Mehrere Stichwörter auf der in-akustik-Seite machten neugierig: »…Weihen des authentischen Blues…« und »... der vor stilistischen Grenzen nicht halt macht...«
Dann erreichte "Living For Love" den untersten Niederrhein und es wurde zunächst im Booklet geblättert. Neben Pete Alderton tauchen ausschließlich Musiker mit deutschen Namen auf.
Die nächste Überraschung war ein kurzer Besuch auf seiner Homepage: Deutschsprachige Biografie, Tourtermine in Deutschland.
Donnerwetter: Noch nie etwas von Pete-Anthony Alderton gelesen oder gehört. Brookes hat sich zum Schämen schon in die Ecke gestellt!
Jetzt wird es aber Zeit, die CD in den Player zu legen. Akustische Gitarre, Mississippi-Delta, sonore Stimme, die uns etwas von »you just don’t get out of bed one day and decide to sing the Blues or even make a CD.« erzählt. Holla, ohne einen Ton gesungen zu haben, hört man ihm schon in "It Seems Strange..." gespannt zu.
"Evil Was Her Name"? Moment! Stopp, Stopp! Nicht das "Evil Was Her Name" von... Doch, es ist "She Said That Evil Was Her Name" von Ted Horowitz! Da hat sich Pete Alderton aber direkt mal ein fettes Sahnestück, im Original auf "Brooklyn Basement Blues" (1998), aus der riesigen Torte des Dicken genommen. Gut so, denn der kann eh auf die eine oder andere Kalorienbombe verzichten. Wow! Nicht das Pete den Track unbedingt runderneuert, aber was einem da an die Lauscher kommt, ist hochgradig infektiös.
Popa Chubby trifft auf J.J. Cale. Ganz leger verfeinert Carsten Mentzel den Track mit seinen Tastenklängen, womit sich diese Ausgabe dann deutlich von der Urfassung abhebt. Später gibt es den Song noch in einer Full Edit-Version.
Noch mehr Fremdkompositionen? Jetzt aber! Nach dem Großstadt-Blues wechselt Pete zum Hard Rock und holt Give Me All Your Love von der im Wind heftig schwankenden Palme runter. Die Gitarre zunächst im Hintergrund, kreiert Siggi Zufacher am Bass einen dezenten Groove, das Piano gesellt sich dazu und im Folgenden entwickelt sich ein superbes Wechselspiel zwischen Gitarre und Piano. Über allem Aldertons Stimme, die, in dem ohne Drums gespielten Track, beeindruckend ist.
"Baby I Love You" ( Calvin Russell) versetzt uns eher in nachdenkliche Stimmung.
Unmittelbar danach folgt das letzte Zitat: "The Loved" von Paul Weller, welches Pete mit Hingabe singt; seine Stimme ist flexibel, ohne sie großartig zu strapazieren.
Der Mann scheint mit beiden Beinen fest auf dem Boden des Lebens zu stehen, denn ohne diese gelassene Einstellung kann man nicht so singen.
Keine Hektik, man muss sich nichts beweisen, innere Ausgeglichenheit, sein Leben, in dem materielle Dinge nicht dominieren, im Gleichgewicht zu haben und dadurch die Aufgeschlossenheit zu besitzen, reflektieren zu können.
Die Liebe hat Alderton zum zentralen Thema seines Albums gemacht und jeder weiß, wie vielschichtig das sein kann.
Nicht ohne methodischen Grund hat man wohl die beiden Songs "I’m Sad" und den Titeltrack "Living On Love" direkt hintereinander gestellt, weil sie verdeutlichen, wie das mit der Liebe so sein kann.
In "I’m Sad" finden wir Textstellen wie:
»…wanna get right down and pray…«,
»…she chose a real bad time to leave me and I’m sad…«,
»…like a fool I’m all alone…«,
»…and the time it heal the pain…«
In "Living On Love" ist es anders:
»Well, I’m walking in that sunshine…«,
»…and I’m skipping over rainbows…«,
»…but when I see you walking through that door
I’m living on fresh air
I’m living on love, baby…«
Die Stimmungen werden musikalisch selbstredend diametral vermittelt. "I’m Sad", in Moll gehalten, verbreitet Schwermut.
Fluffy Guitar, der Refrain mit Fingerschippen, so kommt "Living On Love" daher.
Eingeleitet durch einen weiteren kurzen Wortbeitrag ("A Fool For Her Body"), geht es in "Witching Hour" ab. Elektrische Gitarre, Harp, Bass und ein höllischer Groove. Pete & Co. können auch anders. "A Taste Of Blues" hat vergleichbares Kaliber.
Was Pete Alderton uns zum Schluss in "The End Of The Day" mit auf den Weg gibt, lasse ich euch selber entdecken.
Der 1955 in England geborenen Blueser hat mich mit "Living On Love" beeindruckt und bei mir Wirkung hinterlassen, weil er seine kleinen Kunstwerke mit Authentizität und Offenheit weiterreicht.
Seine musikalischen Begleiter, die zum Teil die Songs mitschrieben, haben es verdient, ihnen an dieser Stelle Wertschätzung zukommen zu lassen.
Ergänzung (02.05.2014):
Das vorzügliche Album "Living On Love" erschien im Frühling 2014 als 'remastered edition'. Wenn dabei Hans-Jörg Maucksch seine Finger im Spiel hat, dann darf man ohne Zweifel davon ausgehen, dass ein Mehrwert an Klang garantiert ist. Hinzu kommt, dass es das Lied "Song For David" in einer komplett überarbeiteten Version zu hören gibt.
Aus meiner Sicht hat sich an der inhaltlichen Beurteilung der Platte nichts geändert. Das Album war 2006 schon eine besondere Empfehlung und so soll dieser ergänzende Hinweis als abermaliger Kauf-Vorschlag angesehen werden.
Line-up:
Pete Alderton (vocals/acoustic guitar - #6)
Carsten Mentzel (acoustic & electric guitar/bass/Fender Rhodes/keyboards/percussion/programming/backing vocals)
Dagobert Böhm (acoustic guitar - #5)
Siggi Zufacher (bass - #9, 10)
Michel Roggenland (drums - #5, 14, 16)
Tracklist |
01:It Seems Strange… (Intro) (0:35)
02:Evil Was Her Name (3:37)
03:Song For David (4:48)
04:Have The Roses Gone Dry (3:13)
05:I’m Sad (3:55)
06:Living On Love (3:12)
07:Jesus In A Bottle (3:50)
08:A Fool For Her Body (Skit) (0:46)
09:Witching Hour (3:11)
10:Give Me All Your Love (3:14)
11:I Still Remember… (Skit) (1:03)
12:A Taste Of The Blues (3:48)
13:Baby I Love You (3:37)
14:The Loved (4:01)
15:Evil Was Her Name (Full Version) (5:41)
16:Passing Ships (3:40)
17:The End Of The Day (Outro) (1:03)
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Externe Links:
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