|
BΛD HΛBIT / Above And Beyond
|
|||
|
Bad Habit bedeutet in der deutschen Übersetzung ja so was wie 'schlechte Angewohnheit' und wenn ich den Aussagen meiner Frau glauben schenken darf, bin ich mit diesem menschlichen Gut reichhaltig gesegnet worden. Das heißt allerdings noch lange nicht, dass ich deswegen für ein Review des neuen Albums "Above And Beyond" der schwedischen Formation Bad Habit von vornherein geradezu prädestiniert wäre.
Und, um ehrlich zu sein, auch wenn mein rockmusikalisches Spektrum sicher nicht zum kleinsten dieser Erde zählt, ist das Schaffen dieser Band, die immerhin schon 1986 vom einzigen noch aktuellen Mitglied Hal Marabel gegründet wurde (jetzige Besetzung: Bax Fehling - lead vocals; Hal Marabel - guitars, keyboards; Sven Cirnski - guitars; Patrik Södergren - bass; Jaime Salazar - drums) und auch schon acht Alben herausgebracht hat, gänzlich an mir vorüber gegangen.
[Ein Blick in unseren Index hätte da geholfen... Die Red.] Da ich ja oft hier bei uns den Feuerwehrmann für Scheiben spiele, die intern etwas schwieriger an die Frau oder den Mann zu bringen sind (das gilt vor allem für den AOR- / Melodic Rock- und Pop-Bereich), habe ich mich mal wieder selbstlos aufgeopfert, nachdem die Scheibe zu einem Ladenhüter zu avancieren drohte.
Beim ersten Hören des Werkes (wie so oft nebenbei, bei gedämpfter Lautstärke), dachte ich, oh Gott, was hast du dir da nur wieder angetan: Dünner kreischender Gesang, schmalzige Melodien, ständiges Synthesizer-Georgel, begleitet von einem recht dominanten achtziger Jahre-Flair, abgesehen von ein paar ganz guten Gitarreneinlagen.
Mittlerweile gute sieben bis acht Hörgänge später hat sich dieses Bild jedoch völlig gewandelt. Bax Fehlings Stimme (irgendwo zwischen Richard Marx und John Kilzer liegend, allerdings mit typischem skandinavischem Einschlag) erweist sich als sehr gut passend zu den wirklich stimmig arrangierten Songs, die sich nach und nach mit ihren oft markanten Refrains bleibend ins Langzeitgedächtnis des Rezensenten bohrten, was für ihn nach wie vor als einer der entscheidenden Faktoren bei der Beurteilung eines Stückes ins Gewicht fällt.
Die instrumentelle Umsetzung ist absolut auf hohem Niveau, die Produktion von Jonas Reingold (der auch schon das laut Kritiken beste Album der Band "Adult Orientation" begleitet hatte) ist sehr gelungen. Störend eigentlich nur der oftmals etwas übertriebene, bereits o.a. Synthie-Einsatz und mit "My Confession" und "Let Me Tell You" zwei überaus schmalzig triefende Nummern hintereinander, die in der Anfangsphase der zweiten Hälfte des Silberlings nach einem starken ersten Teil (Highlights: "I Don't Want You", "A Lot To Learn", "I Believe", "Above And Beyond") zu einer kurzen Talfahrt ansetzen, aber mit dem dann wieder starken Dreier-Pack "Surrender", "Calling Your Name" und "Never Gonna Give You Up" kompensiert wird. Klasse die immer wieder gut eingeflochtene Gitarrenarbeit von Marabel und Cirnski, die zur richtigen Zeit, dann auch mal ab und zu für etwas Härte sorgt.
Bad Habit haben mit "Above And Beyond" ein sehr gutes AOR- / Melodic Rock-Album skandinavischer Prägung kreiert, das alle typischen Anforderungen dieses Genres bestens erfüllt. Vertreter härterer Töne sollten vorab unbedingt ein Ohr riskieren und abwägen, ob das was für sie ist. Freunde der typisch melodischen Sounds und Achtziger-Fans dürften blind zugreifen können.
Eine meiner schlechten Angewohnheiten, manchmal vielleicht etwas zu schnell zu urteilen, wurde mir durch Bad Habit mal wieder eindrucksvoll vor Augen geführt. Das zeugt (vermutlich zur Freude meiner Frau) von einem hohen Grad an Selbsterkenntnis. Aber mit zunehmendem Alter wird ja auch unser Einer mal etwas reifer...
Externe Links:
|
