Ed Anderson hat Wort gehalten, es sollte nicht allzu lange dauern, bis nach der formidablen EP Skin And Bones der lang erwartete Nachschlag mit "Vagabonds And Hooligans" folgen sollte. Die Wartezeit hat sich ohne Zweifel gelohnt. Fast intim und zerbrechlich tauchen Bilder von verlassenen Autos und vor allem Staub auf, den man spätestens, nachdem die Klänge des Titelsongs verhallt sind, auf den Zähnen zu spüren meint.
Eine Mischung aus Americana, Post Country und Roots Rock und mit gehöriger Indie Patina eröffnet dem Zuhörer eine teilweise bizarre Klangwelt von Trostlosigkeit und Alltagsbanalitäten.
"Undecided" kommt mit gefühlter Belanglosigkeit und sparsamer Instrumentierung, reduziert auf Stimme und Gitarre, im besten 60er Jahre-Outfit mit einem Hauch von Nirvana, der sich aber sofort wieder verflüchtigt. Folkige Modelle wie "Apparitions" und "Corinne" stehen stellvertretend für ein Studioalbum, das verhalten und teilweise narkotisierend in seiner Intensität wirkt.
Tagträume werden mit akustischer Reinheit und sehnsüchtiger Stimme generiert, um dann mit einer druckvollen Gitarre in die Realität transportiert zu werden.
"Green Eyed Soul" ist härter rockend, die Gitarren sind rootsig und fett, die Chorgesänge wabern in der heißen Wüstenluft und formen ein Panorama unverfälschten, traditionellen Songwritings.
Teilweise zähflüssig, wie Altöl aus einem abgewrackten, am Straßenrand vergessenen Chevy, ergießen sich die Gitarrenlicks auf den staubigen Asphalt, und werden von den Bassläufen krakelig eingerahmt.
Saloonatmosphäre breitet sich mit der Orgel aus, die "A Long Time" einleitet. Doch schon am Morgen danach: Die Bar ist leer und die Stimme klingt einsam und verlassen. Pianopassagen und das verletzliche Ego des tonalen Vorkämpfers sinnieren über den Lauf der Zeit, substituierbare Einsamkeit, die in dieser Form wohl derzeit keine andere Band wie Backyard Tire Fire anbieten kann.
"Tom Petty", eine sekundenkurze Hommage an große Vorbilder, die man sich nur in voller Länge wünschen kann, leitet das Vorspiel zu "The Wrong Hand" ein. Intensiv und eindringlich rinnt dieser Track wie Tequila durch die Venen. Langsam, fast in Zeitlupe eingespielt, formt die E-Gitarre die Melodie, sehnsuchtsvoll und mit leichten Surftakten versehen.
"Get Wise", mit echtem Garagenfeeling und knochentrockenem Drumming, schrammelt mit tollen Chorussen gekonnt in die Country Ecke. Klagend und mit Vibrato setzen die Gitarren lockere Akzente und lassen ein wohltemperiertes Stimmungsbild entstehen.
Einer der grandiosesten Rocker wird mit "Downtime" losgelassen. Wer solch einen Song schreiben kann, muss schon begnadet sein, im "Wild Thing"-Rhythmus werden Gitarrenwände aufgebaut, der Gesang ist scharf wie Chilli und die Hookline wie ein Gebet. Wahrlich, eine Rock'n'Roll-Ode zum niederknien. Im Mittelteil kommen Erinnerungen an James Gang mit "The Bomber" und "Closet Queen" hoch, und das anschließende Gitarrensoli wird analog zeittypisch kredenzt.
Mit "It's A Good Night", dem akustischen Abschluss, unprätentiös und karg romantisch instrumentiert, endet ein Album, das in der Grundtendenz ruhig und klassisch Roots-orientiert ist. Handgemacht und ehrlich in der Ausführung und meilenweit von jeder Hochglanzverpackung entfernt. Eine Mischung, die trotz oder gerade wegen ihrer zeitlosen Instrumentierung jetzt schon zu den Klassikern im Backkatalog dieses Trios aus Bloomington, Illinois, gezählt werden darf. Im Bedarfsfall ist Backyard Tire Fire erste Wahl.
Anmerkung: Am Wochende verlosen wir 10 Backyard Tire Fire-CDs, die uns Just Kicks für Euch zur Verfügung gestellt hat: Fünf mal die EP "Skin And Bones", sowie fünf Demo-Scheiben der Band. Also nicht vergessen: Vorbei schauen und mitmachen.
Tracklist |
01:Vagabonds And Hooligans
02:Undecided
03:Green Eyed Soul
04:Apparitions
05:Corinne
06:Long Time
07:Tom Petty
08:Wrong Hand
09:Don't Know What To Do
10:Get Wise
11:Downtime
12:It's A Good Night
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