150 Meter entfernt bestreitet leider der falsche Erstbundesligist sein letztes Testspiel vor Beginn der Saison 2006/2007 gegen den englischen Premier-League Verein FC Fulham. Da höre ich lieber richtig gute Musik in meinem Bluesbunker.
Auf der ersten CD hören wir Luther Allison beim Chicago Blues Festival im Jahr 1995. Begleitet von einer vorzüglichen Band und den Memphis Horns (Wayne Jackson, Andrew Love).
Wer diesen Doppelpack besitzt hat eine der besten Livealben dieses Bluesgitarristen, der seine Kindheit in Chicago verbrachte. Luther Allison lebte viele Jahre in Europa und kehrte quasi für das Chicago Blues Festival nach Hause zurück.
Natürlich darf mit "Bad Love" Allisons Visitenkarte nicht fehlen. Ein Genuss in über 10 Minuten mit kurzen Soloeinlagen des Saxofonisten Wayne Jackson und Luther Allsions 'talking guitar'.
Sein Sohn Bernard, mittlerweile aus dem langen Schatten seines Vaters heraus getreten, sagte im Interview, dass "Bad Love" als Reminiszenz wohl für immer in seiner Setlist verbleiben werde.
Das toll groovende "Put Your Money Where Your Mouth Is", geschrieben von Allison und seinem langjährigen Rhythmusgitarristen James Solberg, ist eines der typischen Allison Tracks, die es so richtig in sich haben.
Ein Beleg dafür, dass er nicht nur ein begnadeter Mann an der Gitarre war, der leider viel zu früh (58-jährig) 1997 an Lungenkrebs verstarb.
Durch seinen Bruder ermutigt, widmete sich der gelernte Schuhmacher der Gitarre und dem Blues. Zunächst spielte er Bass in Jimmy Dawkins Band.
Die Familie zog in den Chicagoer Süden und sie wohnten nur wenige Blocks entfernt von Muddy Waters. Waters Sohn Charles und der junge Luther wurden Freunde. Er machte große Fortschritte an der Gitarre und hatte bald die richtigen Lehrmeister an seiner Seite: Muddy Waters, Elmore James und Howlin´ Wolf.
Luther Allison beweist nicht nur die entsprechende Fingerfertigkeit am Gitarrenhals. Wenn er das Bottleneck über seinen Mittelfinger streift und Slide-Gitarre spielt, klingt der Hound Dog Taylor Standard "Give Me Back My Wig" zwar nicht so dreckig, wie vom Komponisten persönlich, aber nichts desto trotz klasse. Dank Ken Faltinson und Rob Stupka eine richtig nach vorne treibende Nummer.
Und wenn man schon Kontakt zur Slide-Legende Elmore James hatte, darf eine Hommage an ihn in Form von "It Hurts Me Too" nicht fehlen. Kupfer ist bei Luther Allisons Ausgabe nicht im Spiel, alleine schon wegen seines ausdrucksstarken Gesangs. Das Metallröhrchen wandert in zum Teil wahnsinniger Geschwindigkeit über die Saiten.
Gemeinsam mit Otis Rush und seiner Band findet sich Luther Allison dann zum Ende der ersten CD zu einem Medley ein. Drei Gitarristen, die ein Solo nach dem anderen zelebrieren und sich gegenseitig beflügeln.
Genau der richtige Appetithappen um mit Freude die zweite CD in den Player wandern zu lassen.
"Party Time": Genau das Richtige. Mike Vlahakis kurzes Intro an der Schweineorgel setzt eine erste Duftmarke und dann ist auch schon wieder der Gitarrenmeister dran. Da ist kein Ton überflüssig. Eines der zentralen Stücke auf der zweiten CD ist "All The King's Horses" von seinem brillanten Album "Blue Streak" (benannt nach seiner blauen Gitarre, die jetzt in Bernards Besitz ist).
Den funky Teil übernimmt "What Have I Done Wrong". Dazu gehört natürlich der pumpende Bass von Ken Faltinson gespielt.
Über "Walking Papers" kommen wir zum ultimativen Slow-Blues "Think With Your Heart". Recht hat er: Man sollte öfter auf seine Gefühle hören als auf den Verstand.
Und dann ereilt uns abermals der Allison-Groove. Voller Leidenschaft spielt er seine Gitarre und singt sich die Seele aus dem Leib. Er war sich bereits über seine Krankheit im Klaren und dennoch war er 'on the road'.
Die letzten vier Titel stammen vom 7.5.1997, nur drei Monate vor seinem tragischen Tod und gerade hier zeigt er Stärke, genauso wie auf seiner DVD "Live From Paradise", aufgenommen im April 1997.
Ganz starke 131 Minuten Luther Allison...
Nachtrag: Der deutsche Erstligist hat durch ein Eigentor verloren. Es war relativ ruhig im Stadion.
Line-up:
Luther Allison (lead guitar/vocals)
James Solberg (rhythm-/lead guitar)
Mike Vlahakis (keyboards)
Robb Stupka (drums)
J. Mattes (drums)
Willie Hayes (drums)
Memphis Horns:
Wayne Jackson (trumpet)
Andrew Love (tenor saxophone)
Other Guests:
Otis Rush (lead guitar/vocals - #10)
Eddie C. Campbell (lead guitar - #10)
John Kattke (rhythm guitar - #10)
Dave Rice (keyboards - #10)
Ken Anderson (trumpet - #10)
Bobby Neely (tenor saxophone - #10)
Willie Henderson (baritone saxophone - #10)
Leonard Gill (bass - #10)
Ray Stewart (drums - #10)
Spielzeit: CD 1: 66:40, CD 2: 65:02, Medium: Do-CD, Ruf Records, 1999, Blues
CD 1:
1:Intro (0:23) 2:Soul Fixin' Man (4:03) 3:Cherry Red Wine (8:36) 4:Move From The Hood (4:48) 5:Bad Love (10:16) 6:Put Your Money Where Your Mouth Is (6:00) 7:Big City (9:07) 8:Give Me Back My Wig (5:22) 9:It Hurts Me Too (7:40) 10:Medley: Gambler's Blues/Sweet Little Angel (10:25)
CD 2:
1:Party Time (5:20) 2:All The Kings Horses (12:19) 3:What Have I Done Wrong? (7:10) 4:Walking Papers (6:48) 5:Think With Your Heart (6:27) 6:What's Going On In My Home? (7:13) 7:Will It Ever Change? (5:48) 8:You're Gonna Make Me Cry (8:26) 9:Everything's Gonna Be All Right (5:30)
Joachim P. Brookes, 20.08.2006
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