Mike Aiken / Hula Girl Highway
Hula Girl Highway Spielzeit: 43:22
Medium: CD
Label: Aspirion/Northwind Records, 2008
Stil: Americana, Country Rock


Review vom 06.11.2008


Markus Kerren
Ein absolutes Sahnehäubchen aus dem Hause Hemifrån erreichte uns mit dem neuen, mittlerweile bereits vierten Album von Mike Aiken. Unser Protagonist war auf dem Land, außerhalb von Buffalo im US-Bundesstaat New York aufgewachsen. Sehr früh wurde ihm klar, dass er neben einer starken Affinität für Musik auch eine große Schwäche für den Ozean hat. Aiken ist offensichtlich ein sehr glücklicher Mensch, hat er doch seine beiden größten Passionen zum Hauptbestandteil seines Lebens gemacht. Er lebt auf einem Boot an der Küste von Virginia und kann mittlerweile seinen Lebensunterhalt mit seiner Musik bestreiten.
Und diese Zufriedenheit, dieses mit sich selbst im Reinen sein versprüht auch "Hula Girl Highway" zu jeder Sekunde. Dabei bringt Aiken das kleine Kunststück zustande, sowohl kraftvoll und kantig wie auf der anderen Seite auch leicht wie ein Fliegengewicht zu wirken und macht damit Tracks wie zum Beispiel "Jump Up" oder "Thank You (My Buffett Tune) zu absoluten Hinhörern und einem puren Genuss. Er kann aber auch ganz anders und zeigt uns seine (Country-) rockige Seite bei den einnehmenden "Jagger & Jones", "Bottoms Up" oder "Talk To Your Daughter."
Apropos "Talk To Your Daughter": Obwohl Aiken fast alle Tracks auf diesem Album selbst komponiert hat, befinden sich auch zwei Coverssongs auf dem Silberling, wobei einer davon der oben erwähnte Klassiker ist. Dazu gesellt sich Guy Clarks "Blowin' Like A Bandit", das er sehr respektvoll behandelt (sprich kaum verändert) und zu einer tollen Ergänzung der eigenen Stücke werden lässt. Herausstechend ist auch die spielerische Brillanz der mitwirkenden Musiker und der volle, warme und abrundende Sound der zwölf Songs.
Produziert hat Mike Aiken selbst, zusammen mit seiner musikalischen Partnerin und Gattin Amy, die dazu klasse Background Vocals (unter anderem bei "Thank You (My Buffet Tune)", "Talk To Your Daughter"), Washboard und Percussion beigesteuert hat. Immer wieder ein Balsam für die Seele des Musikliebhabers sind dazu die warmen Töne der Hammond B3, hier von Dennis Wage (der des Öfteren auch durch sein lockeres Honky Tonk-Piano positiv auffällt) beigesteuert. Weitere Akzente setzen Aikens Mandoline, Larry Berwalds Dobro und selbstverständlich die Lap Steel-Gitarren sowie Joe Spiveys Fiddle (man beachte "Blowin' Like A Bandit").
Neben den sehr gelungenen Coversongs erweist sich Mike Aiken ebenso selbst als hervorragender und vielseitiger Songwriter, der niemals Langeweile aufkommen lässt. Egal, ob beim flotten Opener "Jagger & Jones", dem trostvollen "Love You Tonight", dem Party-Song "Bottoms Up" oder dem mit achselzuckender Selbstironie gebrachten "Down In Daytona", das hat alles Hand und Fuß, ist glaubhaft und geht dazu auch noch wunderbar schnell ins Ohr. Wenn man zu diesem Gericht dann noch Aikens leicht kratzigen Bariton-Gesang hinzu gibt, ist klar, dass man am Schluss so rund und zufrieden ist, dass man eigentlich gar kein Dessert mehr braucht.
Die große Leichtigkeit des Albums entfaltet sich vor allem auf den beiden Songs, die untrennbar mit der Karibik bzw. dem Ozean zusammenhängen. "Find Me" ist eine Selbsterklärung Aikens und eine Ode an seine (neben Gattin Amy) große Liebe, die See. Klar wird auch, dass der Mann die musikalische Arbeit von Jimmy Buffett liebt, zelebriert bei "Thank You (My Buffett Tune)" und hervorragend in Szene gesetzt mit Reggae-Rhythmen und unter anderem Steel Drums, die uns in die richtige Südsee-Stimmung versetzen. Obendrein hat der gute Mike auch noch Humor, was sich während des gesamten Albums immer wieder feststellen lässt.
Mike Aiken ist dieser Tage auf Europa-Tournee und ein ganz dicker Tipp für die Freunde der Country-, Country Rock- und Americana-Mucke. Was dieses Album zu einem Besonderen macht, ist seine Vielseitigkeit, seine Lockerheit, das starke Songwriting, die musikalisch wie gesanglich hervorragende Umsetzung und die wasserdichte Produktion. Qualität setzt sich über kurz oder lang immer durch und wird somit von uns auch mit 9 von 10 RockTimes-Uhren belohnt. "Hula Girl Highway" ist bei weitem nicht so bescheuert wie sein Titel, sondern ein richtiges Schmuckstück, das jede ernstzunehmende Sammlung bereichern dürfte.
Line-up:
Mike Aiken (lead vocals, acoustic, electric, National Steel guitar, mandolin, harmonica)
Amy Aiken (background vocals, washboard, percussion)
Larry Berwald (acoustic & electric guitars, dobro, lap steel)
Ben Meyer (steel drums)
Dennis Wage (piano, Hammond B3, accordion)
Dennis Holt (drums, percussion)
Bobby King (bass)
Steve Bryant (bass)
Dug Grieves (electric guitar)
John Conley (electric guitar)
Tony Paoletta (pedal steel)
Joe Spivey (fiddle)
Tracklist
01:Jagger & Jones
02:Thick Black Water
03:Love You Tonight
04:Find Me
05:Jump Up
06:This Here Mandolin
07:Blowin' Like A Bandit
08:Down In Daytona
09:Bottoms Up
10:Thank You (My Buffet Tune)
11:Talk To Your Daughter
12:Banana Republic
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