Psychedelic-/Garage Rock im edlen Digipak. Die Band Baby Woodrose ist in einem Alter, in dem man schon einmal zurückblicken kann. Machen manche andere Formationen oder Künstler in einem wesentlich jüngeren Alter, oder wie heißt dieser musizierende Bube mit dem Nachnamen eines knuspernden, Dämme bauenden Tieres?
Lorenzo Woodrose & Co. haben auf "Kicking Ass & Taking Names" eine Sammlung von raren B-Seiten und Split-Single-Veröffentlichungen zusammengefasst. Mit vierzehn Nummern sausen dreizehn Jahren Band-Geschichte in einer rasanten Psychedelic-/Retro-/Garage Rock-Fahrt den Hang hinunter und nicht nur die Aufmachung der Verpackung ist sehr ansprechend. Im Wesentlichen findet der Hörer hier Kompositionen vom Frontmann. "6654321" stammt von den Troggs, "Beat City" führt zurück auf die Raveonettes und "That's How Strong My Love Is" ist eine von Roosevelt Jamison geschriebene Nummer, mit der unter anderem Otis Redding viel Erfolg hatte.
Mit wenigen Ausnahmen wurden die Songs von Lorenzo Woodrose, dem Bassisten Moody Guru und Fuzz Daddy am Schlagzeug eingespielt. "Kicking Ass & Taking Names" bietet höchst interessante Fundstücke. So haben die ersten fünf Tracks alle einen identischen Aufnahme-Ursprung. Sie wurden 2007 im Black Tornado-Studio eingespielt, fanden allerdings nie den Weg auf das damalige Album "Chasing Rainbows". Außerdem waren es die letzten Songs, die im original Baby Woodrose-Line-up auf Band gebannt wurden.
Ohne Umschweife und großartig erklärende Worte ist "Kicking Ass & Taking Names" ein sehr lohnenswerte Album. In dieser geballten Ladung bekommt man knackige Gassenhauer auch à la Kinks ("Bubblegum") oder als Platten-Abschluss eine relativ andere Sichtweise auf "That's How Strong My Love Is" geboten. Diese Otis Redding-Interpretation und "6654321" »came from the first studio sessions as a band, only a few months after the release of Blows Your Mind (2002) [...]«, wie der Frontmann im Text zur Platte schreibt.
So schließt sich auf vorliegender Platte schließlich der historische Kreis von Baby Woodrose.
So wurden aus geschichtlicher Sicht nicht einfach nur Songs gesammelt und hier fokussiert, sondern ganz bewusst auch Tracks abgeliefert, die man vielleicht nicht unbedingt so selbstverständlich im eigenen Regal findet, weil man seinerzeit die Singles gekauft hat. Oft ist es ja so, dass die A-Seite einer Single nur Datenträger für eine viel interessantere B-Seite ist, ganz gleich, ob es sich um eine Livenummer oder rares Material handelt. "Kicking Ass & Taking Names" erscheint auch als eine auf eintausend Platten limitierte, schwarze Vinyl-Ausgabe und als Download. Letzteres wird der schönen Digipak-Verpackung meiner Meinung nach wohl nicht gerecht.
Eines steht jedenfalls fest ... diese Compilation hat es in sich. Der Hörspaß ist groß und Baby Woodrose beleuchtet die eigene Vergangenheit sehr kompetent. Mit mehr oder weniger temperierter Härte kennt die Combo nur den geraden Weg zum Ziel. Das Hämmern in vielen Songs ist so wohltuend. Frappierend ist die Tatsache, dass das Musiker-Kollektiv von Beginn an über einen sehr gut zu identifizierenden Sound verfügt. Die Varianten innerhalb des Genres sind dennoch klasse, überzeugend und von hoher Qualität. Hier und hat Lorenzo Woodrose auch die akustische Gitarre geschultert. Im gemeinsamen Spiel mit der elektrischen Schwester und spacigen Keyboards gibt es dann mit "I Feel High" schon einen Primus inter Pares zu hören. Außerdem darf man in wenigen Blitzlichtern Baby Woodrose als den Meister des Garage-Psychedelic-Spaghetti Western-Experten bezeichnen.
Die Platte präsentiert von vorne bis hinten starke Songs. Die vierzehn Nummern offenbaren, wie gut sich die Band beziehungsweise Lorenzo Woodrose mit Erfolg über die Jahre frisch gehalten hat. Auch wenn mit Third Eye Surgery der Space Rock-Ausflug aus meiner Sicht nicht ganz gelang, kann man beim viel bodenständigeren "Kicking Ass & Taking Names" beide Daumen nach oben zeigen lassen.
Line-up:
Lorenzo Woodrose (vocals, guitar, drums, bass, harmonica)
Moody Guru (bass)
Fuzz Daddy (drums, organ)
With:
Dr. Johnson
The Adam
Johan Lei Gellett
Yobo
Geronimo
Tracklist |
01:Information Overload (2:35)
02:Good Day To Die (2:05)
03:Coming Around Again (2:31)
04:I Feel High (2:49)
05:Making My Time (2:44)
06:Long Way Down (2:52)
07:6654321 (2:16)
08:Light Up My Mind (2:51)
09:Bubblegum (2:02)
10:Too Far Gone (1:42)
11:Beat City (3:08)
12:Here Today Gone Tomorrow (4:01)
13:Live Wire (2:21)
14:That's How Strong My Love Is (2:58)
(all songs written by Lorenzo Woodrose exept #7 by R. Presley, #11 by S. wagner, #14 by R. Jamison)
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