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Tori Amos / Night Of The Hunters
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Tori Amos hat sich einer musikalischen Liebe hingegeben und mit "Night Of Hunters" ein Album veröffentlicht, das dazu angetan ist, in mehreren Hördurchgängen erforscht zu werden. Amos widmet sich auf vorliegender Scheibe der Klassik. Fast alle Songs basieren auf Kompositionen von unter anderem Franz Schubert, Robert Schumann, Felix Mendelssohn, Enrique Granados, Frédéric Chopin oder Modest Mussorgsky.
Dennoch steht geschrieben: »All songs written by Tori Amos«.
Persönlich erklärt sie den Hintergrund zum Songzyklus so: »I have used the structure of a song cycle to tell an ongoing, modern story. The protagonist is a woman who finds herself in the dying embers of a relationship. In the course of one night she goes through an initiation of sorts that leads her to reinvent herself allowing the listener to follow her on a journey to explore complex musical and emotional subject matter. One of the main themes explored on this album is the hunter and the hunted and how both exist within us.«
Klassische Songs werden mit klassischen Instrumenten gespielt. Klar, Amos' Bösendorfer Flügel und ihr Tastenanschlag sind wie geschaffen für die Klassik. Über allem schwebt die Stimme der Protagonistin. Sie ist auf der Scheibe allerdings nicht ausschließlich zu hören. Einerseits wirkt ihre elfjährige Tochter Natashya Hawley und andererseits Nichte Kelsey Dobyns mit. Gleich im zweiten Track hören wir Hawley mit einer erstaunlich erwachsenen Stimme singen. Solo oder im Duett mit Mutter hinterlässt das Mädchen einen sehr positiven Eindruck.
Unter anderem begleitet sie das vierköpfige Apollon Musagète Quartet. Mit einigen wenigen weiteren Musikern hat die Amos Wert auf Intimität gelegt. Orchestral ist "Night Of Hunters" nicht. Umso größer drückt die amerikanische Songwriterin ihre Emotionen im Gesang aus. Die klassische Platte wurde bei der Deutschen Grammophon veröffentlicht.
Der bedeutende Komponist und Produzent John Philip Shenale (unter anderem Jane's Addiction, Tracy Chapman, Billy Idol, Buddy Guy, Robert Cray) hat die Streicher in perfekter Art und Weise arrangiert.
Wie es bei einem Rock-Album fast immer Standard ist, mit einer fetzigen Nummer loszulegen, macht es Tori Amos in "Scattering Sea" nicht anders. Oboe, Querflöte und Klarinette und das Streicherquartett sorgen für Schaumkronen auf den mächtigen Wellen und von Amos' Flügel hören wir harte Riffs. Dann wird es ruhiger, die See sanfter und lieblicher. Allerdings stellt dieser Teil nur ein kurzes Wellental dar, denn gegen Ende wird das Wasser wieder wild.
Tori Amos' vierzehn Klangerlebnisse sind episch, können berühren, machen nachdenklich, setzen farbliche Kontraste, fordern den Hörer, schweben, sind balladesk und rocken. Tori Amos überrascht, wie könnte es anders sein, mit ihrer ureigenen Interpretation der klassischen Vorlagen und selbst längerer Stück wie das fast neunminütige "Battle Of Trees" haben eine einzigartige Faszination. Neben melancholischen Stimmungen gibt es durchaus auch Phasen, in denen Hormone der Freude ausgeschüttet werden.
Auf ihre Art hat sie ein Meisterwerk erschaffen. Multitasking ist nicht: Entweder "Night Of Hunters" oder etwas anderes. Musikalisch lässt sich der rote Faden der Geschichte nachvollziehen und meines Erachtens wird diese Platte selbst die Fangemeinde spalten.
Nichtsdestotrotz ist Tori Amos mit viel Erfolg etwas gelungen, was vielleicht nur wenigen Künstlern im Musikkosmos vergönnt ist ... durch Souveränität in einem völlig anderen Genre zu überzeugen. Da gehört schon ordentlich etwas in die Waagschale, um solch ein Unterfangen zu dem werden zu lassen, was "Night Of Hunters" ist: ein Tori Amos-Meilenstein!
Line-up:
Tori Amos (Bösendorfer, vocals) Natashya Hawley (vocals) Kelsey Dobyns (vocals) Laura Lucas (flute, alto flute) Nigel Shore (oboe, English horn) Andreas Ottensamer (clarinet) Peter Whelan (bassoon) Luke Whitehead (contra bassoon) Apollon Musagère Quartet: Pawel Zaejski (violin) Bartosz Zachlot (violin) Piotr Szumiet (viola) Piotr Skweres (cello)
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