Wenn man auf Tour ist, scheint das Leben einen besonderen Rhythmus zu bekommen. Man trifft nicht nur viele neue Leute, sondern bestimmt auch immer wieder alte Bekannte. Pete Alderton singt unter anderem über das lange Unterwegssein. Manchmal nehmen Künstler Hilfsmittel, um den vielleicht aufkommenden Stress zu ertragen ... "Red Red Wine". »Pete Alderton, der persönlich dem Alkohol abgeschworen hat, weiß durchaus, was es bedeutet, wenn man nicht auf der Sonnenseite des Lebens steht.«
Vom ersten Song an beeindruckt der Brite durch seine raue Stimme, die so toll zu den Liedern seines Albums "Roadside Preaching" passt. Dabei darf man in einem Atemzug gleich Ella Raven nennen. Sie singt quasi mit klarer, elfengleicher Stimme genau am anderen Ende der Leine und bildet somit einen klasse Kontrast zum Protagonisten. Ella Raven hören wir in "My Sweet Valentina", "Dance Me To The End Of Love" (aus der Feder von Leonard Cohen) und "Now".
Womit wir schon bei den wenigen Coversongs angekommen sind. In "Dance Me To The End Of Love" schraubt Pete Alderton seine Stimme phasenweise ganz tief in den Stimmbänder-Keller und Ella Raven ist hier eher die Duettpartnerin des mittlerweile in der Region Ostwestfalen-Lippe lebenden Künstlers. A cappella beginnend, setzt nicht nur der Gesang einen wunderschönen Schwerpunkt im Song. Thommy Heineckes Akkordeon setzt in der Begleitung sowie einem Alleingang herrliche Akzente und Christof Rosikon ist mit einem melancholisch gestimmten E-Gitarrensolo zur Stelle. Aus meiner Sicht bekommt das Avalance Quartet von Nits-Frontmann Henk Hofstede hier mächtig Konkurrenz, auch wenn sich dieses Projekt fast ausschließlich Leonard Cohen-Songs widmet.
"Roadside Preaching" beginnt mit Blind Willie Johnsons "Soul Of A Man". Welch ein stimmungsvoller Einstieg! Pete Alderton und Co. treten schon ganz zu Anfang als Überzeugungstäter auf. Erdiger Blues mit luftigem Sechssaitersolo steht auf dem Programmzettel. Leicht groovend ziehen die ersten knapp vier Minuten am Hörer vorbei. Das Stück verfügt über einen nicht von der Hand zu weisenden Haftungscharakter. Wie Buchstützen steht am Ende ein weiterer Coversong. Den T-Bone Walker-Klassiker "Stormy Monday" präsentiert uns der Protagonist mit seiner Blues-Harp und akustischen Gitarre in einer feinen Interpretation. Dabei wird man hellhörig, denn der Künstler versteht es überzeugend, zwischen den Originalnoten zu lesen und gewinnt der doch so oft gehörten Nummer interessante Aspekte ab. Klasse!
Allerdings besteht der Großteil der Tracks aus Eigenkompositionen. Pete Alderton ist ein hervorragender Blues-Singer/Songwriter. Er verpackt seine Lebens-Sichtweisen und -Beobachtungen in tolle Texte und von ihrer Aussagekraft her sind die bereits erwähnten "Red Red Wine" und "Lament For The War" nicht von ungefähr Nachbarn in der Tracklist. Die Lieder eines Pete Alderton sind vom gesungenen Wort her mahnend, musikalisch eher ruhig, mit herrlichen Refrains ausgestattete Kompositionen, die unter die Haut gehen.
Die Musiker wissen, wie man einen Song ins Grooven bekommt. Bestes Beispiel ist "Kiss My Blues Away". Hier sorgt in erster Linie der Bass, ebenfalls von Christof Rosikon gezupft, für diese besondere Rhythmik und der Hörer freut sich auch über einen Bottleneckeinsatz. Dieses Uptempo-Stück ist einer der Höhepunkte von "Roadside Preaching". Davon gibt es allerdings noch einige andere, denn Pete Alderton versteht es perfekt, sowohl Folk- als auch Country-Blues zu servieren. "Homesick" ist für mich die ultimative Ballade der Platte. Was schon vorher an Feeling transportiert wurde, wird hier fokussiert.
In der Ruhe liegt die Kraft eines Pete Alderton auf "Roadside Preaching". Über eine dreiviertel Stunde lang präsentieren er und seine Begleiter hervorragenden Zwölftakter, der nicht nur durch seine Liebe zum Genre, sondern auch Details in den Arrangements glänzt.
Line-up:
Pete Alderton (vocals, acoustic guitar, harmonica)
Christof Rosikon (acoustic guitar, electric guitar, bass, mandolin)
Thommy Heinecke (mandolin, accordion)
Ella Raven (vocals - #3,6,7)
Tracklist |
01:Soul Of A Man [Blind Willie Johnson] (3:36)
02:Curbside Blues [Pete Alderton] (3:45)
03:My Sweet Valentina [Pete Alderton] (3:58)
04:Kiss My Blues Away [Pete Alderton] (3:51)
05:Who's To Blame [Pete Alderton] (4:03)
06:Dance Me To The End Of Love [Leonard Cohen] (5:20)
07:Now [Pete Alderton/Udo Timmermeister] (4:08)
08:Red Red Wine [Pete Alderton] (5:13)
09:Lament For The War [Pete Alderton] (4:19)
10:Homesick [Pete Alderton/Paul Joses] (4:30)
11:Stormy Monday [T-Bone Walker] (4:54)
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Externe Links:
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