen Jazzfaden annehmen und weiter spinnen kann. Der gute Ansatz für diese Entwicklung ist ja da, man nehme als Beispiel eine der Fremdkompositionen: "A Taste Of Honey". Auf diesem Thema hätte man wunderbar jammen können. Durch und durch also eine Platte mit Musik, die stark polarisieren kann.
Entweder man lässt sich auf diese sehr laszive Atmosphäre ein und mitnehmen auf diese dahinschwebende Reise oder man wirft das Handtuch, weil man einfach etwas Zupackendes möchte.
Mir gefällt das, aber in jeder Situation könnte ich das auch nicht hören. Ein Track macht mich besonders an - auch das eine Fremdkomposition - "Little Green" von Joni Mitchell, das weist den größten Zauber der ganzen Platte auf und in dieser Art wäre die Musik dann auch vielleicht etwas zugänglicher, das ist nämlich einfach schön!
Allerdings ist es "Into The Light", das mich auf andere Weise verzaubern kann, schwebt doch hier der Geist keltischer Musik über allem. Gesanglich bewegt sich die Künstlerin hier sicher in diesen Gefilden hinsichtlich der Ausprägung der Stimme. Ich kann mir sehr gut eine entsprechende Produktion mit ausschließlich dieser Musik vorstellen und äußere dieses hier als Wunsch, vielleicht unter dem Titel "A Celtic Angel". Wunderbar wohl wird mir dann, wenn sich die Violine, vom Cello begleitet, in ein herzerweichendes Solo ergibt.
"Return Another Day", da nahm die Musikerin die elektrische Gitarre zur Hand und singt allein zu dieser Begleitung einen guten Abschlusssong.
Line-up:
Eleanor Angel (guitars, vocals, violin, string arrangements)
Kathy Baker (cello)
Dave Kemp (percussion)
Lee Peeters (double bass)
Cameron Elliot (harmony vocals - #1,10)
Tracklist
01:Waking Up Slowly (4:39)
02:The Well (4:19)
03:Face To Face (4:47)
04:A Taste Of Honey (3:49)
05:White Noise (5:34)
06:Silent Star (3:48)
07:Little Green (3:51)
08:Blue Eyes (5:29)
09:Meet You Down There (4:35)
10:Into The Light (4:37)
11:Return Another Day (5:48)
(all songs, music & lyrics by Eleanor Angel, except #4 by Marlow & Scott, #7 by Joni Mitchell)
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