Spielzeit: 60:11 Medium: CD Label: inakustik, 2007 Stil: Blues Review vom 14.11.2007 Joachim 'Joe' Brookes

Miller Anderson spielte schon in so mancher Band Gitarre: So z.B. bei Keef Hartley, Savoy Brown, Mountain, The Strawbs, T. Rex oder Chicken Shack. Momentan findet man ihn im Line-up der Spencer Davis Group.
Der über Sechzigjährige Gitarrist und Sänger hat folglich ein Teil Musikgeschichte gestaltet. Als Aufgalopp zu einem neuen Album, das im Frühjahr 2008 erscheinen soll, legt das deutsche Label inakustik "Bluesheart" (im Original aus 2003) nochmals auf.

Für das Vorliegende begab sich der Schotte mit der Norman Beaker Band ins Studio. Neben fünf Eigenkompositionen finden wir auf dem Album weitere vier Coversongs sowie einen Track, den er zusammen mit der Beaker Band komponierte.

Anderson spielt auf der einen Seite deftige oder groovende Blues Rock-Nummern, die ihn auch als versierten Songschreiber auszeichnen.
So ist schon der Opener "High Tide And High Water" gespickt mit einem verzerrten Gitarrensound und Soloeinlagen des in Houston geborenen Musikers.
Das langsame atmosphärisch dichte "Fallin Back Into The Blue" ist geprägt von akustischer Gitarre. Hier und da lässt Anderson das Bottleneck über die Saiten gleiten und der Sänger Anderson hat eine prima Bluesstimme, die bis in die tieferen Tonlagen reicht. Auch an der Harp gibt er eine gute Figur ab. Die Nummer, wie der erste Song, im Trio eingespielt, kann gefallen, denn er verfügt über eine Vielfalt an Gitarrenklängen.
Das stampfende "Little Man Dancing", in dem das Trio durch Dave Baldwin an den Tasten ergänzt wird, geht geschmeidig in die Gehörgänge. Andersons 6-Saiter wird auch über das Wah Wah-Pedal gespielt.
Nichts gegen den Baldwin, aber für "Help Me" hat sich der Schotte genau den richtigen Keyboarder ins Studio geholt: Jon Lord gibt der Nummer die richtige Würze. Der Mann hat es einfach und diese Ausgabe des R. Miller-Titels befindet sich locker auf Augenhöhe mit Versionen von John Mayall oder Peter Green.

Leider kann Anderson im 10-minütigen Howlin' Wolf-Medley "Smokestack Lightnin'/Wang Dang Doodle" nicht so recht punkten. Es groovt abermals klasse, die Rhythmusabteilung leistet hier ganze Arbeit, aber das war es auch schon. Miller lässt schöne Howls vom Stapel, Baldwin spielt ein gutes Solo, aber irgendwie fehlt dem Track das, was ihn zu einem Ausnahmesong macht.
Zu oft hat man den Klassiker "House Of The Rising Sun" schon gehört! Gesanglich bleibt Anderson auf einem durchschnittlichen Niveau, aber seine Gitarrenarbeit ist hier erste Sahne. So gesehen lohnt es sich schon, dem Track die eine oder andere Wiederholung zu gönnen.

"Houston (Scotland)", eine Rock'n'Roll-Ode an seinen Geburtsort ist eine gute Nummer mit typischen Gitarreneinlagen. Die Nummer sollte in einem Club jedes Publikum auf die Beine bringen. Musikalisch bietet der Track nichts Besonderes.
Das Gegenteil ist in "Vigilante Man/Crossroads", dem zweiten Medley auf "Bluesheart", sehr wohl der Fall. Von Miller Anderson im Alleingang mit der Slide-Gitarre eingespielt, hebt der Song den Level des Albums deutlich. Das balladeske "Sending Me Angels" verfügt über eine herrliche Melodie ohne Blues-Strukturen, wobei besonders die Backing Vocals von Irene und Doreen Chanter zu gefallen wissen.
Acht Minuten echten Slow-Blues gibt es, abermals mit Lord an den Tasten, wenn "Runnin Blues" erklingt. Hier passt alles!

"Bluesheart" hat seine kleinen Highlights, ist aber über die gesamte Spieldauer zu schlicht, um mehr als 5 von 10 RockTimes-Uhren verdient zu haben. Folglich warten wir gespannt auf das neue Album, denn Miller Anderson kann es besser.

Line-up:
Miller Anderson (vocals, guitars, synth keyboards, harmonica)
John Price (bass)
Paul Burgess (drums)
Dave Baldwin (electric piano, Hammond, piano, keyboards)
Norman Beaker (guitar)
Jon Lord (Hammond Organ - #4, 6)
Irene Chanter (backing vocals - #8)
Doreen Chanter (backing vocals - #8)