Babe Ruth / First Base
First Base Spielzeit: 20:11 (Side 1), 21:34 (Side 2)
Medium: LP
Label: Music On Vinyl (Cargo Records), 2015 (1972)
Stil: Rock



Review vom 06.01.2016


Markus Kerren
Eine Band, die ich eigentlich schon jahrzehntelang aus den Augenwinkeln angeschielt habe, die aus unerklärbaren Gründen aber nie den Weg auf meinen Plattenspieler bzw. die CD-Anlage fand, ist Babe Ruth. Umso schöner, dass vor einigen Monaten das Debüt "First Base" aus dem Jahr 1972 wieder auf Vinyl aufgelegt wurde und endlich auch den Weg in meine vier Wände fand. Die englische Combo um Mastermind Alan Shacklock und die stimmgewaltige Frontlady Janita 'Jennie' Haan entstand im Jahr 1971 aus den Ruinen der Gruppe Shacklock und ging etwa zwölf Monate später für ihren Erstling ins Aufnahmestudio.
Wie so manch andere Leidensgenossen auch galt der Prophet aus dem eigenen Land aber im Falle Babe Ruth ebenfalls nicht viel, sodass die Formation im Verlaufe ihrer relativ kurzen Karriere in den USA und vor allem Kanada deutlich erfolgreicher war, als in Großbritannien. Das Außergewöhnliche des Quintetts war, dass zu dem herkömmlichen Rock auch großangelegte orchestrale Parts gemischt wurden, was es von vielen anderen Bands abhob. Außerdem hatte der starke Gesang von Janita Haan einen erheblichen Anteil am Sound der Band.
Mit großem Elan und jeder Menge Feuer unter dem Allerwertesten wird die Scheibe von dem funkigen "Wells Fargo" eröffnet, das nicht nur durch seine druckvolle Umsetzung, sondern vor allem auch den starken Gesang von Miss Haan überzeugen kann. Sehr prominent ist auch das Saxophon von Brent Carter vertreten. Da fangen die Gliedmaßen von ganz alleine an zu zucken und die Nummer überzeugt auf ganzer Linie. Gekontert wird sie dann ebenfalls ganz stark von der Ballade "The Runaways", die vom Piano, einer wunderschönen todtraurigen Oboe und den tollen Vocals bestimmt wird. Im Verlauf kommen dann auch noch Streicher ins Spiel, die die Dramatik deutlich erhöhen. Klasse!
Mit "King Kong" hatten die Briten dann sogar noch das Cover eines Frank Zappa-Songs (von dessen Album "Uncle Meat") im Angebot. Auch hier überzeugt nicht nur die spielerische Qualität der Band, sondern ebenfalls das coole Arrangement mit dem abgedrehten E-Piano.
Und auch auf der zweiten Seite von "First Base" wird nicht nachgelassen. Eröffnet wird diese durch Jesse Winchesters "Black Dog", einer weiteren wunderschönen Ballade. Weiter geht's mit der ganz sich selbst zu eigen gemachten Ennio Morricone-Komposition "Für ein paar Dollar mehr", dem Titelstück des gleichnamigen Films. Auf ganz hohem Qualitätslevel wird die Scheibe dann von "Joker", einer weiteren Alan Shacklock-Nummer beendet, hier erneut mit tollem Duett-Gesang. Was für eine starke Debüt-Platte!
In den sechs Jahren ihres Bestehens hatte Babe Ruth immer wieder mit Personalwechseln zu kämpfen und die Sache war nach den Ausstiegen von Shacklock (nach dem dritten Album) sowie Haan (nach dem vierten) eigentlich gegessen. 1976 erschien mit "Kid's Stuff" zwar noch eine weitere Scheibe, danach war allerdings Schluss. Bis sich die Band 2006 für eine weitere Produktion ("Que Pasa") in fast der Originalbesetzung zusammenfand und seither sporadisch auch wieder Konzerte spielt.
Für das Debüt "First Base" gilt auf jeden Fall, dass es sich zu entdecken lohnt. Und dass das Ganze auf diesem 180g schweren Vinyl sogar noch mehr Spaß macht, will ich nur noch am Rande erwähnen.
Line-up:
Janita 'Jennie' Haan (lead vocals)
Dave Hewitt (bass)
Dick Powell (drums & percussion)
Dave Punshon (piano, electric piano)
Alan Shacklock (guitars, organ, percussion, lead & background vocals)

With:
Gaspar Lawal (congas, bongoes, kabasa)
Brent Carter (saxophone)
Harry Mier (oboe)
Peter Halling (cello)
Clive Anstee (cello)
Manny Fox (cello)
Boris Rickleman (cello)
Jeff Allen (drums - #A-2)
Tracklist
Side 1:
01:Wells Fargo
02:The Runaways
03:King Kong

Side 2:
01:Black Dog
02:The Mexican
03:Joker
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